Hintergrund / Luxemburg verzeichnet 1.000. Covid-19-Todesopfer – ein Überblick der Todeszahlen
Trauriger Meilenstein: Das Gesundheitsministerium hat am Mittwoch den 1.000. Corona-Toten gemeldet. Das Tageblatt hat sich die Corona-Todeszahlen genauer angeschaut und das Gesundheitsministerium dazu befragt – zum Beispiel, ab wann ein Verstorbener als Corona-Todesfall gilt und warum die „Santé“-Statistik zu dem Thema manchmal nachträglich korrigiert werden muss.
„Ich habe heute die schwere Aufgabe, vom ersten Toten zu berichten“ – das waren die Worte von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am 13. März 2020, als sie auf einer Pressekonferenz vom ersten Corona-Todesfall Luxemburgs berichtete. Ein 94-jähriger Mensch war damals der Covid-19-Erkrankung erlegen; zu diesem Zeitpunkt wusste man noch nicht so viel über das Virus mit der Fachbezeichnung SARS-CoV-2. Heute, rund zwei Jahre später, gibt es mehr Erkenntnisse – allerdings sterben nach wie vor Menschen an der Krankheit namens Covid-19. Am Mittwochabend meldete die „Santé“ den 1.000. Corona-Toten in Luxemburg.
Laut „Santé“ waren die Menschen, die im Großherzogtum seit Pandemiebeginn im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung starben (Stand 17. Februar 2022) im Durchschnitt 81 Jahre alt. In welcher Periode die meisten Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung starben, hat das Tageblatt beim Gesundheitsministerium nachgefragt. Die folgende Auflistung der Höchststände kam dabei heraus:
- Tag mit den meisten Todesfällen: 26. Dezember 2020 – elf Todesfälle. Jüngster Verstorbener: 53 Jahre, ältester Verstorbener: 90 Jahre, Durchschnittsalter: 77 Jahre.
- Woche mit den meisten Todesfällen: Kalenderwoche 48 (23. bis 29. November) im Jahr 2020 – 50 Todesfälle. Jüngster Verstorbener: 47 Jahre, ältester Verstorbener: 99 Jahre, Durchschnittsalter: 81 Jahre.
- Monat mit den meisten Todesfällen: November 2020 – 179 Todesfälle. Jüngster Verstorbener: 47 Jahre, ältester Verstorbener: 99 Jahre, Durchschnittsalter: 82 Jahre.
- Jahr mit den meisten Todesfällen: 2020 – 509 Todesfälle. Jüngster Verstorbener: 36 Jahre, ältester Verstorbener: 100 Jahre, Durchschnittsalter: 82 Jahre.
Neben den reinen Daten, die die Todesfälle sicherlich hin und wieder wie eine abstrakte Zahlenmasse statt wie reale Menschen wirken lassen, haben sich viele Menschen gefragt, ab wann jemand als ein Corona-Todesfall vermerkt wird. Auch in den sozialen Medien schrieben einige User unermüdlich zu Berichten über Todeszahlen: „An oder mit Corona gestorben?“
Das Gesundheitsministerium schreibt dazu in der Antwort auf die Tageblatt-Anfrage, dass nicht nur Menschen in die Statistiken einfließen, die ausschließlich an der Covid-19-Erkrankung selbst gestorben sind. Nach mehrfacher Nachfrage erklärt das Ministerium das anhand eines Beispiels: „Eine Person, die an einem Herzinfarkt, einem Autounfall, oder palliativ behandelt wird und bald stirbt, jedoch einen positiven PCR-Test hat, wird als Covid-Todesfall mitgezählt.“ Und: „Ja, ein Verstorbener gilt grundsätzlich als Covid-Todesfall, wenn Covid-19 nicht als Todesursache im Totenschein steht, jedoch trotzdem eine Corona-Infektion bekannt war.“ Todesfälle außerhalb von Einrichtungen wie Wohnheimen oder Krankenhäusern werden laut der „Santé“ anhand der Todesbescheinigungen identifiziert und an die Gesundheitsbehörden weitergeleitet, die sie zur Erstellung der täglichen Zahlen verarbeiten.
Definitionssache – Corona oder Covid-19?
Covid-19 zu haben oder mit dem Coronavirus infiziert zu sein – diese beiden Formulierungen beschreiben nicht immer die gleiche Sache. Covid-19 wird per Definition die Erkrankung genannt, die das Virus auslöst – das heißt, Covid-19 hat ein Patient dann, wenn er Symptome zeigt. Ist jemand nur mit dem Coronavirus infiziert und hat keine Symptome, ist er zwar infiziert, allerdings hat er dann nicht Covid-19.
