Finanzplatz / Luxemburger Privatbanken verwalteten 2021 so viel Geld wie niemals zuvor
Weder das Abschaffen des Bankgeheimnisses noch die Corona-Krise haben den aktiven Finanzinstituten im Private Banking in Luxemburg geschadet. Die hiesigen Privatbanken verwalteten zum Ende des Jahres 2021 so viel Geld wie noch niemals zuvor.
Zum Ende des Jahres 2021 erreicht das von den Luxemburger Privatbanken verwaltete Vermögen den neuen Rekordwert von 600 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von beeindruckenden 18 Prozent, wie aus dem Ergebnis einer rezent veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Das Vermögen, das wohlhabende Privatkunden den Luxemburger Banken anvertraut haben, belief sich Ende 2020 auf 508 Milliarden Euro. Ende 2019 waren es „nur“ 466 Milliarden Euro gewesen.
Dieser starke Zuwachs ist mit drei Faktoren zu erklären, die die „Association des banques et banquiers, Luxembourg“ (ABBL) letzte Woche in einer Pressemitteilung auflistet. So haben sich die an den Märkten angelegten Gelder gut entwickelt, Kunden haben den Finanzinstituten mehr Geld anvertraut und auch Banken, die nach dem Brexit Teile ihres Geschäfts nach Luxemburg verlagert hatten, haben erneut zusätzliche Vermögenswerte mit nach Luxemburg gebracht.
Insgesamt war 2020 das 13. Jahr in Folge mit ununterbrochenem Wachstum. 2018 belief sich das Geldvolumen noch auf 395 Milliarden Euro. Seit 2008 (225 Milliarden) hat sich das von den Luxemburger Privatbanken verwaltete Vermögen deutlich mehr als verdoppelt.
Die „vermögende Kundschaft“ hat sich letztes Jahr derweil, wie bereits in den Jahren zuvor, weiter verändert. Der Anteil der Kunden, die weniger als eine Million Euro auf ihren Konten haben, ist weiter geschrumpft. Er stand (Ende 2021) nur noch für rund sechs Prozent am Vermögen, das die Luxemburger Privatbanken verwalten. Vor zwei Jahren waren es noch 8 Prozent – 2011 hingegen stattliche 24 Prozent. Die sehr reichen Kunden (über 20 Millionen Euro angelegt) stehen mittlerweile für mehr als die Hälfte (60 Prozent) der Kundeneinlagen. 2018 waren es erst 41 Prozent der Gelder gewesen.
Mehr Gelder aus Großbritannien
Angelegt haben die „vermögenden Kunden“ den größten Teil ihrer Gelder, ähnlich wie in den Vorjahren, in Investmentfonds (38 Prozent), in Aktien (30 Prozent) und in Anleihen (8 Prozent). 18 Prozent liegen als Geld auf Sparkonten und in Sparbüchern.
All diese Zahlen stammen aus der bereits traditionellen „Private Banking Survey“, einer Umfrage von der ABBL mit der Finanzaufsicht CSSF und dem Beratungsunternehmen KPMG. Ziel der Umfrage ist es, einen Einblick in den Zustand des Private-Banking-Sektors in Luxemburg zu erhalten, die Trends in der Branche zu messen und zukünftige Herausforderungen zu identifizieren.
Angaben zur Zahl der Kunden der Privatbanken werden in dem Papier nicht gemacht. Doch klar ist, dass der „belgische Zahnarzt“ zusammen mit dem Bankgeheimnis aus Luxemburg abgezogen ist. Ersetzt wurde er durch weniger, doch viel reichere Menschen.
Der allergrößte Anteil der Vermögenswerte der Privatbanken (86 Prozent) stammt aus Europa: etwa ein Fünftel (20 Prozent) aus Luxemburg, gefolgt von Großbritannien, Belgien, Italien und der Schweiz. Frankreich und Deutschland sind nicht mehr in den Top fünf. Im Jahr 2007 standen sie, zusammen mit Belgien, noch für 50 Prozent des gesamten Kundenvermögens. Großbritannien ist 2022 neu hinzugekommen.
Schwierige Zeiten für kleine Privatbanken
Das Thema „Rentabilität ist nach wie vor ein Problem für das Private Banking, insbesondere für kleinere Finanzinstitute, die unverhältnismäßig stark von den Kosten der Regulierung betroffen sind“, schreibt die ABBL weiter. Dies erkläre den Konsolidierungstrend, die Fusionen und Übernahmen bei den kleineren Instituten. Die Zahl der Finanzinstitute, die im Bereich Privatbank tätig sind, ist letztes Jahr um sechs auf nunmehr 48 gefallen. Im Jahr 2015 lag die Zahl der Privatbanken noch bei 66.
Die Zahl der Mitarbeiter im Geschäftsbereich Private Banking in Luxemburg ist derweil stabil bei rund 6.000 Personen geblieben. 2016 war mit 6.733 ein Höhepunkt bei der Beschäftigung erreicht worden. Die Gesamtzahl der Beschäftigten im Luxemburger Bankensektor lag zum Ende des Jahres 2021 bei 25.964.
Für das laufende Jahr gibt sich die „ABBL Private Banking Group Luxembourg“, nach mehr als zehn Jahren Wachstum, nicht so optimistisch: Es dürfe nicht vergessen werden, dass das Jahr 2022 leider anders begonnen hat, gibt sie zu bedenken. Die negativen Auswirkungen einer weiteren Krise, sowohl auf die Realwirtschaft als auch auf die Finanzmärkte, seien zu spüren.
Als wichtigste Herausforderungen und Chancen für Privatbanken zeigen die Resultate der Umfrage auf die wachsende Digitalisierung der Kundenbeziehungen und das Aufkommen nachhaltiger Finanzen. Zudem sei die Rolle des Privatbankiers wegen anspruchsvoller gewordener Wünsche der Kunden noch komplexer geworden.
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