Prävention / Luxemburger Kampagne gegen häusliche Gewalt soll potenzielle Täter ansprechen
Das Luxemburger Rote Kreuz startet in Zusammenarbeit mit Gleichstellungsministerin Taina Bofferding eine Kampagne zur Bekämpfung häuslicher Gewalt. Dabei sollen laut der entsprechenden Pressemitteilung von Bofferdings Ministerium gezielt potenzielle Täter oder auch Täterinnen angesprochen werden, damit künftige mögliche Vorfälle dieser Art verhindert werden können.
Kampagnen, die im Kontext von häuslicher Gewalt ins Leben gerufen werden, richten sich häufig an die Betroffenen, die in ihrem eigenen Zuhause körperlich oder auch verbal angegriffen wurden. Dabei kann es sich um Männer, Frauen oder auch Kinder handeln. Luxemburg bekommt allerdings bald eine Kampagne, die die potenziellen Täter oder Täterinnen ansprechen soll. Das geht aus einer Pressemitteilung des Ministeriums für Gleichstellung von Frauen und Männern vom Donnerstag hervor. Dafür arbeitet das Ministerium mit dem Dienst „Riicht eraus“ des luxemburgischen Roten Kreuzes zusammen.
„Niemand sollte unter häuslicher Gewalt, verbalen, sexuellen oder physischen Übergriffen leiden“, sagt Bofferding bezüglich der neuen Kampagne. Sie sei davon überzeugt, dass eine „angemessene Unterstützung“ der Täter einer der Schlüssel zum besseren Schutz der Opfer sei. „Denn weniger gewalttätige Menschen bedeuten auch weniger häusliche Gewalt“, schlussfolgert die Ministerin.
Zur Erinnerung: Im Großherzogtum wurden im Corona-Jahr 2020 rund 11 Prozent mehr Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt verzeichnet als im Jahr davor. Das geht aus den Statistiken des vergangenen Jahres hervor, die im Juni unter anderem von Gleichstellungsministerin Taina Bofferding (LSAP) vorgestellt wurden. Die erhöhten Zahlen könnten demnach allerdings auch ein Hinweis darauf sein, dass häusliche Gewalt häufiger gemeldet werde. Zu finden ist sie in allen Altersklassen, sozialen Schichten und Nationalitäten. Betroffen sind nicht nur Frauen, doch sie stellen den Großteil der Opfer.
Für Täter im Kontext von häuslicher Gewalt sei die Beratung durch das Team von „Riicht eraus“ ein Ausweg aus dem Teufelskreis der Gewalt, erklärt Michel Simonis, Generaldirektor des Roten Kreuzes. Das Gesprächsangebot solle die Täter ermutigen, sich ihres inakzeptablen Verhaltens bewusst zu werden, ohne von den Mitarbeitern verurteilt zu werden, heißt es in der Pressemitteilung. Zudem solle erreicht werden, dass sie Verantwortung für eine Änderung ihres Verhaltens übernehmen. Deshalb fordere die Kampagne die Menschen auf, sich an das Rote Kreuz zu wenden: „Ein Gespräch mit einem Berater kann ihnen helfen, weiterzukommen“, schreibt das Ministerium.
Ein Anstoß für die Präventionskampagne sei unter anderem die Pandemie gewesen: „Wir haben uns entschlossen, diese Kampagne jetzt zu starten, da wir in den letzten anderthalb Jahren eine Ausnahmesituation erlebt haben, die zu Spannungen innerhalb des Hauses führen kann“, sagt Laurence Bouquet, Geschäftsführerin von „Riicht eraus“. „Obwohl wir während der Gesundheitskrise immer präsent waren, halten wir es für notwendig, die Öffentlichkeit daran zu erinnern, dass wir da sind, um zu verhindern, dass diese Spannungen explosionsartig ausbrechen.“
Hilfesuchende können sich laut der Kampagne unter der Telefonnummer +352 27 55-58 00 an das Rote Kreuz wenden – oder auch per E-Mail an riichteraus@croix-rouge.lu.
Anlaufstellen für Betroffene von Gewalt
VISAVI: Informations- und Beratungsdienst für Frauen
E-Mail: organisation@fed.lu
Telefon: +352 49 08 77-1
LOG-iN: Beratungszentrum für Frauen
E-Mail: login@foyersud.lu
Telefon: +352 54 57 57
SOS détresse: für alle Personen in Krisensituationen
Telefon: +352 45 45 45
Anonyme Online-Beratung
(Ebenfalls Anlaufstelle für Gewalttäter:innen)
Cigale: Schwul-lesbisches Informationszentrum (LGBTIQ+)
E-Mail: info@cigale.lu
Telefon: +352 26 19 00 18
InfoMann: Beratungszentrum für Männer
E-Mail: info@infomann.lu
Telefon: +352 27 49 65
(Ebenfalls Anlaufstelle für Gewalttäter:innen)
KJT: Kinder- und Jugendtelefon
Telefon: +352 11 61 11
Umedo: medizinisch-rechtliche Spurensicherung bei Gewalt
Richtet sich an Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt, die (zum gegebenen Zeitpunkt) keine Anzeige erstatten wollen – rund um die Uhr erreichbar
Telefon: +352 621 85 80 80
E-Mail: info@umedo.lu
Bei unmittelbarer Gefahr: Polizei unter der Telefonnummer 113 anrufen!
Bei Verletzungen: Notruf und der Telefonnummer 112 wählen.
Weitere Texte zu dem Thema
– Frauen müssen darüber reden – Wie es ist, von häuslicher Gewalt betroffen zu sein
– Trotz „Bleift doheem“: Opfern häuslicher Gewalt die Hand reichen
– Editorial: Gute und schlechte Zahlen – häusliche Gewalt in Pandemie-Zeiten
- Montag könnte der erste Schnee nach Luxemburg kommen – Sturmpotenzial ab Dienstag - 14. November 2024.
- Regierung bestätigt laut „déi gréng“ Kürzung bei medizinischem Cannabisprogramm - 13. November 2024.
- „Mischo gefährdet den sozialen Frieden“: Gewerkschaften verlassen Ausschusssitzung vorzeitig - 8. Oktober 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos