Weltraum / Luxemburg unterzeichnet Abkommen mit der NASA und sechs anderen Ländern
Luxemburg hat einen weiteren Schritt in Richtung Weltraum unternommen. Zusammen mit Vertretern aus sechs anderen Ländern und NASA-Chef James Bridenstine hat Wirtschaftsminister Franz Fayot am Dienstag das Artemis-Abkommen über die friedliche Erforschung und Nutzung des Mondes, des Mars, der Kometen und Asteroiden unterzeichnet.
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat sich ein ambitioniertes Ziel gegeben. Im Jahr 2024 will sie wieder Astronauten zum Mond bringen. Zum ersten Mal soll eine Astronautin die Oberfläche des Erdtrabanten betreten. Anders als bei den bisherigen bemannten Missionen zum Mond, geht es beim Artemis-Programm (benannt nach der Zwillingsschwester des griechischen Gottes Apollo, unter anderem ist sie Göttin der Jagd und des Mondes) auch darum, eine dauerhafte Präsenz der Menschheit auf dem Mond zu errichten. Ein weiteres Novum ist, dass Artemis, anders als Apollo, kein amerikanischer Alleingang werden soll, sondern Raum für internationale Zusammenarbeit bietet. In diesem Sinne haben die NASA, die USA, Australien, Kanada, Italien, Japan, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich und Luxemburg am Dienstag in einem virtuellen Meeting das Artemis-Abkommen unterzeichnet.
In 13 Punkten regelt das Abkommen die Eroberung des Sonnensystems und stellt so etwas wie einen Verhaltenskodex dar, zu dem sich die Länder verpflichten. In einem der Paragrafen verpflichten sie sich zum Beispiel, Astronauten, die in Not geraten sind, Hilfe zu leisten. In einem weiteren Abschnitt verpflichten sie sich, ihre Pläne für das nationale Vorgehen im Weltall transparent offenzulegen.
Abbau von Rohstoffen annerkannt
Für Luxemburg besonders interessant, wie der Direktor der Luxemburger Weltraumbehörde LSA, Marc Serres, bestätigt, ist ein Abschnitt über die friedliche Nutzung von Rohstoffen im Weltall. Die Mitglieder des Abkommens erkennen an, dass die Extraktion von Ressourcen aus Himmelskörpern nicht dem Artikel II des Weltraumabkommens von 1967 widerspricht. Diese Frage war aufgeworfen worden, als Luxemburg sein Space-Resources-Programm angekündigt hatte. Das Weltraumabkommen verbietet es einer Nation, einen Himmelskörper für sich zu beanspruchen. Rechtsgelehrte gehen davon aus, dass dies nicht verhindert, darauf Rohstoffe abzubauen und diese zu besitzen. Franz Fayots Vorgänger im Amt des Wirtschaftsministers, Etienne Schneider, hatte dies öfters mit Fischen in internationalen Gewässern verglichen. Die Gewässer gehören zu keinem Staat, die Fische daraus können aber sehr wohl entnommen und verwendet werden.
In einem weiteren wichtigen Artikel des Artemis-Abkommens verpflichten sich die Unterzeichner, ein Register ihrer Objekte im Weltall zu führen. Bislang tut Luxemburg das nicht. Darin würden zum Beispiel die Satelliten von Luxemburger Unternehmen wie der SES geführt werden. Darüber hinaus spricht das Abkommen den Umgang mit Schrott im Weltall an. Die Unterzeichner verpflichten sich, Abfälle zu vermeiden. Dies ist insofern wichtig, als umherfliegender Schrott zu einer Gefahr für Mensch und Technik werden kann. 1978 erklärte der NASA-Wissenschaftler Donald J. Kessler, dass mit zunehmender Aktivität die Gefahr von Kollisionen zunimmt, durch die wiederum neuer Schrott entsteht, der im schlimmsten Fall dafür sorgt, dass Weltraumaktivitäten und sogar die Nutzung von Satelliten unmöglich werden. Diese Idee ist heute als Kessler-Syndrom bekannt.
