Digitalisierung / Luxemburgs Supercomputer MeluXina feiert einjähriges Jubiläum
Der Luxemburger Supercomputer MeluXina ist seit einem Jahr offiziell in Betrieb. Um dieses einjährige Jubiläum zu würdigen, besuchten Wirtschaftsminister Franz Fayot und Erbgroßherzog Guillaume am Dienstagmorgen das Rechenzentrum in Bissen, in dem der Computer steht.
MeluXina gehört zu den leistungsfähigsten Computern weltweit. Von Anfang an wurde darauf hingewiesen, dass der Computer in Luxemburg auch von der Privatwirtschaft genutzt werden soll und nur zu einem kleineren Teil von der öffentlichen Forschung. Vor allem kleine und mittlere Betriebe, Start-ups und Betriebe aus dem Bereich der E-Gesundheit sollen davon profitieren. Die Unternehmen können nicht nur Rechenkapazitäten anfordern, sondern erhalten vom Team rund um MeluXina auch Unterstützung bei der Nutzung, wie Wirtschaftsminister Franz Fayot am Dienstag erinnerte.
Fayot erinnerte auch daran, dass der Rechner als besonders „klimaneutral“ gilt. Die Energie, mit der MeluXina betrieben und gekühlt wird, kommt größtenteils aus dem benachbarten Biomasse-Kraftwerk von Kiowatt in Roost, in dem altes Abfallholz verfeuert wird. Der Standort in Bissen wird als erstes grünes Datenzentrum der Welt vermarktet. „Digitalisierung darf nicht auf Kosten der Umwelt geschehen“, so der Minister.
LuxProvide-Chef Roger Lampach vermerkte, er könne allen Unternehmen nur ans Herz legen, Kontakt aufzunehmen, um zusammen zu schauen, wie der Supercomputer ihr Geschäftsmodell weiterbringen könne.
RSS Hydro und SES präsentieren ihre Anwendungen
Zum Jubiläum präsentierten zwei Unternehmen, die auf MeluXina arbeiten, vor dem Wirtschaftsminister und dem Erbgroßherzog ihre Anwendungen. Zum einen ist dies der Betzdorfer Satellitenbetreiber SES, der mithilfe von MeluXina die Steuerung seiner Satelliten optimiert. SES überträgt traditionell Video (z.B. Fernsehen). Dieser Geschäftszweig verzeichnet aber einen Abwärtstrend und macht nur noch zirka 60 Prozent des Geschäftes aus, so Ferdinand Kayser, strategischer Berater bei SES. Zugenommen hat dagegen die Übertragung von Kommunikationsströmen über Satelliten, etwa bei Internetverbindungen für Flugzeuge und Schiffe – mobile Ziele eben, die die Verbindung zum Satelliten nicht verlieren dürfen.
Als Vorteile von MeluXina nannte Kayser zum einen die Rechengeschwindigkeit. Daneben seien die Daten des Unternehmens bei MeluXina laut Kayser sicher. Ein großes Plus sei für ihn aber auch der Aspekt der Klimaneutralität – auch weil die Aktionäre des Unternehmens immer mehr danach fragten.
Zweites Unternehmen war die Firma RSS Hydro aus Düdelingen. Sie nutzt Meluxina, um Karten von Überschwemmungsgebieten anzufertigen. Diese Art der Simulation sei sehr aufwendig und könne von MeluXina um ein Vielfaches schneller berechnet werden als auf anderen Computern. Für das Unternehmen wird diese Zeitersparnis interessant, wenn es Simulationen im großen Stil laufen lassen will, etwa für ganz Luxemburg.
Fayot und Schumann treffen aufeinander
Die Abnehmer solcher Karten sind unter anderem Versicherungsunternehmen oder Unternehmen, die das Risiko einer Überschwemmung an ihrem Standort abschätzen wollen. Auch Gemeinden arbeiten mit RSS Hydro. Wie Guy Schumann, CEO von RSS Hydro, erklärte, hat das Team um MeluXina kräftig dabei geholfen, die Simulationssoftware an die technischen Anforderungen des Supercomputers anzupassen. (Genauer: Das Programm war für CPUs entwickelt worden, während MeluXina mit GPUs arbeitet). Angelaufen ist die Zusammenarbeit mit MeluXina im Januar.
Das Unternehmen war in die Kritik geraten, als ein ehemaliger Mitarbeiter berichtete, er sei entlassen worden, weil er zu lautstark das Krisenmanagement der Regierung kritisiert habe. Dabei wurde auch Fayot beschuldigt, Druck auf Schumann ausgeübt zu haben. Sowohl Fayot als auch Schumann sagten am Dienstag, es sei das erste Mal, dass sie sich sehen. „Ich bin froh, als Wirtschaftsminister jetzt die Gelegenheit zu haben, den Patron von RSS Hydro persönlich zu treffen. Wir wurden zuletzt ja öfter zusammen genannt und es ist immer schön, ein Gesicht damit verbinden zu können“, sagte Fayot während seiner Ansprache.
MeluXina ist Teil eines neuen europäischen Netzwerks von acht Supercomputern. Die Verwaltungsgesellschaft für die Supercomputer in Europa wurde in Luxemburg angesiedelt – das gemeinsame Unternehmen EuroHPC JU wird von der Europäischen Kommission und den 33 beteiligten Ländern kofinanziert.
Auf luxemburgischer Seite ist in der Praxis das Unternehmen LuxProvide S.A. verantwortlich. Dabei handelt es sich um eine hundertprozentige Tochter des Datenzentrumbetreibers LuxConnect. LuxConnect wiederum ist ein Privatunternehmen, das dem Staat gehört. MeluXina war der zweite Computer dieses europäischen Netzwerkes, der seine Arbeit aufgenommen hat. Der erste dieser Computer, Vega, steht in Maribor in Slowenien. Weitere Standorte sind Sofia (Bulgarien), Ostrava (Tschechien), Bologna (Italien), Barcelona (Spanien), Guimarães (Portugal) und Kajaani (Finnland).
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