„Du Hauli!“ / Luxemburgische Beleidigungen und was ein Entenpenis damit zu tun hat
Die Nationalwahlen liegen hinter uns, die Ergebnisse stehen fest und bei verschiedenen Menschen hat sich deswegen Frust aufgebaut. Das Tageblatt hat sich angeschaut, wie man seinem Ärger auf Luxemburgisch Luft machen kann.
Mit Beleidigungen kann man verletzen oder necken – abhängig davon, welchen Begriff man benutzt. Beim Luxemburger Online-Wörterbuch LOD gibt es eine Kategorie, die „Frechheiten“ heißt. Darin sind etliche luxemburgische Beleidigungen – wie Trëllert, Topert oder Troterbatti – zu finden. „Die Frechheiten sind eine meiner Lieblingskategorien, weil ich immer wieder neue Wörter lerne oder alte neu entdecke“, sagt Luc Marteling, Direktor vom „Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch“ (ZLS), gegenüber dem Tageblatt.
Trotzdem: „Man tut sich schwer, für Frechheiten zu werben, aber ich würde es schade finden, wenn die alten luxemburgischen Beleidigungen verschwinden würden – sie haben ein gewisses Flair“, sagt Marteling. Sie seien heutzutage auch nicht mehr so frech gemeint, wie das einmal der Fall war. „Wenn man heute jemanden ‚Aaschlach’ nennt, ist das natürlich noch immer so frech wie früher“, sagt Marteling. Aber „du Hauli!“ nenne man eher einen Freund.
Das ZLS hat bereits etliche Bücher zu Luxemburger Redensarten oder Begriffen veröffentlicht. Das Zentrum spiele auch mit dem Gedanken, einen Buchband über luxemburgische Beleidigungen zu veröffentlichen. Darin sollen dann nicht nur ur-luxemburgsiche Schimpfwörter abgedruckt werden, sondern auch neue. „Wenn junge Menschen die älteren Wörter nicht gebrauchen, ist das nicht, weil sie sich dagegen entschieden haben, sondern weil sie sie nicht kennen“, sagt Marteling. „Hauli“ und „Klunni“ seien tolle Wörter.
Das Tageblatt hat sich zehn luxemburgische Beleidigungen genauer angesehen – zusammen mit dem Online-Wörterbuch LOD, Luc Marteling und dem Sprachhistoriker vom ZLS, Sam Mersch.
Bëlles!
Lümmel, Grobian: „Du kanns dee Bëlles do näischt ustellen, e mécht alles futti!“
Dieses Wort bezieht sich auf eine Person, die „bierelt“ – also schreit. Es gibt auch ein älteres deutsches Verb für schreien, das „büllen“ oder „bullen“ heißt. „Das Wort hat eventuell etwas mit dem Verb ‚billen’ zu tun“, meint Sam Mersch. „Es kann eine Frechheit sein, aber ein ‚Bëlles’ kann auch jemand sein, der bloß unbeholfen ist“, sagt Luc Marteling.
Dabo!
Schwachkopf: „Elo huet deen Dabo d’Luucht am Keller scho fir d’zweet brenne gelooss!“
Das Wort könnte seinen Ursprung laut Marteling in der französischen Gemeinde Dabo in den Vogesen unweit von Straßburg haben. In dieser Kommune habe es vor langer Zeit Inzucht gegeben, wodurch unter anderem Menschen mit geminderter Intelligenz dort gewohnt hätten. „Man findet noch andere Formen dieses Wortes in den deutschen Dialekten: Daps, taps, Dapp oder Tapper“, sagt Mersch. Der etymologische Zusammenhang kann wahrscheinlich mit dem Wort tappen gemacht werden – eventuell mit lautmalerischem Bezug. „Ein ‚Dabo’ war demnach ursprünglich eine Person, die nicht ordentlich gehen kann, sich schwerfällig bewegt oder sich nicht wie eine ‚normale’ Person verhält“, sagt Mersch. Diese Idee des „normalen“ Verhaltens habe sich nicht nur auf das Körperliche beschränkt, sondern auch auf den mentalen Zustand.