Danach gefragt, erklärte Wirtschaftsminister Fayot gestern, dass das Artemis-Abkommen keine Rechtswirksamkeit hat. Vielmehr handelt es sich um eine Absichtserklärung der Mitgliedstaaten. Unter diesen fehlen große Weltraumnationen wie Russland, China und Indien. Fayot sagte dazu, es stehe allen Staaten offen, dem Abkommen beizutreten. Auch stehe dieses Abkommen mit der amerikanischen Weltraumbehörde nicht im Widerspruch zu den bilateralen Abkommen, die Luxemburg in Sachen Weltraum mit anderen Ländern getroffen hat – darunter China.
Großer Schritt für ein kleines Land
Die Unterschrift unter dem Abkommen erfolgt drei Wochen, nachdem, fast unbeachtet von den Medien, eine Delegation der NASA in Luxemburg war, um sich mit Wirtschaftsminister Fayot und einer Reihe von Unternehmen aus der Branche zu treffen. In einer Mitteilung der US-Botschaft heißt es: „Die Delegation erörterte spezifische Möglichkeiten für luxemburgische Raumfahrtunternehmen, sich am Artemis-Programm der NASA zu beteiligen. Die Delegation bekräftigte auch die führende Rolle, die beide Nationen bei der Rückkehr von Mann und erster Frau auf den Mond spielen werden.“ Offiziell wurden bislang allerdings noch keine solchen Kooperationen bekannt gegeben.
Fayot sagte gestern, er sei stolz, dass Luxemburg als kleines Land am Artemis-Programm teilnehmen könne und sogar unter den ersten Ländern sei. Dafür verantwortlich seien die Anstrengungen und Erfolge, die Luxemburg mittlerweile im Weltraum-Bereich vorzuweisen habe. Dazu zählt Fayot die Forschung, die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft in diesem Bereich, aber auch das Gesetz über das Schürfen von Rohstoffen im Weltall von 2017.
US-Botschafter Randy Evans, der bei der Pressekonferenz nicht anwesend sein konnte, erzählte in einer Videobotschaft, wie er 1969 die erste Mondlandung verfolgte und sich dadurch für die Raumfahrt begeisterte. „Wenn wir in ein paar Jahren zusehen, wie die nächste Astronautin ihren Fuß auf den Mond setzt, können wir alle zusammen sagen: ,Wir haben dazu beigetragen, sie dorthin zu bringen.’“
Airbus erhält lukrative Weltraumaufträge
Im Rahmen des Internationalen Astronautischen Kongresses, der gerade zu Ende geht, hat die ESA gestern ihre neue Ausrüstung vorgestellt, mit der sie in den nächsten zehn Jahren das Sonnensystem erforschen will.
Dabei kommt Kooperationen mit europäischen Industrieunternehmen eine bedeutende Rolle zu. Bei einer Konferenz in Sevilla im letzten Jahr hatten die Mitgliedstaaten der ESA ein Rekordbudget zugesichert. Die nun angekündigten Verträge mit europäischen Unternehmen belaufen sich insgesamt auf rund 2,6 Milliarden Euro.
„Das nächste Jahrzehnt wird ein Jahrzehnt der Erforschung des tiefen Weltraums jenseits der Umlaufbahn der Internationalen Raumstation sein, in dem die ESA-Astronauten zum ersten Mal in der Mondumlaufbahn arbeiten werden“, so die ESA. Sie wird sich ebenfalls am Artemis-Programm beteiligen.
Eine starke Kollaboration wird es, wie bislang, mit Airbus geben. Der Multi soll unter anderem ein Modul für das Raumschiff „Orion“ bauen, das die Astronauten 2024 zum Mond bringen wird. Der italienisch-französische Konzern Thales Alenia Space wird damit beauftragt, Module zum Raumschiff „Gateway“ beizutragen, das in einen Mondorbit gehen soll und dort als Raumstation die Astronauten auf der Mondoberfläche unterstützen wird. Daneben hat die ESA Airbus mit der Entwicklung eines Mond-Landers beauftragt. Der „European Large Logistics Lander“ (EL3) soll dazu dienen, Fracht auf den Mond zu bringen. Das italienische Raumfahrtunternehmen Leonardo schließlich erhielt den Auftrag, ein Miniaturlabor zu konstruieren, das mit der russischen Luna-27 zum Mond fliegen soll.
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