/ Luxemburgs Golf-Nachwuchstalent Charles Weis im Kampf gegen negative Stimmen
Er ist erst 18 Jahre alt, hat aber große Ziele: Charles Weis möchte die Nummer eins des Golfsports werden. Das Talent und die Disziplin bringt der Luxemburger mit, doch es gibt einige Hindernisse, die ihn auf seinem Weg begleiten.
Von unserem Korrespondenten Pascal Gillen
Es ist ruhig an diesem Montagmorgen in Canach. Um 11.00 Uhr morgens herrscht zum Wochenbeginn noch kein großer Trubel auf der Anlage des Kikuoka Country Club. Doch zwischen Sandgruben und künstlich angelegten Seen steht ein junger Mann auf dem Übungsplatz. Ein Anblick, den man im Großherzogtum selten sieht. So zählt der Golfsport doch eher zu den Randsportarten und genießt keine große Popularität im Land.
Aber Charles Weis, der auch an diesem Tag wieder mehrere Stunden auf der Anlage verbringen wird, kümmert sich nicht darum. Er legt sich den Ball rund drei bis vier Meter vom Loch entfernt hin, konzentriert sich einige Sekunden, um ihn kurze Zeit später wieder aus dem Loch zu holen. Dann beginnt er von vorne. „Das kurze Spiel“, erklärt Weis, „das habe ich in den letzten Jahren vernachlässigt. Da herrscht Nachholbedarf. Mein langes Spiel ist stärker, da gehöre ich in meiner Altersklasse zu den Besten Europas.“
Ryder Cup
Charles Weis ist im März dieses Jahres 18 Jahre alt geworden und ist Luxemburgs große Hoffnung im Golfsport. Es ist das zweite Jahr, indem er sich nun im COSL-Promotionskader befindet. Auch, weil Golf seit 2016 wieder olympisch ist. Doch geht es um Olympische Spiele, nimmt Weis eine ähnliche Stellung wie viele andere Golfer ein. „Wenn ich dorthin fahren dürfte, würde ich es machen. Aber für viele Golfspieler gehört der Sport nicht ins olympische Programm.“ Denn für viele seines Sports zählt der Ryder Cup zum wichtigsten Wettbewerb im Sport. „In einem Team mit den besten Golfern Europas vor 60.000 Zuschauern zu spielen, das ist mein Traum.“
Auf dem Gelände seines Heimatclubs kennt Weis jeden Grashalm, jede Delle im Grün und jedes Sandkorn. Seit er sechs Jahre alt ist, gehört er dem Club an und trainiert hauptsächlich hier, um seinen Träumen näher zu kommen. „Mit fünf Jahren habe ich angefangen, Golf zu spielen. Mein Vater hatte ein Jahr vorher angefangen, dann wurde das so ein Familiending. Meine Mutter, mein Bruder und ich sind dann nachgezogen.“
Weiter als viele andere
Das Potenzial, das der in Capellen lebende Weis besitzt, wurde schnell entdeckt: Mit elf Jahren nahm er an Turnieren in Deutschland teil, seit er 16 ist, geht er auf Europa-Tour. „Ich habe früh gemerkt, dass es realistisch ist, Profi zu werden. Seitdem möchte ich nichts anderes lieber.“ Mit seiner Mannschaft, dem Golfclub Rheinhessen Hofgut Wißberg St. Johann e.V., wurde er 2016 deutscher Meister in der U18, bei den internationalen französischen Meisterschaften im letzten Jahr wurde er Sechster, außerdem zählen mehrere Titel in Deutschland zu seiner Vita.
Mit 18 Jahren ist Weis weiter als viele andere Jugendliche. Er ist ruhig, gibt überlegte Antworten und weiß genau, was er will. „Die Nummer eins der Welt werden und den Ryder Cup spielen“, antwortet er, ohne den Hauch eines Zweifels aufkommen zu lassen. „Wenn du nie das Ziel vor Augen hast, dann kannst du es nicht erreichen. Du musst gesund bleiben und den richtigen Moment ausnutzen. Da gehört eben auch eine Portion Glück dazu.“ Er ist sehr ambitioniert, lebt in jungem Alter sehr diszipliniert und professionell. Vermissen tue er nichts. Doch trotz seines Fokus und seiner Ruhe, die er ausstrahlt, gibt es Dinge, die ihn belasten.
