/ Massaker in Mali: 134 Menschen bei Stammesstreit mit Buschmessern getötet
Sie kamen im Morgengrauen und metzelten wahllos die Dorfbewohner nieder – auch schwangere Frauen und Kinder. Anschließend zündeten sie die Hütten an. Das Massaker ereignete sich am Samstag im Dorf Ogossagou im Zentrum des westafrikanischen Krisenstaates Mali.
Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze
Als die Armee und die im Land stationierten UN-Truppen eintrafen, waren die Angreifer schon wieder verschwunden. Nach UN-Angaben wurden bei dem Angriff mindestens 134 Menschen getötet und 55 verletzt. Hintergrund ist möglicherweise ein schon lange schwelender Streit zwischen zwei Volksstämmen. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „geschockt und entsetzt“ nach der Gräueltat. Guterres forderte die malischen Behörden auf, das Massaker zu untersuchen und die Schuldigen vor Gericht zu bringen. Wie UN-Sprecher Farhan Haq mitteilte, leisten die UN-Friedenstruppen Luftunterstützung, um die Region der Bluttat abzusichern und „um weitere Angriffe zu vermeiden“. Auch habe die UN bei der Evakuierung der Verletzten geholfen.
Es ist eine der schlimmsten Bluttaten seit Jahren in Mali, wo 15.000 UN-Soldaten und -Polizisten versuchen, die prekäre Sicherheitslage zu verbessern. Bisher mit begrenztem Erfolg: Die Friedenstruppe wird immer wieder angegriffen, seit Missionsbeginn im Jahr 2013 wurden 122 UN-Angehörige getötet. Die Region gilt als Rückzugsgebiet bewaffneter Islamistenbewegungen wie etwa Al Kaida und ISIS. Zudem sorgen Tuareg-Rebellen und mehrere miteinander verfeindete ethnische Gruppen für Spannungen.
Trinkwasser und fruchtbares Land
Nach Augenzeugenberichten sollen die Täter Angehörige der Dogon-Volksgruppe sein. Die Angreifer seien in Jagdtrachten dieses Volks gekleidet gewesen. Die Opfer gehören zum Nomadenstamm der Fulbe. Zwischen beiden Gruppen kam es schon mehrfach zu Gewaltausbrüchen. Beim Streit geht es auch um Trinkwasser und fruchtbares Land – beides ist in der Sahelzone rar. Das Dogon-Volk wirft den Fulbe-Nomaden vor, mit herumziehenden Viehherden die Äcker zu zerstören. Zudem wird der Fulbe-Stamm verdächtigt, mit islamistischen Gruppen zu kooperieren.
Im Wüstenstaat Mali leben etwa 18 Millionen Einwohner, die überwiegend von Viehhaltung, Reis und Baumwollanbau leben. Die wirtschaftliche Entwicklung ist stark von den jährlichen Niederschlägen abhängig. Mali zählt trotz erheblicher europäischer Entwicklungshilfe immer noch zu den ärmsten Ländern der Erde. Auch westliche Bürger sind in Mali immer wieder Ziel von Angriffen und Entführungen islamistischer Gruppen. 2015 waren bei einem Terrorangriff auf ein amerikanisches Luxushotel in der Hauptstadt Bamako mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen – die meisten Opfer waren Ausländer.
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