Grenzregion / Luxemburger und Grenzgänger unite: Linke Militanten engagieren sich vor Frankreich-Wahlen in Thionville
Zusammen gegen den „Rassemblement national“. Das ist das Motto, unter dem sich zahlreiche Luxemburger und französische Grenzgänger in einer WhatsApp-Gruppe zusammengefunden haben. Sie wollen in Thionville dem Rechtsextremismus den Weg ins Parlament versperren.
„Nouveau front populaire/Luxembourg“ heißt eine WhatsApp-Gruppe, die am vergangenen Donnerstag gegründet wurde. Seitdem trudeln immer mehr Sympathisanten des neuen Linken-Zusammenschlusses in Frankreich im Chat ein. Sie alle verbindet in diesen Tagen eines: dem Rechtsextremismus in Frankreich in Form des „Rassemblement national“ von Marine le Pen und der „Reconquête“ unter Eric Zemmour den Weg ins französische Parlament versperren. Bereits am Montagmorgen wurden Flyer am Luxemburger Hauptbahnhof an die zahlreichen Pendler verteilt, am Dienstagabend ist eine größere Flyer-Aktion mit der Linken-Bewegung aus Thionville geplant.
Les gens sentent le souffle du boulet dans leur nuqueLinken-Militant, über den Kampf gegen den Rechtsextremismus in Frankreich
„Ich habe mir gleich gedacht, dass etwas unternommen werden muss, um den ‚Nouveau front populaire’ zu unterstützen“, sagt eine der Initiatoren, Flo Weimerskirch. Sie sei darauf aufmerksam gemacht worden, dass der zweite Organisator im Bunde, Brice Montagne, ebenfalls bereits Kräfte innerhalb der Luxemburger „Gauche“ mobilisiere. Daraufhin habe man sich zusammengeschlossen. „Frankreich ist das zweitgrößte Land in Europa“, sagt Weimerskirch, die einfach nur „ihren Teil beisteuern“ wolle. „Wir müssen uns dem Rechtsextremismus dort entgegenstellen.“
Grenzüberschreitende Union
Brice Montagne ist innerhalb der Luxemburger Linken kein unbekanntes Gesicht. Bereits beim Protest-Umzug im Garer Quartier hatte er sich mit einigen Mitstreitern an den Rand des Protestumzugs gestellt und dessen Vereinnahmung durch die ADR angeprangert. Für den Grenzgänger aus Hettange-Grande war es unumgänglich, dass man sich dem „Rassemblement national“ grenzüberschreitend entgegenstellen müsse. „Wir müssen eine internationale Strategie gegen den Rechtsextremismus entwickeln“, sagt Montagne. Auch deswegen, weil die europäischen Rechten auf zahlreiche Unterstützung von Milliardären zurückgreifen könnten. Elon Musk und der französische Medienmogul Vincent Bolloré werden als Beispiele genannt. „Wenn die Rechtsextremen weiter an Zustimmung gewinnen, werden wir uns in einer gefährlichen Situation wiederfinden“, sagt Montagne. Vor allem Randgruppen seien dann in Gefahr.
Am Europawahlabend habe man bereits einen Vorgeschmack erleben können. „Auf Facebook haben Menschen in Thionville dazu aufgerufen, Araber zu verprügeln“, sagt Montagne. Die Aggressionen würden sich vervielfachen, die Gefahr real. „Das alles ist nur 30 Kilometer von der Luxemburger Grenze entfernt.“ Dem gelte es, sich eben jetzt entgegenzustellen. Und das gelinge nur mit Präsenz vor Ort. „Wir müssen an zahlreichen Türen klingeln, um die Nichtwähler jetzt zu mobilisieren“, sagt Montagne. Den hohen Nichtwähleranteil erklärt sich der Militant dadurch, dass die Bevölkerung sich von der neoliberalen Politik verraten sehe. „In Luxemburg auch von einer LSAP, die den Gedanken an ein Ende des Kapitalismus mittlerweile aufgegeben hat.“
Dass die französischen Rechten die Europawahlen gewonnen haben, habe keinen der beiden überrascht – dass die französischen Linken so schnell zusammengefunden haben, dann schon eher. „Die Schnelligkeit, mit der das gemeinsame Programm erstellt wurde, ist eine Kriegserklärung an den Neoliberalismus“, sagt Flo Weimerskirch. Noch wolle man sich nicht geschlagen geben. „Die, die helfen wollen, können das in Thionville, Longwy und auch Audun-le-Tiche tun“, sagt Brice Montagne. Wenn ein Sieg gegen den „Rassemblement national“ gelingen soll, dann nur über die Einigkeit. „Les gens sentent le souffle du boulet dans leur nuque.“
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