Digitales Projekt Coding / Luxemburgs Lehrergewerkschaft SNE bemängelt „Alleingang“ des Bildungsministers
Ende 2019 tourten Vertreter der Lehrergewerkschaft SNE/CGFP („Syndicat national des enseignants“ / „Confédération générale de la Fonction publique“) durch Luxemburg und machten eine Bestandsaufnahme in den Schulen. Am Mittwoch stellten sie ihren Forderungskatalog der Presse vor. Die größte Herausforderung unseres Schulsystems sei die Betreuung von Kindern mit spezifischen Bedürfnissen, so die Gewerkschaft. Die digitalen Pläne von Bildungsminister Claude Meisch (DP) wurden indes heftig kritisiert.
Ein alter gelber US-amerikanischer „School Bus“ tourte im Oktober und November vergangenen Jahres durch Luxemburg. Nein, er diente nicht als Requisite in einer Filmkulisse, sondern als Gefährt für die Vertreter der Luxemburger Lehrergewerkschaft SNE/CGFP. Der Bus kutschierte die Gewerkschaftler durch insgesamt 30 Gemeinden des Landes. Ihr Motto: Meet & Move sne/cgfp Membertour. Ihr Anliegen? Laut Nathalie Reuter, Pressesprecherin der Gewerkschaft: „Hören und sehen, was den Lehrkräften bis zum Halse steht. Wir haben die Probleme vor Ort zusammengefasst und einen Forderungskatalog auf Basis dieser Gespräche aufgestellt.“ Auch mehrere Regionalversammlungen wurden organisiert.
„Dadurch konnte eine detaillierte Bestandsaufnahme der aktuellen Situation in den Grundschulen gemacht werden“, bestätigt Patrick Remakel, Präsident der SNE/CGFP, am Mittwoch vor versammelter Presse. Die Erwartungen der Lehrkräfte würden nun an die Politik weitergegeben.
Die Unterstützung des Kindes muss Vorrang haben vor den administrativen ProzedurenPräsident der Lehrergewerkschaft SNE/CGFP
„Die Betreuung von Kindern mit spezifischen Bedürfnissen ist die größte Herausforderung, die unser Schulsystem zurzeit hat“, stellt Remakel fest. „Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif.“ Hier müsse allen Forderungen der Gewerkschaft Rechnung getragen werden, so der Präsident. „Die Mission des Lehrens muss wieder in den Vordergrund gestellt und der Verwaltungsaufwand auf ein striktes Minimum reduziert werden“, fordert Remakel. Die Unterstützung des Kindes müsse Vorrang haben vor den administrativen Prozeduren. Dies könne man nicht oft genug sagen.
Task Force für jede Schule
Damit Inklusion funktionieren könne, müsste man den Schulen die nötigen Mittel zur Verfügung stellen. Für deren Zuteilung sollen die Schulen größtenteils selbst zuständig sein. Diese Maßnahmen sollten laut Remakel dazu beitragen, den Beruf attraktiver zu machen und den aktuellen Lehrermangel zu stoppen.
Für Remakel sind Inklusion aufgrund spezifischer Bildungs- oder Gesundheitsmaßnahmen sowie Gewalt in der Schule die Hauptthemen des diesjährigen Lastenheftes. Die zuständigen Politiker sollen nicht wegschauen, sondern den Mut aufbringen, um die nötigen Maßnahmen, auch wenn sie mit finanziellem Aufwand verbunden sind, aufzubringen, fordert der Präsident. Nichts zu tun, würde auf Kosten bedürftiger Kinder gehen. Dies, sagt Remakel, dürfe nicht sein.
Deshalb stellt die Lehrergewerkschaften klare Forderungen an die Politik: „Wir brauchen eine Präventions- und Interventionsstruktur, eine sogenannte Task Force, und zwar in jeder Schule“, sagt Remakel. Weil die Situation in den Schulen immer schwieriger und komplexer werde, brauche jede Schule eine Hilfsstruktur von Spezialisten mit Erziehern, Krankenpflegern und Sozialarbeitern. Die Leute vor Ort sollten nach Ansicht Remakels selbst über den Einsatz dieser Mittel verfügen können.
