Petition / Luxemburgische Abiturientin will, dass Schüler leichter psychologische Hilfe bekommen
Wenn der Schuh drückt und Probleme aufs Gemüt schlagen, dann soll man sich nicht zurückziehen, sondern etwas dagegen unternehmen, sagt Sarah Thoss. Jugendliche mit psychischen Problemen würden aber nicht so ohne Weiteres über ihre Sorgen sprechen und um professionelle Hilfe bitten. Um diese Hemmschwelle zu überwinden, schlägt die 19-jährige Abiturientin in einer Petition vor, dass ein externer Psychologe in die Schule kommt, ähnlich der Visite des Schularztes.
Nein, Corona, die aktuelle Krise, habe nicht unbedingt etwas mit ihrem Anliegen zu tun, sagt Sarah Thoss. Die 19-Jährige hat trotz bevorstehendem Abitur in den vergangenen Monaten Zeit gefunden, um sich Gedanken über das Wohlergehen junger Menschen zu machen.
Sarah ist der Meinung, dass viele Jugendliche nicht so ohne Weiteres über ihre Sorgen sprechen, sich eher zurückziehen und davor zurückschrecken, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Um diese Hemmschwelle abzubauen und letztendlich der Selbstmordgefahr entgegenzuwirken, hat sie eine Petition eingereicht. In dieser fordert sie den Besuch eines externen Psychologen, der in die Schule kommen und den Jugendlichen zuhören soll, ähnlich der Visite des Arztes, der alle zwei Jahre vorbeischaut.
Die junge Frau weist auf Statistiken über Selbstmorde bei Jugendlichen hin und gibt zu bedenken, dass die Zahl der Selbstmordversuche womöglich 30 Mal höher liegt.
Das Eis brechen
Jeder Schüler müsste zu diesem Psychologen hingehen. Damit sei gewährleistet, dass niemand wegen eines solchen Besuches auffällt und vielleicht gehänselt würde. Worüber geredet wird, hänge aber ganz vom Willen des Schülers ab. „Sie können entweder darüber reden, wie es dem Schüler geht, was ihm auf dem Herzen liegt, oder diese Zeit kann für Aufklärung und Sensibilisierung über Jugenddepression und Jugendsuizid genutzt werden.“
Am Ende dieses rund 20-minütigen Gesprächs würde jeder Schüler darüber informiert, wie und wo er außerschulisch einen Psychologen aufsuchen könne, falls er oder sie dies möchte. Wichtig sei vor allem, dass durch ein solches Gespräch das Eis gebrochen wird und der Jugendliche eher von seinen Schwierigkeiten erzählen sowie erkennen würde, dass der Gang zum Psychologen keine Schande und kein Zeichen von Schwäche sei, so Sarah.
Direkter Auslöser für die Petition sei der Suizid eines gleichaltrigen Jungens vor ungefähr einem Jahr gewesen: „Seitdem mache ich mir sehr viele Gedanken über das psychische Wohlergehen der Jugendlichen. Ich habe innerhalb des letzten Jahres gemerkt, wie viele von ihnen mit Problemen kämpfen und Unterstützung bräuchten und wie wenige sich dann welche holen. Irgendwann habe ich selbst auch erkannt, dass es sehr schwer ist, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht, und selbst den ersten Schritt zu machen.“
Raus aus der Tabuzone
Dass es bereits einige Anlaufstellen für Jugendliche mit Problemen gibt, auch innerhalb der Schule, weiß Sarah. Doch beim Schulpsychologen bestehe die Gefahr, dass man von Mitschülern gesehen wird, und was die anderen Dienste anbelangt, sei es dort so, dass es die jungen Menschen sind, die den ersten Schritt machen und sich überwinden müssten. Ihre Petition habe zum Ziel, dieses Hindernis zu umgehen.
Auf den sozialen Netwerken versucht Sarah, für ihr Anliegen zu werben. Unterstützung bekommt sie dabei viel, sagt sie. Von Freunden und Familie, aber auch von der Schuldirektion und von Lehrern im „Lycée Aline Mayrisch“. Mit Psychiatern und Psychologen hat sie ebenfalls geredet. Einige Monate hat sie an „ihrer“ Petition gearbeitet. Sie einzureichen, sei nicht kompliziert gewesen.
Bis zum 26. Mai kann die Petition mit der Nummer 1516 noch von den Bürgern unterzeichnet werden. Wenn die nötige Anzahl an Unterschriften zusammenkommt, wird Sarah Thoss ihr Anliegen im Parlament erklären und zumindest dazu beitragen können, dem Thema das Stigma des Tabus zu nehmen. „Ich möchte, dass es den Jugendlichen nachhaltig besser geht!“, sagt sie. Eigentlich sollte das jeder wollen.
Zusätzliche Informationen und ein erklärendes Video finden Sie unter: http://cutt.ly/petitioun.
- Kirche in Metzerlach weiter auf dem Prüfstand, Gemeinderat genehmigte Zuschuss für „Eis Epicerie“ in Zolver - 17. Januar 2025.
- Nach Straftat in Esch wiederholt „Eran, eraus … an elo?“ eine alte Forderung - 9. Januar 2025.
- Haushalt 2025 im Zeichen von Bildung, Sport und Europa ohne Grenzen - 8. Januar 2025.
Wo sind die Ursachen dieser psychologischen Problematik?
Welche Rolle spielen Eltern heutzutage noch?
@d‘Mim
Es gibt viele verschieden Ursachen. Die Frage ist eigentlich diese, warum es Menschen, egal ob Jugendlichen oder nicht, nicht gut geht.
Hier ist der Fall, dass manche der Ursachen etwas mit der Schule zu tun haben, aber nicht alle. Trotzdem müssen Schüler neben diesen Problemen die Schule meistern.
Ich denke nicht, dass der Ansatz dieser Petition die Rolle der Eltern beeinträchtigt. Diese spielen die gleiche Rolle, tun das Gleiche und gewährleisten ihren Kindern idealerweise ebenfalls moralische Unterstützung. Falls dies nicht genügt wissen die Schüler hierdurch ja, dass sie immer noch auf professionelle Unterstützung zurückgreifen können, ohne dass es schlimm ist oder verurteilt werden sollte.