Coronavirus / Luxemburger Unternehmen: Keine Leute, kein Material
Das Coronavirus greift in Luxemburg um sich. Besonders kleine und mittlere Unternehmen haben mit den Folgen des Covid-19 zu kämpfen, wie ein Unternehmer aus der Moselgegend gegenüber dem Tageblatt erklärt.
„Die Mutter eines Mitarbeiters aus dem nahen Grenzgebiet war vergangene Woche auf einem Konzert in Deutschland. Offenbar hatte sie Kontakt mit einer Person, bei der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus bestand. Sie steht jetzt unter Quarantäne. Ihr Sohn und Ehemann, die bei uns arbeiten, ebenfalls“, erzählt der Inhaber einer Firma. Bei einem Dutzend Mitarbeitern fielen diese beiden Krankheitsfälle deutlich ins Gewicht. Mehr noch: Aus Angst vor Ansteckungen lehnten die Mitarbeiter den Kontakt mit ihren Kollegen ab, noch bevor sie unter Quarantäne gestellt wurden. Der Chef hat Verständnis für das Verhalten seiner Mitarbeiter: „Bei uns fahren Dreierteams im Lieferwagen auf engstem Raum. Besteht der Verdacht auf eine Infektion bei einem Kollegen, will niemand mit ihm mitfahren. Nicht einmal jemand, der den Betroffenen eigentlich nach Hause fahren sollte.“
Der Chef erzählt, dass einige der Mitarbeiter, die den Kontakt mit dem Betroffenen abgelehnt haben, sich um ältere Menschen und Babys zu Hause kümmern müssen. „Ihre Reaktion ist nachvollziehbar“, sagt der Unternehmer.
Derzeit muss sein Betrieb außerdem mit weiteren Krankmeldungen auskommen, die nicht im Zusammenhang mit Corona stehen, erklärt der Unternehmer: „Insgesamt fehlt die Hälfte meiner Mitarbeiter.“ Ab Montag soll ein Teil von ihnen wieder die Arbeit aufnehmen, sodass die angelaufenen Projekte weitergeführt werden sollen.
Lieferengpässe kündigen sich an
„Aber auch das Material fehlt“, ergänzt der Unternehmer. Immer wieder schüttelt er ungläubig den Kopf und zuckt mit den Schultern. „Simples Zubehör, das in Italien hergestellt wird, wird nicht nach Luxemburg geliefert.“ Der Betrieb kann laufende Baustellen nicht umfassend bedienen, die Fertigstellung verzögert sich nach hinten. Auch im Bereich des Maschinenbaus, erklärt der Fachmann, muss mit Lieferengpässen in nächster Zeit gerechnet werden.
Seiner Ansicht nach wird das Virus in absehbarer Zeit auch die Großbaustellen ausbremsen. „Dort arbeiten viele Menschen zusammen. Man kennt die Kollegen wenig, weiß möglicherweise nicht, mit wem sie sich in der Freizeit treffen, ob darunter Kontakte aus Krisenregionen dabei sind. Die Bauarbeiter haben Sorge, die Infektion nach Hause zu tragen“, so der Unternehmer.
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