Fußball / M-Block fordert neuen Namen für das Nationalstadion: „Null Inspiration oder Kreativität“
Seit 25 Jahren gehören die „M-Block Fanatics 95“ mittlerweile zur nationalen Fußballkultur. In diesem Vierteljahrhundert trotzten die Schlachtenbummler Wind und Wetter, peitschten die Nationalmannschaft in guten und in schlechten Zeiten an und hatten – abgesehen von politischen Äußerungen – auch klare Meinungen zur Aktualität. Eine Petition, die einen neuen Namen für das Stade de Luxembourg fordert, wurde gestern von der zuständigen Kommission überprüft.
Bob Gebele hatte in den vergangenen elf Jahren kein Problem mit Regenströmen oder Schneeschauern: „Am Ende standen wir trotzdem wieder ohne unsere T-Shirts da“, scherzte der Capo des M-Block. Mit dem Umzug in die moderne, überdachte Arena auf Kockelscheuer dürfte die Kleidung zwar trocken bleiben, doch eine Beschwerde gibt es trotzdem. Der Anführer der Fangruppierung hat mit ein paar Kollegen beschlossen, seinen Unmut über die Namensgebung öffentlich zu machen: Gestern überprüfte die zuständige Kontrollkommission seinen kurzfristig eingereichten Petitionsvorschlag (Nr. 1657).
Als die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer, an der Seite von Sportminister Dan Kersch, am vergangenen Donnerstag die Bombe unerwartet platzen ließ, stieß die Betitelung der Spielstätte bei den hartgesottenen Anhängern auf Unverständnis: „Da steckt null Inspiration und Kreativität dahinter. Das ist zu einfach …“ Gebele hätte sich lieber den „Namen einer Luxemburger Persönlichkeit gewünscht, die etwas für unser Land getan hat“. Louis Pilot oder Großherzog Jean waren die beiden ersten Namen, die dem Capo einfielen. „Léiwepark oder Nationalstadion hätten mir ebenfalls gefallen. Es müsste etwas in Luxemburger Sprache sein, das sich im Sprachgebrauch etabliert.“ Gebele ist sich sicher, dass er mit diesen Gedanken nicht alleine dasteht. „Ich habe mit vielen Leuten darüber gesprochen und bin überzeugt, dass die Unterschriften folgen werden. Ich war zunächst skeptisch, ob diese Petition etwas bewegen kann, aber zumindest habe ich versucht, etwas zu bewegen.“
Ein Abschied
Sowohl „de Josy“ als auch die „Areler Strooss“ werden ab März 2021 der Vergangenheit angehören. Der Umzug erfolgt für den M-Block ausgerechnet in einem unübersichtlichen Corona-Jahr, das zugleich für ihr 25-jähriges Jubiläum steht. Noch weiß aber niemand, ob die Ultras sich bei einem Heimspiel im Herbst offiziell vom ehrwürdigen Stadion im Stadtkern verabschieden können. „Das wird wehtun“, blickt Gebele voraus. Seit 2009 ist der Luxemburger Capo Teil der Fangruppe hinter dem Tor. „Es hängen viele Erinnerungen dran.“ U.a. das „Fouermätch“ 2014 gegen Weißrussland, als er vorher notgedrungen einem Budenbesitzer ein Miniatur-Megafon auf der Schobermesse abkaufte.
Einen traditionellen Fan-Marsch vom Glacis auf Kockelscheuer wird es zwar in den nächsten Jahren nicht mehr geben, trotzdem haben sich die Bedingungen für alle Zuschauer deutlich verbessert. Bei den M-Block-Mitgliedern spielte aber nicht nur das Sichtfeld eine Rolle: In mehreren Gesprächen mit der FLF haben die Anhänger dem Verband ihre Wünsche mitgeteilt – und wurden erhört. So wird nicht nur der Name ihrer Tribüne der gleiche bleiben, sondern ebenfalls der Platz hinter dem Tor weiterhin für die lautstarken Luxemburger Fans reserviert sein. „Wir müssen nicht auf Stühlen stehen, sondern haben dank der aufklappbaren Sitze festen Boden unter den Füßen. Es gibt richtiges Bier in überdachten Buvetten und die FLF kam uns auch in anderen Anliegen entgegen.“ Neben den Vorrichtungen für die Zaunfahnen wurde auch Platz zum Aufbewahren des Materials geplant. Ob tatsächlich ein Capo-Podest vorgesehen ist, wusste Gebele gestern noch nicht.
