Wahlen im Lyzeum / „Make Lucius great again“: Die Woche der Demokratie beginnt im Lycée Michel Lucius
„Vote for Emma – Just do it!“ „Make Lucius great again!“ Das sind nur einige der Wahlsprüche, mit denen die Kandidaten für das Schülerkomitee im „Lycée Michel Lucius“ um Aufmerksamkeit buhlen. Das Tageblatt hat den ersten Tag der nationalen „Woch vun der Demokratie“ im Lyzeum miterlebt.
„Woch vun der Demokratie“: Ein Banner mit dieser Aufschrift hängt über der Eingangstür des Lycée Michel Lucius. „Schüler sollen dieses System nicht nur erlernen, sondern es selber erfahren“, sagt Max Peping dem Tageblatt. Er ist Erzieher im „Service socio-éducatif“ und organisiert die Woche der Demokratie. Das neu gewählte Schülerkomitee wird er später begleiten.
Am Montag haben sich die 21 Kandidaten, die sich für das neue Schülerkomitee aufsetzen wollen, vorgestellt. Die 21 Tische samt Wahlplakaten stehen direkt in der Eingangslobby des Lyzeums. Es gibt Wahlsprüche und konkrete -programme. In den kommenden Tagen werden die rund 1.650 Schüler ihre Stimme abgeben. 13 Kandidaten sollen übrig bleiben. Am letzten Tag der Woche wird Direktorin Pascale Petry das Ergebnis verkünden.
„Es ist das erste Mal, dass wir eine solche Woche organisieren“, sagt Max Peping. Dass die Lyzeen dazu angehalten wurden, die Wahl der Schülerkomitees in der „Woch vun der Demokratie“ abzuhalten, lasse ihr eine viel größere Bedeutung zukommen.
Gewählt wird hier nach dem Prinzip der Erwachsenen-WahlenErzieher
Die Stadt Luxemburg hat dem Lyzeum die Original-Wahlkabinen zur Verfügung gestellt, sagt Peping. So seien die Schüler auf das Superwahljahr 2023 besser vorbereitet, indem sie selber erleben können, wie das funktioniert. Bevor die Schüler die Wahlkabine betreten, bekommen sie ein iPad in die Hand gedrückt, mit dem sie mithilfe eines QR-Codes eine Sprache auswählen können. Dann gelangen sie auf ein eigens vom Bildungsministerium entwickelten Programm, geben dort ihr IAM-Login („Identity an Acces Management“) ein und können anschließend ihre 13 Stimmen abgeben. „So sparen wir uns die aufwendige Auszählung und verschwenden kein Papier“, sagt Peping. Auch werde dadurch sichergestellt, dass jeder Schüler nur einmal seine Stimmen abgibt. Jene Schüler, die ihr IAM-Login vergessen haben, bekommen die Möglichkeit, einen klassischen Stimmzettel auszufüllen
Kaum Kandidaten aus luxemburgischen Klassen
„Gewählt wird hier nach dem Prinzip der Erwachsenen-Wahlen“, erklärt Peping. Er sage bewusst „Erwachsenen-Wahl“ und nicht „richtige Wahlen“, da diese hier auch richtig seien. Denn die Wahl des Schülerkomitees werde durch ein Gesetz geregelt und habe ihre legale Gültigkeit. Gewählt wird alle zwei Jahre. Über die Hälfte der Michel-Lucius-Schüler sind in internationalen Klassen eingeschrieben, die anderen im „Enseignement général“. Dem Gesetz zufolge müsse die Wahl nach festgelegten Kriterien der Repräsentativität erfolgen, erklärt Peping. Unter anderem müssen drei Schüler aus dem „Cycle inférieur“ und vier Schüler aus dem „Cycle supérieur“ dabei sein. Dennoch scheinen sich vor allem Schüler der internationalen Klassen für eine Kandidatur des Schülerkomitees beworben zu haben. Nur sehr wenige Kandidaten stammen aus den luxemburgischen „Général“-Klassen.