Mental dazulernen
Seine diesjährige Saison ist nicht optimal verlaufen. Zwar konnte er mehrere Turniere gewinnen, insgesamt spielte er aber unter dem Rahmen seiner Möglichkeiten. „Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Mental muss ich noch viel dazulernen. Ab einem gewissen Punkt ist Golf nur noch mental und wenn dir dann Steine in den Weg gelegt werden, ist es umso schwerer.“ Steine, die ihm aus seinem erweiterten Umfeld zugeworfen werden. „Es ist schlimm. Es gibt Leute, die ein gewisses Alter haben, die schlecht über mich reden. Ich bekomme das mit, was hinter meinem Rücken über mich erzählt wird. Ich glaube, die Mentalität in unserem Land ist leider anders.“ Laut dem 18-Jährigen kann es der Neid sein, mit dem einige aus der Golfszene Luxemburgs nicht zurechtkommen. „Sie wollen, dass du gut wirst, und wenn du gut bist, dann wollen sie, dass du wieder schlechter wirst. Ich merke, dass viele wollen, dass ich es nicht schaffe, meinen Weg zu gehen. Es ist schwierig, in Luxemburg sportlich erfolgreich zu sein, weil du nicht die Unterstützung von Land und Leuten hast.“
Auf dem Golfplatz beeinflussen ihn die negativen Stimmen nicht direkt, aber außerhalb der Anlage beschäftigen sie ihn schon. Seit einem Jahr geht er zur Sportpsychologin Marie Lanners ins Mentaltraining. Mit ihr redet er über sportliche Schwierigkeiten, aber auch über Privates. „Sie lernt mich pro Einheit noch besser kennen. Ich mache Fortschritte, aber es ist noch ein weiter Weg.“ In den Griff bekommen will Weis seine Emotionen. In einer sehr sensiblen Sportart wie dem Golf gilt es, in jeglicher Situation die Ruhe zu bewahren. „Manchmal sind Emotionen gut. Aber an schlechten Tagen erkenne ich mich nicht wieder. Früher war ich ruhiger, derzeit verliere ich zu schnell die Nerven.“
Hohe Kosten
Eine andere Hürde, die Weis überwinden muss, sind die hohen Kosten. Er ist froh, durch die Aufnahme in den COSL-Promotionskader finanzielle Unterstützung zu bekommen, sieht aber auch, wie Golfer in anderen Ländern unterstützt werden. „Die Turniere sind alle im Ausland. Du musst die Flüge und das Hotel für eine Woche buchen.“ Zudem müssen Flüge storniert und umgebucht werden, sollte der 18-Jährige den Cut nicht schaffen und die Heimreise bereits früher antreten müssen. Kosten, die seit Anfang seiner Karriere vor allem seine Eltern tragen. „Es ist schade, weil ich sehe, wie es in anderen Ländern abläuft. Da übernimmt der Verband die Kosten komplett. Ohne meine Eltern hätte ich keine Chance, deswegen bin ich ihnen sehr dankbar.“
Während der Schulferien verbringt Weis jeden Tag auf dem Golfplatz, während der Schulzeit versucht er, vier- bis fünfmal pro Woche seine Fähigkeiten zu verbessern. Es sei sehr zeitintensiv, erzählt der Jugendliche, der auch mal ganze Tage auf dem Grün verbringt. Eine große Hilfe sei ihm dabei das „Sportlycée“, das er seit einem Jahr besucht. Im Frühjahr des nächsten Jahres wird er dort sein Abitur absolvieren. Gleichzeitig wird er den Sprung in den Herrenbereich durchstehen müssen. Es wird die wohl schwerste Aufgabe seiner jungen Karriere sein, denn der Leistungsunterschied ist hoch, zudem gibt es eine größere Masse an Teilnehmern. Doch um den Sprung in den Profibereich schaffen zu können, gibt sich der Golfer, der aktuell ein Handicap von +2,4 aufweist, Zeit. „Nach dem Abitur werde ich studieren und nebenbei golfen. Mir ist das Risiko zu hoch und ich möchte mich absichern. Ich habe Angebote von Colleges in Amerika, da würde das Golfen deutlich mehr gefördert werden.“
Von Vorteil ist, dass Golf ihm die Zeit gibt, Profi zu werden. Statistisch gesehen schafft es der Durchschnitt erst mit 27 Jahren, Profi-Golfer zu werden. Selbst dann hätte Weis noch genügend Zeit, sich für den Ryder Cup zu qualifizieren. Der US-Amerikaner Phil Mickelson war in der letzten Auflage mit 48 Jahren noch Teil der amerikanischen Mannschaft. „In zehn bis zwölf Jahren vielleicht? Ich muss die Nummer 20 der Welt sein, das dauert noch“, gibt Weis lachend zu, ehe er sich wieder auf das Grün stellt. Er lässt sich einige Momente Zeit, konzentriert sich, locht den Ball ein und holt ihn wieder heraus. Dann beginnt er von vorne.
- Differenzen zwischen dem US-Präsidenten und dem Tech-Milliardär Elon Musk - 22. Januar 2025.
- Schlammschlacht um Drei-Milliarden-Hilfe für Ukraine: Scholz kritisiert „Sprücheklopfer“ Habeck und Co. - 22. Januar 2025.
- Erleichterungen für internationale Studierende und mehr Datenschutz bei Versicherungen - 22. Januar 2025.
Ech weess net, ob et hautdesdaags nach eng gutt Iddi ass, eng rout Kap unzedoe fir Golf ze spillen.
Wat kann ee sech hautdesdags nach erlaben, ouni iergendwou unzeecken a kritiséiert ze ginn? Ët soll jiddferee bei sech bleiwen a viru senger eegener Dier kieren. Jiddferee mengt iwerall matschwetzen ze kënnen, och wann e vun Tuuten a Bloosen keng Ahnung huet!