Causa Gloden/Tonnar / Mangelnde Schreibkompetenz: Tom Weidig versucht, Drohung zu erklären
Der ADR-Abgeordnete Tom Weidig fühlt sich in der Karikatur-Affäre absichtlich missverstanden. LSAP-Fraktionschefin Taina Bofferding will nun in der Chamber über den Vorfall diskutieren.
Der ADR-Abgeordnete Tom Weidig hat am Mittwoch versucht, den Karikaturisten Carlo Schneider einzuschüchtern. „Du verharmlost politisch motivierte Einschüchterung … Sag mir mal, wo du wohnst, dann kann man auch mal bei dir vorbeikommen, dann siehst du mal, wie witzig es ist, bedroht zu werden“, drohte Parlamentarier Weidig auf Facebook dem Künstler Schneider. Eine Aussage, die so schwarz auf weiß eigentlich wenig Raum für Interpretation zulässt. Eigentlich, denn: Der Politiker fühlt sich anscheinend missverstanden und spricht in einer Stellungnahme von einer „absichtlichen Missinterpretation“.
In seiner ausformulierten Version seiner Drohung erklärt Tom Weidig, dass der Karikaturist Carlo Schneider mit seiner Karikatur das Opfer von „politisch motiviertem Terror“ – in diesem Fall Innenminister Léon Gloden – so darstelle, dass es die erfolgte „Straftat verharmlose und als banal erscheinen“ lasse. Mit dem Satz „Sag mir mal, wo du wohnst, dann kann man auch mal bei dir vorbeikommen, dann siehst du mal, wie witzig es ist, bedroht zu werden“ habe er Carlo Schneider lediglich nahelegen wollen, sich in die Opferperspektive zu versetzen. In die gleiche Kerbe schlägt auch Weidigs Partei- und Fraktionschef Fred Keup. Dieser gibt seinem Parteikollegen gegenüber dem Radiosender 100,7 Rückendeckung und erklärt, Tom Weidig habe Carlo Schneider lediglich darauf aufmerksam machen wollen, wie es sei, bedroht zu werden.
Tom Weidigs ausformulierte Drohung
„Du [Carlo Schneider] verharmlost politesch-motivéiert Aschüchterung … [mat denger Karikatur wou en Affer vu politesch-motivéiertem Terror, de Leo Gloden, viru sengem Familljenhaus duergestallt gëtt, déi d’Strofdot verharmlost an als banal erschénge léist] [Duerfir: fir Dir d’Afferperspektiv mol duerch de Kapp goen ze loossen, stell Dir follgend vir: „So mir mol wou s de wunns, da kann een och mol bei dech kommen, da gesaiss de mol wei witzeg et ass bedrot ze ginn.“] Wann s Du also Affer gi wäers, giffs du et witzeg fanne wat do een eng Karikatur vun Dir als Affer an denger Stresssituatioun virum dengem privaten Familljenhaus mécht an do nach eng Persoun mat engem schaarfe Messer fräi remleeft déi Pneue vum Auto vun dengem Bouf aus Haass op Dech geschlitzt huet?“
Nach eigenem Bekunden verurteile Tom Weidig Karikaturen über Politiker und ihr Handeln nicht im Allgemeinen, jedoch schon, wenn sie Opfer einer Straftat wurden. Im selben Atemzug teilt der ADR-Politiker dann wie gewohnt auch gegen die Medien aus: „Die Medien reden nicht über den linken staatsfeindlichen Terror, der gegen einen Minister der Regierung gemacht wurde.“ Das Opfer Léon Gloden sei zum Täter verklärt worden. „Es wird sich in einer Karikatur [über Léon Gloden, Anm. der Red.] lächerlich gemacht, wenn er reagiert, teils emotional, was normal ist als Opfer, und wenn ich das als unpassend empfinde, bin ich auf einmal an allem schuld“, sieht sich Tom Weidig natürlich als Opfer der ganzen Affäre.
Die Erklärung, wie Weidig von einem Vandalismus-Fall auf linken staatsfeindlichen Terror schließt, bleibt der ADR-Mann ebenfalls schuldig. Denn: Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung definiert Terror/Terrorismus als „ein besonders brutales und rücksichtsloses Vorgehen, das die Unterdrückung oder die Vernichtung anderer zum Ziel hat“. Ist das Vergreifen an Léon Glodens Eigentum und dem seiner Familie durchaus zu verurteilen, schießt die Bezeichnung als Terror dennoch übers Ziel hinaus und liefert einen weiteren Beweis dafür, wie die ADR die Verrohung der öffentlichen Debatte vorantreibt.
