Eurovision 2024 / Luxemburger Auditions haben begonnen: „Wir suchen nach einem Original“
Die Entscheidung kam unerwartet: Luxemburg will nach 30-jähriger Abwesenheit 2024 wieder beim Eurovision Song Contest mitmischen – und die Erwartungen sind hoch. Am Mittwoch haben die ersten Auditions in der Rockhal begonnen. Das Tageblatt war vor Ort.
Das Tageblatt spekulierte noch im Mai, wen Luxemburg wohl zum Eurovision Song Contest 2024 in Malmö schicken wird. Wird es ein bereits etablierter Künstler aus dem Großherzogtum oder doch ein kompletter Newcomer? Die Entscheidung rückt immer näher. Nach einer ersten Selektionsphase finden von Mittwoch bis Donnerstag nun die Auditions in der Rockhal statt. Eine fünfköpfige Jury muss sich zwischen rund 50 Teilnehmern entscheiden, wovon nur fünf bis zehn in die nächste Runde ziehen dürfen.
Der ESC ist eine sehr spezielle Schiene und man muss nach den Regeln fahrenMedienkoordinator
Die Jury besteht aus bekannten Gesichtern der Eurovision-Welt, die Hauptverantwortliche, Tali Eskholi, war bereits mehrmals Juror in den ESC-Vorentscheidungen und zudem Produzentin des ESC 2019 in Tel Aviv. Auch Christer Björkmann, Produzent des ESC 2024 in Malmö, ist Mitglied der Jury bei den Luxemburger Auditions. Sie teilen das Juror-Pult mit Jan Bors, Cesár Sampson und Alex Panayi. Demnach gehört der Jury weder ein Luxemburger noch ein RTL-Mitarbeiter an – unter anderem, um die Neutralität bei der Auswahl bestmöglich zu wahren, wie Medienkoordinator Jeff Spielmann gegenüber dem Tageblatt meint. „Der ECS ist eine sehr spezielle Schiene und man muss nach den Regeln fahren“, sagt er weiter.
Bühne frei für …
Die 22-jährige Barkissa, Lokführerin in Ausbildung, bildet den Auftakt der Auditions. Sie tritt am Mittwoch mit gleich drei Songs vor die internationale Jury. Ihre Songs – so wie auch jene von vielen anderen Teilnehmern – stammen von externen Musikproduzenten, die gezielt für den ESC schreiben und komponieren. Darum lassen sich viele davon noch nicht im Internet oder in den Plattenläden finden, da sie erst offiziell publiziert werden, wenn sie es ins wirkliche Finale schaffen. Obwohl Barkissa dem Tageblatt keine Kostprobe geben darf – auch die Auditions sind geschlossen –, gibt sie aber den Titel ihres Lieblingssongs unter den Dreien preis: „Forever me“. Nach ihrem dritten Auftritt will sie nun erst mal nach sich schauen, sich keine Gedanken machen und die Entscheidung der Jury einfach auf sich zukommen lassen.
Auch die 27-jährige Daria tritt an dem Tag mit drei Songs vor die Jury – mit jedem Auftritt wird sie gelassener. Sie ist Erzieherin, arbeitet im Restaurant ihrer Eltern, fühlt sich aber auch auf der Bühne wohl: „Das Singen war schon immer Teil meines Lebens“, verrät sie.
Hugo One, 26 Jahre jung, arbeitet im Eventmarketing bei der Universität Luxemburg und ist ein riesiger Eurovision-Fan. Jedes Jahr veranstaltet er mit seinen Freunden eine ESC-Party, bei dem sie Eurovision-Bingo spielen (die Spieler erhalten ein Kreuz, wenn beispielsweise Pailletten, Feuer oder ein Oktav-Wechsel vorkommen) und im Laufe des Abends selbst ihre Punkte verteilen. Er singt bereits seit 20 Jahren, jedoch nicht professionell. Den Contest sieht er als eine perfekte Gelegenheit, um auf sich aufmerksam zu machen. Er hatte ein gutes Gefühl bei seinem Auftritt und hofft, dass die Jury seinen Auftritt und die Arbeit, die er darin gesteckt hat, würdigen kann. Hugo One trat mit zwei Songs an, sein Favorit „Summer Palpitations“ wurde bereits zum zweiten Mal beim Song Contest eingereicht (ist auch noch nicht offiziell veröffentlicht worden).
