Gesunde Ernährung / „Mawaka“ ist Luxemburgs erste Kochschule für Kinder und Jugendliche
Als sie mit der Idee herausrückt, halten viele sie für verrückt. Joëlle Hinger (43) aber hält unbeirrt daran fest, eine Kochschule für Kinder und Jugendliche zu eröffnen. Der Erfolg gibt ihr Recht. Schon in der ersten Woche nach der offiziellen Einweihung hat sie acht Kurse, in denen sie Teilnehmern zwischen drei und 15 Jahren das Kochen näherbringt. Ganz nebenbei widerlegt sie den gängigen Glauben, alle wollten beim Staat arbeiten.
Die Art, wie sie die sechs- bis zwölfjährigen Kinder an diesem Tag zum Kurs empfängt, lässt erahnen, dass Joëlle Hinger Erfahrung damit hat. Wie viele andere Menschen, die das Leben als eine Chance begreifen, sich auszuprobieren, hat sie mehrere berufliche Stationen hinter sich. Die Grundschullehrerin mit zehn Jahren Berufserfahrung kann einen Uni-Abschluss in Betriebswirtschaft vorweisen und bringt Erfahrung im Bankwesen mit.
Die Bank war ihre erste Station. Lehrerin in der Grundschule ist sie danach gerne, es macht ihr Spaß. Sie ersetzt schon während des Wirtschaftsstudiums Lehrer, wenn es Ausfälle gibt. Der Traum aber, sich selbstständig zu machen, bleibt. Während ihrer Zeit als Lehrerin gründet sie einen Blog mit Rezepten und Fotos von Essen, die sie sich ausdenkt oder aus ihrem eigenen Repertoire schöpft.
Sie hat selbst als Kind gerne gekocht
Während des Lockdowns ist die Frage ihrer eigenen Kinder, damals fünf und sieben Jahre alt, „Mama, wat kache mer haut?“ eine, die sie täglich hört. Daraus ist der Name der Schule, „Mawaka“, entstanden. Mit dem großzügigen Raum in Gasperich wird die Kochschule konkret. „Meine Kinder hatten unheimlich Spaß dabei, mit mir zu kochen“, sagt Hinger über ihre ersten Gehversuche als Mutter auf dem neuen Terrain. Sie selbst hat als Kind diese Erfahrungen gemacht.
Ihre Großmutter hatte früher einen eigenen großen Garten in der Stadt. „Wenn ich Himbeeren wollte, dann bin ich im Sommer in den Garten gegangen und habe welche gepflückt und gegessen“, sagt Joëlle Hinger. „Sie hat auch mit mir gekocht, das hat mich geprägt.“ Ihr ist das wichtig. Denn gleichzeitig beobachtet sie, dass viele sich überhaupt keine Gedanken darüber machen, was sie essen und wie es zubereitet wird.
„Es ist verrückt zu sehen, aus welchen Ländern manche Zutaten herkommen“, sagt sie. „Und man sieht, wie schlecht sich manche Menschen ernähren.“ Den Zusammenhang zwischen Bluthochdruck, Herzinfarkt, Diabetes und Übergewicht in Kombination mit zu wenig Bewegung und einer nicht ausgewogenen Ernährung bezweifelt heute im Medizinbereich niemand mehr. Er ist wissenschaftlich gut belegt.
Gesund und ausgewogen
Gerade im März dieses Jahres haben Forscher des Helmholz-Instituts, der Gemeinschaft deutscher Forschungszentren, dies wieder in einem Fachbeitrag belegt. Gesund essen, ausgewogene Kost, wenig Fleisch: Dafür stehen die Rezepte bei „Mawaka“. Heute stehen Zucchini-Karotten-Puffer auf dem Plan. Als Vorspeise gibt es „Bouneschlupp“. Eine Stunde vor Beginn des Kurses ist Hinger dabei, die Suppe fertig zuzubereiten. „Wir haben sie beim letzten Mal nicht fertigbekommen und ich hatte sie eingefroren“, sagt sie. Es riecht lecker aus der Küche.
Für die zehn Kinder, die an diesem Tag kommen, sind die vier Tische fertig eingedeckt: Rappe, Schälmesser, Sieb und Zucchini sowie Karotten liegen bereit. Bislang greift Joëlle Hinger beim Einkauf auf das Angebot eines Großhändlers zurück. Saisonal, regional und sogar vielleicht biologisch bleibt das Ziel. „Ich würde das gerne machen, muss mir aber erst mal eine Zulieferkette aufbauen“, sagt sie.
Es läuft gut. „Ich finde das eine Supersache“, meint eine Mutter, die gerade ihre Tochter bringt. „Kochen wird ja heute in der Schule nicht mehr angeboten.“ Zwölf Kinder sind das Maximum in jedem Kurs, der eineinhalb Stunden dauert und für die Dauer von sechs bis sieben Wochen 210 Euro kostet. Zwei Jahre hat die Start-up-Gründern „congé sans traitement“ und muss die Schule zum Laufen bringen.
Anleitung in vielen Sprachen
Der Zuspruch, der ihr jetzt schon entgegenschlägt, stimmt sie zuversichtlich. Alles andere hat sie nicht in der Hand. „Die Inflation macht mir schon Sorgen“, sagt sie. „Aber wenn es nicht klappt, habe ich es wenigstens versucht.“ Den Sprung, eine sichere und gut bezahlte Arbeit für die Unsicherheit einer Selbstständigkeit aufzugeben, wagen nicht viele.
Das Normale ist umgekehrt – von der Privatwirtschaft in den sicheren Hafen des Staates. Einem Klischee über Luxemburger wird sie dann aber doch noch gerecht. Sie gelten überall als mehrsprachig. Hinger gibt ihre Kurse auf Englisch, Französisch, Luxemburgisch und Deutsch. Mühelos wechselt sie im Kurs zwischen den Sprachen hin und her.
Informationen zu den Kursen gibt es auf www.mawaka.lu.
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