Der Wahlflüsterer / Manche sind gleicher
Was so ein Superwahljahr für Kollateralschäden verursachen kann, das gab es während der letzten sechs Tage zu beobachten. Beim traditionellen Postlauf duellierten sich die Ministerinnen Lenert und Bofferding um den Sieg in Team Rot, mit dem besseren Ende für die lauferfahrene Gazelle aus dem Innenministerium. Beide profitierten vom berufsbedingten Ausfall ihres wieselflinken Mannschaftskameraden Fayot. Der war ganz offensichtlich angemeldet und wurde vom Sprecher als prominenter Teilnehmer angekündigt, weilte aber auf Staatsvisite in Lettland. Abgeklatscht wurden die 2.667 Läufer im Ziel übrigens von der ansonsten eher diskret in der Öffentlichkeit auftretenden Finanzministerin Backes aus Team Blau, die sich strategisch günstig unter die Cheerleader gemischt hatte.
Der Wahlkampf in Esch verspricht derweil ebenfalls sportlich zu werden. Dort fand am Mittwoch die Gala des Escher Sports statt. Zwei Tage zuvor hatte die Stadt ihre Charta für die Gleichberechtigung im Sport vorgestellt. Dort an vorderster Front: Bürgermeister Georges Mischo und Schöffe Christian Weis, beide aus Team Schwarz. Von Gleichstellung war bei der Gala nicht mehr viel zu sehen. Nicht die zwischen Mann und Frau ist gemeint, sondern die zwischen Team Schwarz und dem Escher Sport.
Was war geschehen? Wegen der geringen Kapazität im Theater wurden die Einladungen zur Gala auch in diesem Jahr sehr selektiv vergeben. Die zur Auswahl stehenden Sportler und Mannschaften des Jahres und ihre Angehörigen, dazu die Gemeinderäte sowie die Mitglieder der Sportkommission, erhielten Plätze. Unter dem Strich bedeutet das, dass auf der Gala des Escher Sports noch längst nicht jeder Sportverein der Stadt eingeladen wird.
Wenn dann wie am Mittwoch die (fast) komplette Kandidatenriege der Escher CSV für die Gemeindewahlen am 11. Juni im Theater Platz findet, dann kann man sich als ausgeschlossener Verein schon ein wenig verarscht vorkommen. Vor allem, wenn man sich bei sämtlichen Organisationen der Gemeinde, von der „Nuit des sports“ bis hin zum Schulsportfest, für die Stadt einsetzt.
Fazit: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher“ – vor allem, die an der Macht. Und vor allem, wenn Wahlen vor der Tür stehen.
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