Editorial / Luxemburger Schulplan muss sich an eine komplexere Welt anpassen
Unsere Schulfächer sind nicht mehr zeitgemäß. Die Welt ist in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren um ein Vielfaches komplexer geworden: absichtlich komplizierte Finanzsysteme, Fertigprodukte mit seitenlangen Zutatenlisten, ungelesene Datenschutz-Einwilligungen, unbeachteter Klima- und Naturschutz und ein Bombardement von Falschinformationen im Web. Der Lernstoff muss sich an diese neue Realität anpassen. Schafft die Regierung diesen Übergang nicht, zieht sich Luxemburg Erwachsene heran, die von der Informationswelle, die ihnen im Berufsleben entgegenschwappt, überrollt werden. Denn überforderte Menschen sind nicht nur weniger produktiv, sondern vor allem anfälliger für Depressionen und andere psychische Krankheiten.
Ein Beweis für das realitätsferne Schulprogramm ist die „International Survey of Adult Financial Literacy“. Laut dieser repräsentativen Umfrage gelten nur etwa die Hälfte der Luxemburger als finanziell gebildet. Obwohl das Großherzogtum von den 39 untersuchten Ländern den fünften Platz belegt, heißt das auch, dass die Hälfte der Bevölkerung nicht richtig mit ihrem Geld umzugehen weiß. Und: Die jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren landen in der Kategorie Finanzwissen auf dem 24. Platz – das sei deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Länder. Das Niveau ihres Finanzwissens sei „mehr als alarmierend“, schreiben die Luxemburger Finanzaufsicht CSSF und die „Fondation ABBL pour l’éducation financière“ als Reaktion auf das Resultat.
Dabei gibt es das Problem nicht nur bei Finanzthemen. Vielen Menschen fehlt das nötige Wissen, um sich gesund zu ernähren. Was sind gesunde Fette? Warum sollen wir mehr Gemüse als Fleisch essen? Warum sind Hülsenfrüchte so gesund? Diese Fragen müssen junge Menschen, die sich selbst um ihre Ernährung kümmern, beantworten können. Eine gesündere Ernährungsweise bedeutet gesündere Menschen – sowohl physisch als auch psychisch. Was wiederum zu einer glücklicheren und produktiveren Bevölkerung führt.
Die momentane Regierung scheint sich der Problematik bewusst zu sein. Im CSV-DP-Koalitionsabkommen steht: „Die Themen Bildung für nachhaltige Entwicklung, sexuelle und emotionale Gesundheit, Prävention von Suchtverhalten, Finanzbildung, Staatsbürgerkunde, Ernährung und Lebensmittelproduktion werden stärker in die Lehrpläne der Schulen integriert. Der Lehrplan für das Fach ‚Vie et société’ wird angepasst.“ Bleibt allerdings abzuwarten, welche Priorität diesen Themen wirklich beigemessen wird.
Das ist eine lange Liste. Wenn diese Fächer sich nur eine Schulstunde pro Woche teilen müssen, stimmt die Gewichtung nicht. Sprachen, Mathematik und Wissenschaften sollen natürlich weiterhin essenzielle Aspekte des Schulplans bleiben, aber gute Kenntnisse in lebensnäheren Themen führen zu ausgeglicheneren und glücklicheren Menschen. Geld, Zeit und Ressourcen, die in Fächer des Alltags investiert werden, sind nie verloren. Das Schulsystem in seiner jetzigen Form wird diesen Herausforderungen einer immer komplexeren Welt allerdings nicht gerecht.
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Warum sollen Schüler etwas lernen. In den Primärklassen kann man nicht durchfallen. In den Oberklassen kann man kompensieren. Und wenn man nichts erlernt hat (nicht wollen, null Bock, zu dumm…..) so bekommt man Geld vom Staat um nichts zu tun. Was die Studenten sich erzählen; 5Stunden UNI, 5Stunden lernen pro Woche und Restliche Zeit Partys. Größte Anforderung ist der Führerschein!
@Romain / Fast so ist es!