Was die Krankenhauszahlen in den täglichen Fallzahl-Berichten angeht, so führt das Gesundheitsministerium bestimmte Krankenhauszahlen separat auf. Die Zahlen der Menschen, die wegen einer Covid-19-Erkrankung in Behandlung sind, werden getrennt von den Patienten aufgeführt, die aufgrund eines anderen gesundheitlichen Problems im Spital sind, aber Covid-19 haben oder positiv getestet sind. Zusätzlich dazu wird unter diesen Patienten noch einmal zwischen Normalstation und Intensivstation unterschieden.
Im Gegensatz zu den Unterscheidungen bei den Krankenhauszahlen, wird diese Differenzierung bei den Todeszahlen, die täglich auf covid19.lu abrufbar sind, nicht vorgenommen, bestätigt die „Santé“. Das Gesundheitsministerium schreibt dazu: „Die Schwierigkeit, Covid-Todesfälle in Echtzeit zu überwachen – wobei zwischen Todesfällen ‚wegen Covid’ und ‚mit Covid’ unterschieden wird – ist nicht nur in Luxemburg gegeben.“
Auch Guy Weber, der im Gesundheitsministerium die Abteilung Epidemiologie und Statistik leitet, sagt: „Diese Kriterien sind zu Beginn der Krise festgelegt und von der ‚Cellule de crise’ so validiert worden.“ Bei den Daten, die täglich von Krankenhäusern oder Pflegeheimen an die „Santé“ geschickt werden, sei es laut Weber nicht möglich, zwischen „an Covid-19“ und „mit Corona“ zu differenzieren – „die Datenkontrolle ist mühsam“, sagt er. Genauere Details zur Todesursache gebe es in mehreren Fällen erst im Totenschein, der komme allerdings oft erst Tage oder sogar Wochen nach dem Tod der Person bei der zuständigen Erfassungsstelle an – das erschwere die Echtzeiterfassung. Die Genauigkeit bei der Unterscheidung zwischen „mit“ oder „an“ wolle man laut Weber allerdings ändern: In Luxemburg und auch in anderen Ländern wie Deutschland gebe es derzeit Forschungen, die eine genauere und „harmonisierte“ Methode zur Erfassung der Covid-Todesfälle zum Ergebnis haben sollen.
Die besagte „mit oder an“-Diskussion gibt es auch in anderen Ländern – beispielsweise in Deutschland. Ein Bericht des öffentlich-rechtlichen Mediums ZDF vom 19. Januar beleuchtete die Komplexität der Statistiken zu den Todesfällen. Beispielsweise gebe es unter den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Unterteilungen bei den Todesursachen. „Viele Bundesländer unterscheiden bei den ‚mit Corona Verstorbenen’ nochmal zwei verschiedene Gruppen: die mit einer ‚anderen Todesursache’ und jene mit einer ‚unbekannten Todesursache’“, heißt es in dem Artikel. In Baden-Württemberg und dem Saarland hätten die Gesundheitsministerien angegeben, dass 90 Prozent der Fälle an Corona verstorben seien. In Hessen seien es lediglich 74 Prozent, so der ZDF-Autor – dort liege jedoch der Anteil der Corona-Toten mit „unbekannter Todesursache“ bei „hohen 18 Prozent“. Dr. Jean-Claude Schmit, Direktor der Luxemburger „Santé“, hatte die Zahl der „an Covid“-Gestorbenen laut einem Bericht des Luxemburger Wort auf 80 Prozent geschätzt, „mit“ seien demnach 20 Prozent gestorben.
Hin und wieder kommt es außerdem beim Melden der täglichen Corona-Zahlen in Luxemburg vor, dass sich die Zahl der gesamten Todesfälle in den entsprechenden Grafiken nach oben verändert, ohne dass in dem aktuellen Tagesbericht ein neuer Todesfall gemeldet wird. Eine Sprecherin erklärt das anhand eines Beispiels: „Person X verstirbt am 12. Februar an Covid – das heißt, der Todesschein wird auf den 12. Februar datiert. Es kommt vor, dass dieser Todesfall uns erst Tage später gemeldet wird, zum Beispiel am 17. Februar. Dieser Todesfall wird dann aber im Tagesbericht vom 17. Februar rückläufig auf den 12. Februar mitgezählt. Daher werden auch die Grafiken vom 12. Februar rückläufig angepasst. So können die nachträglichen Korrekturen entstehen.“
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