Mit Isaac Roosevelt tritt am Mittwoch auch ein bereits bekannteres Gesicht bei den Auditions auf. 2013 nahm der Vocalist der Band Funky P bei „The Voice Germany“ teil und war auch schon „Opening Act“ für die amerikanische Musikerin Pink. Roosevelt ist Fan von Lionel Richie und Joe Cocker. Er möchte Luxemburg mit einem eigenen Song beim ESC vertreten. „Ich habe mein Bestes gegeben“, sagt der nur so vor Energie strotzende 62-Jährige nach seinem Auftritt.
Wir suchen nach einem OriginalJurorin
In den vergangenen Monaten hatten bereits mehrere Luxemburger Künstler ihre Bewerbung für den Wettbewerb bekannt gegeben, darunter Edsun (seinen Song „Finally Alive“ hat er mit Mitgliedern der Band Francis of Delirium koproduziert) und Forsan. Die beiden Luxemburger Künstler und Kindheitsfreunde CHAiLD und Maz wollen Luxemburg mit ihrem gemeinsamen Song „Night Call“ vertreten. Ihre Auftritte stehen aber erst noch an.
Kein unbeschriebenes Blatt
Luxemburgs Rückkehr kam recht unerwartet – und diese will nun gut geplant sein. Die Organisatoren aus Luxemburg wollen sich keine Blöße geben, denn trotz seiner 30-jährigen Abwesenheit bei dem Wettbewerb belegt Luxemburg – gemeinsam mit Großbritannien und Frankreich – immer noch den 2. Platz für die meisten eingefahrenen Siege. Demnach ist das Großherzogtum keineswegs ein unbeschriebenes Blatt: Bereits fünfmal stand das Ländchen auf dem Siegertreppchen des Gesangswettbewerbs.
Erfreut, aber auch überrascht waren die Organisatoren über die große Zahl der Bewerbungen und Einsendungen: Rund 500 Songs wurden eingereicht, rund 300 Künstler haben sich angemeldet. In der Vorentscheidungsrunde bleiben nun knapp 50 Künstler und 70 Songs, zwischen denen sich die Jury entscheiden muss.
„Luxemburg hat ein großes Erbe“, meint Jurorin Tali Eskholi. Die Jury trage demnach eine „große Verantwortung“, um diesem gerecht zu werden. „Alles dreht sich um einen guten Song“ („It’s all about a good song“), meint Juror Christer Björkmann. Die Jury sei entschieden, diesen für Luxemburg zu finden. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass nicht einzig und allein der beste Song Garant für den Erfolg beim ESC ist. Die Jury orientiert sich an drei Hauptkriterien, sie sucht nach dem besten Song, dem besten Sänger und der besten Performance. Alle drei seien ausschlaggebend: „Wir suchen nach einem Original“, so Eskholi. „Wir müssen das Spiel spielen.“
Anfang Dezember werde bekannt gegeben, wer es durch die Vorentscheidungsrunde geschafft hat und an der Live-Show im Januar teilnehmen wird, teilt Spielmann mit. Doch auch danach darf sich Luxemburgs Kandidat nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Er oder sie soll gecoacht und bestmöglich auf den Auftritt in Malmö vorbereitet werden, verrät Spielmann.
Fünf Siege für Luxemburg beim ESC:
1961: Jean-Claude Pascal – „Nous les amoureux“
1965: France Gall – „Poupée de cire, poupée de son“
1972: Vicky Leandros – „Après toi“
1973: Anne-Marie David – „Tu te reconnaîtras“
1983: Corinne Hermès – „Si la vie est cadeau“
Außerdem war Luxemburg viermal Gastgeber und hat 37-mal teilgenommen. (Red.)
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Camillo Felgen lebt.
Et gi vill Dommheeten vir Steiergeld ze verpolveren. D’Eurovisioun ass de Spëtzekandidat 🙁
Do gëtt d^Geld zur Fënster erausgehäit. Et wir besser fir aner Zwecker hei am Land investéiert.
Wéi wier ët dann mam Tonnar: “ Leck mech am A……, ech fueren op d’Belsch Plaasch ……. “ ?