Der Umstand, dass Weidig sich in der Opferrolle sieht, ist ebenfalls nicht neu. In der Vergangenheit hat der ADR-Politiker seine Ausfälle immer wieder als missverstandene Ironie oder Satire abgetan. Auch könnten von einem Parlamentarier, zu dessen Aufgabe das Verfassen und Kontrollieren von Gesetzestexten gehört, etwas mehr Lese- und Schreibkompetenzen erwartet werden, statt dass er seine Ausführungen post scriptum noch einmal in vierfacher Länge erklären müsste.
Nachspiel in der Chamber
Fest steht, dass das Kapitel noch nicht abgeschlossen ist. LSAP-Fraktionschefin Taina Bofferding hat bereits angekündigt, dass das Thema in der Chamber in der „Conférence des présidents“ noch einmal zur Sprache kommen soll. „Ein solches Verhalten von einem Abgeordneten geht nicht“, schreibt die Fraktionschefin auf X (ehemals Twitter).
Der Piraten-Abgeordnete Sven Clement befürchtet seinerseits, dass solch „faschistoide Aussagen“ eines Tom Weidig schlussendlich in reale „physische Gewalt“ ausarten könnten. Das seien die Konsequenzen einer „Aufregungsolympiade“, wie der Piraten-Politiker die jüngste Episode bezeichnet.
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Dem Här Schneider seng Karikaturen sinn ubruecht an et ass him héich unzerechnen dass hien de Courage huet fir och emol e besse méi warm Eisen unzepacken. Verschiddene Léit mussen hier Topechkéten op déi Manéier virun d’Nues geluecht kréien. Macht nëmme weider esou, Här Schneider a Merci fier Ären Asaatz.
Den Duktus der Rechten kennt man ja. Wenn man den Mund aufmacht oder etwas schreibt das nachher langwierig interpretiert werden muss,dann spricht das nicht für den Verfasser. Eine Drohung ist eine Drohung,ist eine Drohung. Gut, dass Weidig kein fanatischer Moslem ist,sonst wäre Schneider vielleicht nicht mehr unter uns. Tatsache ist, dass solche Nasen in einer Abgeordnetenkammer nichts zu suchen haben. Hassprediger gibt’s genug.
das einzige was man dem gutem Tom vorwerfen kann, ist seine naivität. Dass sich der politische gegner auf ihn stürzen würde, nach einer nicht ganz ernstgemeinten „drohung“, den diks riichten, müsste ihm eigentlich klar gewesen sein. Eine mangelnde schreibkompetenz im letzebuergesch ist auch kein verbrechen, da das luxemburger Schulsystem keinen wert darauf legt. Aber, ein bursche mit seiner ausbildung, hätte es besser wissen müssen. der politische „feind“ lauert überall. wäre diese aussage von der csv, lsap oder.. gekommen, wäre alles kein thema gewesen.
E Beispiel vun politique politicienne.
Ech mengen et giff elo duer goen.
D’Leit an an soss wou op der welt hunn nach aaner Problemer.
„……..sieht sich Tom Weidig natürlich als Opfer der eigenen (Un) Intelligenz“……. sollte es heißen
Herr Weidig verniedlicht nun seine herbe Ansage, so macht man das in seinen Kreisen um ungeschoren davon zu kommen.
Was Herrn Schneiders Karikaturen angeht, bitte nicht einschüchtern lassen.Wir lassen uns das Maul nicht verbieten…. ist mit Geld nicht zu zahlen!
Wo bitte enden wir denn? Darf ein Karikaturist nicht mehr zeichnen und veröffentlichen? Darf die Wahrheit nicht mehr ausgesprochen werden?
Herr Weidig hat sich und seine Gesinnungs Brüder/Schwestern doch selbst “ geadelt „. Hat sein wahres Gesicht gezeigt!
Mit friedlichen Grüßen zur Nacht
….waat een armseïligen Zirkus,sin am Ländchen wiirklich keng aaner Problemer ze leïsen?
Ah ja, es sinkt immer weiter das Niveau…. Natürlich darf man als Karikaturist die aktuellen Geschehen aufgreiffen (war sogar eine sehr gute Karikatur wie ich finde), natürlich darf man sich über den aktuellen Ton in dieser Debatte wunder, in der sowohl in den Medien wie auch in den „a“-sozialen Netzwerken klar Partei ergriffen wird und eine politisch motivierte Strafftat kaum bis gar nicht verurteilt wird. Ob man heirfür gerade einen Karikaturist anprangern muss?Wohl kaum! Aber in diesem Dossier zeigt das Land und die Politik wie tief das Niveau gefallen ist, aber keiner hat eine echte Lösung oder gar den Ansatz einer reellen Verbesserungsidee…
Ich finde dass Aufregungsolympiaden in bestimmten Fällen erlaubt sein müssten. Stellt euch mal vor, jemand will die Verfassung abschaffen. Die Amerikaner haben dafür ihre Waffen und wir haben dafür eben unsere Aufregungsolympiaden.