/ Luxemburgs neuer Volkssport: Wandern, bis die Füße streiken
Sie möchten in die Natur – aber nicht allein? 49 Vereine bieten in Luxemburg Wandern in geselliger Atmosphäre an. Sie gehören dem dem nationalen Dachverband „Fédération luxembourgeoise de la marche populaire“ (FLMP) an. Mit 4.291 eingetragenen Wanderern konnte eine neue Rekordmarke erreicht werden. Der Zuwachs ist einzelnen Vereinen, den Direktmitgliedschaften in der FLMP sowie vor allem dem neu aufgenommenen Verein „Amicale Post“ zu verdanken.
Von unserem Korrespondenten André Feller
Medizinische Studien untermauern immer wieder die positiven Auswirkungen des Marschierens in der freien Natur auf unsere Gesundheit. Regelmäßiges Wandern bringt auf sanfte Art das Herz-Kreislauf-System in Schwung, lindert Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen und stimuliert den gesamten Stoffwechsel. Der positive Einfluss auf den Blutzucker- und Cholesterinspiegel sowie auf das Immunsystem trägt langfristig zur Gesundheitsvorsorge bei, und das, abgesehen von einem Paar Wanderschuhen und passender Kleidung, quasi kostenlos und vor der Haustür.
Tageblatt: Im Vergleich zu 2016 verzeichnet die FLMP einen Mitgliederzuwachs von 10,3 Prozent, das Durchschnittsalter sank in dieser Zeit von 55,8 auf 48,3 Jahre. Herr Buschmann, worauf führen Sie den Erfolg zurück?
Romain Buschmann: Seit einigen Jahren betreiben wir Kinder- und Jugendarbeit zusammen mit der Supermarktkette Cactus und ihrem Maskottchen Yuppi. Das grüne Maskottchen ist unser Begleiter auf den mittlerweile traditionellen sechs jährlichen Yuppi-Walks. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind begeistert vom Wandern, ebenso wie die zahlreichen jungen Eltern, die ihre Kinder während der Wanderung begleiten „müssen“. Die Eltern haben die Vorteile des Wanderns erkannt und sind mittlerweile auch bereit, in den Vereinen Verantwortung zu übernehmen.
Was trägt noch zur Popularität des Wander-Verbandes bei?
Zu unserer Popularität tragen auch zahlreiche Großveranstaltungen bei, wie vergangenes Jahr die 24-Stunden-Wanderung „All you can walk“ sowie die gut unterhaltenen permanenten Wanderwege. Nicht zuletzt spielt die familiäre Atmosphäre auf allen IVV-Wanderungen eine wichtige Rolle.
Was verstehen Sie unter einem permanenten Wanderweg?
Es sind dies 21 definierte Strecken, die jeder Wanderer unabhängig von einer IVV-Wanderung begehen kann. Am Start bzw. am Ziel erhält der Wanderer einen Teilnahmestempel in den IVV-Pass. Die sind jederzeit zugänglich und bieten allen Wanderern absolute Flexibilität in der Freizeitgestaltung. Dieses Konzept stößt auf positive Resonanz. Seit 2008 hat sich die Zahl der Wanderer auf den permanenten Wanderwegen (PW) verachtfacht, von 2017 auf 2018 verzeichnen wir einen Zuwachs von 1.709 Teilnehmern. Trotz des Erfolgs der PW sind die organisierten IVV-Wanderungen nicht weniger populär. 2018 waren es 66 Wanderungen mit 64.153 Teilnehmern.
Die 24-stündige Veranstaltung „All you can walk“ in Kombination mit dem nationalen Wandertag war eine Premiere für die FLMP. Welchen Eindruck hinterlässt dieses einmalige Event?
Vor allem hat mich die Anzahl an freiwilligen Mitarbeitern beeindruckt, denen ich hier nochmals meinen Dank ausdrücke. Über 200 fleißige Helferinnen und Helfer trugen zum Erfolg dieser Veranstaltung bei. Die Atmosphäre war einmalig, jeder hatte nur ein Ziel: den Erfolg der Veranstaltung. Die Teilnehmer, von denen sehr viele aus dem Ausland kamen, waren begeistert und würden sich über eine Neuauflage freuen!
Sie haben vor einigen Jahren zusammen mit dem Umweltministerium auf nachhaltiges Wandern gesetzt. Wie sieht das in der Praxis aus?
Angefangen haben wir mit der massiven Reduzierung von Plastikbechern an den Versorgungspunkten. Später führten wir Mehrwegbecher zum Preis von 3 Euro ein. Wer nun seinen Mehrwegbecher zu Hause vergisst, erhält zwar einen Einweg-Becher, jedoch zum Preis von 50 Cent. Auf diese Weise mobilisieren wir die Wanderer zum Umdenken. Die 50-Cent-Gebühr spenden wir integral an „Natur&Ëmwelt“. Die nächste Etappe besteht im Abschaffen von Kunststofftellern- und Besteck. Die Wanderstrecken werden nicht mehr wie früher mit Plastikbändchen, sondern mit wiederverwendbaren Schildern markiert.
In Luxemburg bieten lokale und regionale Touristenvereine, die CFL, Gemeinden und FLMP Wanderrouten an. Demnach kann das Angebot mit unterschiedlichen Kennzeichnungen, Broschüren und Karten für Neulinge unüberschaubar werden. Ist eigentlich eine Digitalisierung der Wanderkarten mittels einer einheitlichen Smartphone-App geplant?
Eine solche Anwendung am Mobiltelefon befindet sich in Ausarbeitung, wie uns der neue Tourismusminister Lex Delles kürzlich bestätigt hat. Es soll eine einzige „App“ mit allen im Land bestehenden Wanderrouten entwickelt werden.
Was bietet die FLMP den Wanderern an besonderen Veranstaltungen für 2019?
Da wäre an erster Stelle unser traditioneller nationaler Wandertag am 15. August, dieses Jahr sowohl mit einer Marathon-Wanderung über 42 km als auch über 50 km. Ein jährlicher Höhepunkt, und immer sehr schnell ausgebucht, ist der PW-Bus. Er fährt am Samstag, 29. Juni wieder fünf verschiedene permanente Wanderwege an und eröffnet damit sowohl dem leistungsorientierten als auch dem moderaten Wanderer die Möglichkeit eines geselligen Wandertages. Unsere alljährliche Trekkingreise führt uns dieses Jahr während einer Wanderwoche auf dem „Escapardenne“ von Ettelbrück nach La Roche-en-Ardenne. Ebenfalls alljährlich bieten wir eine Teamreise zu einem 100 km/24-Stunden-Event an. Dieses Jahr geht es zur 50. Auflage der „Marche de la mort“ im belgischen Bornem.
Und mit welcher Neuheit warten Sie dieses Jahr auf?
Als Neuheit gilt der Müllerthal Trail Cup 2019-2020. Seit dem 9. Februar stehen drei Routen und vier Extra-Touren zum Wandern zur Verfügung. Neben den sieben Teilnahmestempeln und einem 188-Kilometer-Eintrag ins persönliche Wanderbuch belohnen wir die Teilnehmer mit einer Medaille und einem Diplom. Als Höhepunkt kann aber ebenfalls die Teilnahme von sehr vielen Luxemburger Wandersportlern an der Wander-Olympiade im Oktober im französischen Aix-en-Provence angesehen werden.
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Wandern, das natürliche Entschleunigungsprogramm unserer Zeit. Man bewegt sich unter Gleichgesinnten in der Natur , entspannt sich dabei, lernt neue Landschaften kennen und das alles kostenlos. Eine vorzügliche Therapie für Körper und Geist.