Dëlpes!
Tölpel, Trottel: „D’Kiche steet ënner Waasser, well deen Dëlpes vergiess hat, de Krunn zouzedréien!“
Das Wort habe etwas mit dem deutschen Begriff „Tölpel“ zu tun und habe ursprünglich eine einfältige oder dumme Person bezeichnet.
Intebinni!
Trottel: „Et kann een deen Intebinni wierklech näischt ustellen!“
„Das ist meine Lieblingsbeleidigung“, sagt Marteling. „Intebinni“ heißt wortwörtlich „Entenpenis“. „Binni“ leitet sich vom Wort „Bunnes“ ab und heißt Penis. Warum gerade das Geschlechtsorgan einer Ente für diese Beleidigung herhalten musste, ist nicht klar – möglicherweise wegen der Penisform, die einem Korkenzieher ähnelt. „Richtig viel würde das allerdings nicht erklären“, sagt Mersch. Aber: „Da muss man dann auch ein bisschen lachen“, meint Marteling.
Hauli!
Tölpel, Dummkopf: „Deen Hauli huet den Autosschlëssel an d’Toilette fale gelooss“
Wo genau das Wort herkommt, sei nicht klar. Aber ähnlich wie beim „Bëlles“ sei es möglich, dass es sich auf eine Person beziehe, die schreit („hurelt“) oder wimmert.
Klunni!
Dussel, Depp: „Elo wollt dee Klunni e Witz erzielen an iwwerdeems huet en d’Pointe vergiess!“
Der Begriff habe etwas mit dem Wort Clown zu tun. Wegen des Lautstands beziehe es sich allerdings auf die französische Version.
Panzvollist!
Besoffener: „D’Fuesent begéint ee vill Panzvollisten“
„Das erklärt sich wahrscheinlich von selbst“, sagt Marteling. Der Begriff bezeichnet jemanden, der den Bauch voll mit Alkohol hat – jemand, der „ze déif an d’Glas gekuckt, zevill gebechert oder een iwwert den Duuscht gedronk huet“.
Toz!
(Dumme) Kuh, (dumme) Gans: „Déi Toz soll sech net méi hei weisen!“
Das Wort stammt vom Verb „tozen“, also plaudern. „Beim Mann würde man dann eher ,Schnëssbatti‘ sagen“, so Marteling. Aber der Begriff geht laut Mersch auch über dummes Gelaber hinaus. Im deutschen Dialektraum existiere es auch und werde primär für dumme oder langsame Frauen benutzt.
Vullemätti!
Blödmann, Trottel, Scheißkerl: „Wann ech dee Vullemätti erwëschen, dee mäin Auto geschréipst huet, da bottert et!“
„Vull“ ist auf Luxemburgisch das vulgäre Wort für Penis. Mätti ist die Kurzform von Matthias. Volkstümlich wurden Namen genommen, um eine Charakteristik im Positiven oder oft Negativen auszudrücken. Andere Beispiele sind Nuckes (Nicolas), Stoffel (Christophel) und Hennes (Henri).
Batti!
Brocken, Koloss: „Säi Monni ass e Batti vun dräi Zenner“
Das Wort stammt vom Namen (Jean-)Baptiste ab. Das Wort ist auch oft Teil von anderen Beleidigungen: „Träntelbatti“ (Trödelfritze), „Troterbatti“ oder „Tutebatti“ (Schwätzer, Angeber). Und: „sech de Batti stellen“ heißt „sich danebenbenehmen, maßlos übertreiben“.
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jo flott dat do, dat sën all déi Wiëder déi mër ëmmer gebraucht hun, mä dat gët ët leider Haut nëméi..
en „Intebinni“ war Deen, denn ugin huët, an hiën hat Näicht hannert der Scheiw (bei ons emol)
gut dat Dër ons rëm drun erënnert, mat all Dém wat haut op der Tapéit ass, ass een ë bëssi vermuffelt..
oder besser nach mër sën „Dëlpessen“ gin
merci fiir déi gud Oplockerung