Eine Bilanz
Die Rahmenbedingungen und der Komfort dürften den Umzug zwar vereinfachen, doch „es würde uns das Herz zerreißen, wenn wir uns nicht richtig von unserem Stadion verabschieden könnten.“ Die speziellen T-Shirts sind in Auftrag gegeben, eine besondere Choreografie in Planung: Ideen und Projekte, wie es sie bereits seit der Gründung vor 25 Jahren bei den Luxemburger Ultras gab. Olivier Pozzacchio ist eines der bekanntesten Gesichter der Kurve, er erlebte sowohl die Anfangsjahre als auch die aktuellen Entwicklungen hautnah. Vor 20 Jahren entfachte unter seiner Leitung neues Leben im Block, da nach der 95er-Qualifikation ein kleines Tief auf den „Gradins“ herrschte. Gegründet von den „Stater Bouwen“, wurde der M-Block zu einer Fangruppe mit Mitgliedern aus ganz Luxemburg, deren Mitgliederzahl in den letzten Jahren konstant geblieben ist.
Für den Differdinger, der damals die ersten Spiele mit seinem Vater an der Arloner Straße sah, endet 2021 ein Lebensabschnitt. „Eine Ära geht zu Ende. Man kann die emotionale Bindung nicht abstreiten. Es ist schwer vorauszusagen, wie lange es dauert, bis man sich dort heimisch fühlt. Da für uns aber meist nur vier Spiele im Jahr dort stattfinden, kann es wohl etwas länger dauern.“ Aus seiner langjährigen Erfahrung am Zaun weiß Pozzacchio ganz genau, auf welche Punkte im neuen Stadion aufgepasst werden muss: „Wir haben der FLF geraten, den Block klar abzutrennen. Niemand will wieder zusehen, wenn unser Block von ausländischen Fans gestürmt wird.“
Bei seiner persönlichen Supporter-Bilanz steht für Pozzacchio ein Punkt ganz oben auf der Liste: „Mir war immer wichtig, dass wir in diesen 25 Jahren politische Themen außen vor gelassen haben. Wenn mal jemand einen Kommentar abgab, wurde er sofort gebremst. Wir wollten immer neutral sein, da die Gesellschaft uns manchmal mit rechten Tendenzen in Verbindung brachte.“ Vor sechs Jahren gab er das Megafon während einer Heimreise aus Belgien im Bus an seine Nachfolger ab: Batty Bentz und Bob Gebele sind seither für das Anheizen zuständig.
Obwohl er nicht mehr ins Megafon brüllt, schlägt Pozzacchios Herz nach wie vor für die FLF-Auswahl: „Ich sehe das jetzt aus den Augen eines Erwachsenen. Aber es ist egal, ob man 37 ist, oder der 16-jährige Oli von damals: Du stehst in dieser Kurve, um Stimmung zu machen. Es ist das gleiche Gefühl.“ Eine Tatsache, auf die die Kulisse also keinen Einfluss hat.
Alles beim Alten
Genau wie der M-Block wieder hinter dem Tor für Stimmung sorgen wird, bleiben die „Compadres TrideFa“ ihren Plätzen auf der Gegengeraden auch im Stade de Luxembourg treu. Ein Zusammenschluss beider Anhängerschaften ist nicht geplant. „Die Art und Weise, die Mannschaft zu unterstützen, ist eine andere. Das bedeutet nicht, dass es Probleme zwischen uns gibt“, erklärte „Compadres“-Wortführer Raymond François. Aus seiner Sicht stellt sich die Frage, wie die Spielstätte genannt werden soll, nicht: „Wir waren uns bewusst, dass es wohl ein europäischer, mondäner Name werden würde. Für uns bleibt es trotzdem der ’Léiwepark’.“ In den sozialen Medien hat sich diese Bezeichnung bereits eingeprägt, sogar über dem Foto der Wikipedia-Seite der neuen Arena stößt man auf den Löwenpark.
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Stade Louis Pilot!