Diekirch / Marode Bausubstanz: Dem Humpen geht’s an den Kragen
„Dräieck Dikrech“ heißt das Wohnungsbauprojekt, das auf dem Areal der früheren Diekircher Brauerei entstehen soll. „Un quartier multifonctionnel et multigénérationnel“ – das pries der Bauherr COOGEE aus Luxemburg, der die beiden Unternehmen Matexi und Saphir Real Estate Luxembourg für dieses Projekt vereint, bereits 2018. Die alten Brauereigebäude sollen dem Erdboden gleichgemacht werden, mit Ausnahme der historisch wertvollen Bauten und des Turms, auf dem der Diekircher Humpen seit Jahrzehnten als Wahrzeichen der Brauereistadt thront. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Die Brauerei Diekirch geht auf 1871 zurück. Sie ist die einzige Brauerei, die nicht aus Familienbesitz stammt. 2000 schloss sie sich den „Brasseries réunies de Luxembourg“ an, die Bierproduktion ging nach Diekirch. Sie wurde zunächst von der belgischen Industriegruppe Interbrew und 2005 von der daraus entstandenen Inbev, dem größten Bierhersteller der Welt, übernommen.
Als es plötzlich hieß, die Brauerei in Diekirch würde ihre Türen definitiv schließen, da die gesamte Produktion nach Belgien verlagert werde, zog es Tausende auf die Straße, um ihrem Ärger freien Lauf zu lassen. Schlussendlich wurde auf einem Teil des Areals eine neue Brauerei errichtet, die restliche Fläche soll Platz für ein groß angelegtes Wohnungsbauprojekt bieten.
Das Projekt trägt den Namen „Dräieck Dikrech“. Das bestehende Areal soll grundlegend saniert werden, doch die bestehenden, historisch wertvollen Gebäude sollen erhalten bleiben. Hier sollen nicht nur Wohnungen, sondern auch Geschäfts- und Büroräume entstehen. Angekündigt wurden unter anderem 5.725 Quadratmeter öffentlicher Raum, 5.370 Quadratmeter Grünfläche, 190 Mietwohnungen, sechs Wohnhäuser, 8.600 Quadratmeter Geschäftsfläche, 2.500 Quadratmeter Büroräume und 587 unterirdische Parkplätze.
Im März 2019, als die neue Diekircher Brauerei feierlich eröffnet wurde, haben bereits alle Genehmigungen für das Projekt „Dräieck Dikrech“ vorgelegen. Man sollte wissen, dass die Genehmigungsprozeduren bis ins Jahr 2012 zurückreichen.
Nicht wie geplant
Bei der Vorstellung des Projekts ging mitunter die Rede davon, dass verschiedene historische Gemäuer eventuell Gastronomiebetriebe aufnehmen könnten und dass im Turm, auf dem der von weitem sichtbare Humpen steht, Büro- und Wohnflächen eingerichtet werden können.
Doch dann kam alles anders. Am 17. April 2021 wurde ein großer Teil der historischen Braustube durch ein nächtliches Feuer zerstört. Die noch verbliebenen Außenmauern wurden in der Zwischenzeit durch stählerne Stützen abgesichert, sollen sie doch in die Pläne des neuen Wohnviertels miteinbezogen werden.
Was nun den Turm mit dem Humpen anbelangt, gab es laut unseren Informationen eine vom Bauherrn in Auftrag gegebene Studie, die zum Resultat kam, dass die Bausubstanz dieses Turms marode sei. Der „Service des sites et monuments“ soll daraufhin ebenfalls eine Studie in Auftrag gegeben haben, die zum gleichen Schluss kam: Die Bausubstanz ermöglicht nicht den Erhalt des Turms.
Nun soll eventuell versucht werden, an gleicher Stelle eine Infrastruktur einzuplanen, die an den Turm mit seinem Humpen erinnern soll. Einzelheiten hierzu gibt es aber noch nicht.
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