Wir sind sehr viele Schüler hier und es mangelt an PlatzSchüler auf der Kandidatenkliste
Noah war auf der „Générale“ eingeschrieben und ist nun in eine internationale Klasse gewechselt. Der Luxemburger ist zurzeit auf einer 2e und im aktuellen Schülerkomitee vertreten, möchte aber seine Kandidatur für die kommenden zwei Jahre wiederholen. Seiner Meinung nach seien die luxemburgischen Schüler weniger motiviert und engagiert als jene der englischen Klassen. Noah setzt sich für eine bessere Infrastruktur im Lyzeum ein. „Wir sind sehr viele Schüler hier und es mangelt an Platz“, sagt er dem Tageblatt. Mit seinem Wahlspruch „Make Lucius great again“ setzt er sich unter anderem für besseres Essen und ein stärkeres WiFi-System ein. Er findet es eine gute Sache, dass die Wahl jetzt im Rahmen der „Woch vun der Demokratie“ stattfindet. Dies wecke ein stärkeres Interesse bei den Schülern.
Ich möchte nicht einen Schüler wählen, nur weil ich ihn kenne, sondern weil er gutes Programm hatSchüler
Luca hingegen hat sich nicht auf die Kandidatenliste setzen lassen. Er zeigt aber reges Interesse an der Wahl und diskutiert gerade mit einem Kandidaten, der ihm und seinen Freunden sein Programm erklärt. Luca sagt, dass er sich die Wahlprogramme der einzelnen Kandidaten anschaut und ihnen Fragen dazu stellt. „Ich möchte nicht einen Schüler wählen, nur weil ich ihn kenne, sondern weil er gutes Programm hat“, sagt er auf Tageblatt-Nachfrage. Sonst mache das keinen Sinn. Auch ihm ist aufgefallen, dass fast alle Kandidaten für das Komitee aus den englischen Klassen stammen. Er selber ist Luxemburger und sagt: „Ich glaube, das ist kulturell bedingt.“ Seiner Meinung nach wollen die Luxemburger einfach nur schnell raus aus der Schule. Die englischen Klassen würden dagegen versuchen, sich zu engagieren, um das Beste aus der Zeit im Lyzeum zu machen.
Schüler erstellt Video für Wahlkampagne
Wieso haben denn so wenige Schüler des „Enseignement général“ eine Kandidatur für das Schülerkomitee eingereicht? Max Peping erklärt, dass sich auch einige Schüler aus den luxemburgischen Klassen zur Wahl gestellt hatten, ihre Kandidatur allerdings wegen zu vieler anderer Engagements wieder zurückziehen mussten.
Mit dem Wahlspruch „Vote for Emma – Just do it“ geht Emma, 3e-Schülerin einer internationalen Klasse, auf Stimmenfang. Demokratie sei ihr wichtig, sagt sie. Im Schülerkomitee könne sie sich für die Belange der Schüler einsetzen. „Ich bin sehr schüchtern und möchte dies mit meiner Bewerbung für das Schülerkomitee überwinden“, sagt Emma. Auch die 4e-Schülerin Jojo ist auf einer internationalen Klasse eingeschrieben. Sie setzt sich gegen Mobbing an ihrer Schule ein.
Ich bin sehr schüchtern und möchte dies mit meiner Bewerbung für das Schülerkomitee überwindenSchülerin auf der Kandidatenliste
Vor einem weiteren Kandidaten drängen sich viele Schüler. Edoh aus einer 2e im „Enseignement général“ spielt gerade sein Wahlvideo auf dem iPad ab. Es dauert etwas mehr als eine Minute. Manche Schüler lächeln zustimmend, andere nicken, als wollten sie sagen: Ja, das ist gut. Oder: Du hast recht. Edoh setzt sich für mehr Sportaktivitäten im Michel Lucius ein. Im Video sagt er, dass die Covid-Pandemie den Schülern zwei Jahre ihrer Jugend gekostet habe. Konkret möchte Edoh im Winter ein kleines Basketball-Turnier organisieren. Doch die Sporthalle stehe den Schülern nur in begrenzten Zeiträumen zur Verfügung. Das möchte er ändern.
Haben die Schüler ihre 13 Stimmen abgegeben, stehen sie vor einer weiteren Wahl. Sie bekommen eine weiße und eine rote Bohne. Mit der roten Bohne können sie eine von vier Vereinigungen auswählen, an die ihrer Meinung nach der Erlös des Weihnachtsmarktes gespendet werden soll. Mit der weißen Bohne können sie zwischen zwei Projekten auswählen, die während dieses Schuljahres umgesetzt werden sollen: die Anschaffung eines Outdoor-Tischtennis-Tisches oder die Einrichtung eines Outdoor-Basketball-Terrains.
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