Des Weiteren brauche das Schulsystem eine substanzielle Erhöhung der Anzahl von spezialisierten Lehrern (I-EBS), die ohne Verwaltungsaufwand direkt mit Schülern mit spezifischen Bedürfnissen arbeiten können. Daneben sollten auch die Unterstützungs-Teams (ESEB) aufgestockt werden. Da Kinder stets eine gewisse Stabilität und Kontinuität brauchen, sei es ratsam, nicht ständig das Personal dieser Teams auszuwechseln, erklärt der Präsident der Gewerkschaft. Dies sei bislang leider oft der Fall gewesen. Die Betreuung solcher Schüler müsse direkt bei der Einschulung im Zyklus 1 passieren. Das Motto: „Mieux vaut prévenir que guérir“.
Meischs digitale Pläne
In Luxemburg herrscht Lehrermangel. Um die Attraktivität des Berufes zu steigern, nennt die Gewerkschaft mehrere Maßnahmen. So sollten beispielsweise die Zulassungskriterien von Studenten der Erziehungswissenschaften an der Uni Luxemburg angepasst werden. Gleichzeitig sollte man darauf achten, ein hohes Qualifikationsniveau zu bewahren. Die Gewerkschaft fordert, dass Lehrer in Zukunft auf Master-Niveau eingestellt werden.
Nicht sehr erfreut zeigte sich die Lehrergewerkschaft am Mittwoch über die digitalen Pläne, die Bildungsminister Claude Meisch (DP) am vergangenen Donnerstag vorgestellt hatte. „Wir wollen uns keineswegs den digitalen Medien verschließen und verstehen, dass die Welt immer digitaler wird“, sagt Remakel einerseits. Andererseits stelle sich aber die Frage, ab welchem Alter man die Kinder mit der Technologie des Programmierens konfrontieren sollte.
Wo solle man denn auf einmal all diese Zeit hernehmen, um all diese „Kleinigkeiten“ zu unterrichten?
Heftige Kritik gab es daran, dass das Projekt des Programmierens in der Grundschule ein „Alleingang“ des Bildungsministers sei, weil die Gewerkschaft nicht in die Ausarbeitung des Projekts eingebunden wurde. Man habe die Vorstellung des Ministers nur häppchenweise aus der Presse erfahren, moniert Remakel. Deshalb sei es schwierig, eine detaillierte Stellungnahme zu beziehen. Daraus entnahm die Gewerkschaft insbesondere, dass das „Coden“ nicht viel Zeit in Anspruch nehmen werde. „Wo solle man denn auf einmal all diese Zeit hernehmen, um all diese ‚Kleinigkeiten‘ zu unterrichten?“
Das Programmieren wirft viele Fragen bei SNE/CGFP auf. Es sei unklar, ob die Fortbildungen zu den Programmiersprachen verpflichtend seien oder nicht. Laut Aussage von Meisch am vergangenen Donnerstag sollen sie dies nicht sein. Die Gewerkschaft scheint darüber wohl noch nicht informiert worden zu sein. Weitere Frage bleiben noch zu klären: Wird das „Coden“ in die Grundausbildung für Lehrer integriert? Kann garantiert werden, dass alle Schulen über die notwendige informatische Ausrüstung verfügen?
Die Lehrergewerkschaft befürchtet, dass die auf digitale Kompetenzen spezialisierten Lehrer (I-CN) wegen anderer Aufgaben nicht genug Zeit haben werden, um mit den Kindern zu arbeiten.
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Die Zukunft ist digital ob wir das wollen oder nicht. Die Antwort der Lehrer , wir wollen das nicht, wir wollen so weiter machen wie immer. Und dann immer wieder das Totschlag-Argument, nur ein Lehrer kann über die Schule und die Bildung im allgemeinen eine Fundierte Meinung haben. Alleine die Eltern sollen über das System entscheiden. Wenn das System Ihnen nicht passt schicken sie ihre Kinder an andere, fortschrittlichere Schulen, sofern sie es sich leisten können.
Wir vergessen einen Großteil unserer Bevölkerung, sprich gleiche Chancen für alle egal was für eine Muttersprache daheim benutzt wird. Es geht um die Zukunft der Kinder und nicht um das Wohlbefinden der Lehrer.
Klar ist die Zukunft ist digital , und die Lehrerschaft muss sich eben anpassen, und nicht Forderungen stellen wie Master Niveau für Volksschullehrer, was finanziell ja einen Gleichstellung mit den Lehrern aus dem Sekundarunterricht bedeuten würde…da wird jede Regierung abwinken..
Vielleicht müsste mal irgendjemand Herrn Meisch erklären, dass man gar nichts codieren kann, bevor man nicht lesen, schreiben und rechnen kann.