Pandemie / „Mehr Angst vor der Impfung als vor Covid“
Wenn man sie fragt, warum sie sich nicht gegen Covid impfen lassen wollen, geben Menschen ganz unterschiedliche Antworten. Das Tageblatt hat sich mit zwei Frauen unterhalten, die davon erzählen, wie sie schlechte Erfahrungen mit Impfstoffen gemacht haben und sich deshalb nicht impfen lassen wollen. Sie fürchten gesundheitliche Probleme.
Durch das Impfen schaffen wir es aus der Krise – so lautet das Credo der Politik und der Wissenschaft. Dass das Impfen eine Ansteckung und einen schweren Krankheitsverlauf unwahrscheinlicher macht, gilt als erwiesen. Dennoch wollen viele Menschen die Impfung nicht. Die Argumente sind vielfältig. Hier wird die Impfung als Gift bezeichnet, dort wird behauptet, Bill Gates wolle über die Impfung allen Menschen einen Mikrochip einpflanzen oder dass es sich bei der Impfkampagne um ein illegales Experiment handele.
Es gibt aber auch Menschen, die sich Sorgen um ihre Gesundheit machen, weil sie schlechte Erfahrungen mit Impfungen gemacht haben. Sie haben nichts mit Randalierern oder Verschwörungstheoretikern zu tun und wollen nicht als „Schwurbler“ bezeichnet werden. Sie kritisieren eine verallgemeinernde Berichterstattung über Impfgegner.
„Ich habe mehr Angst vor der Impfung als vor Corona“, sagt Adela Fuentes im Gespräch mit dem Tageblatt. Sie hatte sich gegen das Coronavirus impfen lassen, und danach schwere Nebenwirkungen. So schwer, dass sie Medikamente nehmen musste. Fuentes hatte sich nach reichlicher Überlegung am 13. November in der Mittagsstunde impfen lassen. Am Abend bereits stellte sie erste Nebenwirkungen fest. Sie spürte ihr Herz schlagen und maß bei sich einen erhöhten Blutdruck. „Ich sagte mir, dass das bestimmt wegen der Impfung ist und dass es sicher bald wieder weggeht.“
Schwache Nebenwirkungen sind nicht ungewöhnlich. Viele Menschen berichteten, dass sie sich am Tag nach der Impfung schlapp fühlten und dass mit ihnen „nichts anzufangen“ sei. Auch Schmerzen rund um die Einstichstelle kommen vor. Diese üblichen Nebenwirkungen vergehen aber fast immer schnell. In Fuentes’ Fall verbesserte sich der Zustand jedoch nicht zeitnah, wie sie gegenüber dem Tageblatt berichtet. Da ihr Hausarzt nicht erreichbar war, begab sie sich in die Notaufnahme, erzählt sie weiter. In der Notaufnahme wurde sie untersucht (EKG und Bluttest, um das Risiko einer Thrombose auszuräumen).
In den folgenden Tagen hielt der Zustand an. Fuentes’ Herz beruhigte sich nicht und nachts fand sie keinen Schlaf. Auch der Blutdruck sank nicht. Also besuchte sie ihren Hausarzt. Dieser behandelte sie mit Betablockern. Auch einen Kardiologen konsultierte sie. „Beide sagten von Anfang an, dass mein Zustand eine Reaktion auf das Impfmittel ist“, so Fuentes. Der Kardiologe versuchte, ihr Mut zuzureden und zeigte sich optimistisch. In den nächsten Tagen verbesserte sich ihr Zustand glücklicherweise tatsächlich wieder und unter Anleitung des Herzspezialisten konnte sie die Medikamente absetzen.
Grünes Licht, aber …
„Weil nahe Verwandte hohen Blutdruck haben, spekuliert mein Hausarzt, dass ich eine Veranlagung dafür habe und dass die Impfung etwas ausgelöst hat, das eventuell später sowieso aufgetreten wäre. Das ist aber ein schwacher Trost“, findet Fuentes. Ein zweites Mal will die Frau sich nicht impfen lassen, obwohl der Herzspezialist ihr dafür grünes Licht gegeben hat. „Ich habe nicht den Mut dazu“, sagt sie. „Niemand kann mir sagen, wie ich auf eine zweite Impfung reagieren werde“, sagt sie. Ihr Vertrauen in die Medizin habe sie deswegen nicht verloren. Fuentes beschreibt ihre derzeitige Situation mit hörbarer Frustration: „Man gehört zu einer Minderheit, die nichts mehr tun darf, außer zur Arbeit zu gehen.“ Das beschäftige sie mehr als eine mögliche Ansteckung.
Fuentes möchte nicht mit Menschen in einen Topf geschmissen werden, die Impfungen kategorisch ablehnen oder erfundenen Geschichten anhängen. Verschwörungstheorien rund um das Virus glaubt sie nicht. Bei den Protestmärschen, vermutet sie, seien aber sicher auch Menschen dabei, die wie sie schlechte Erfahrungen mit Impfungen gemacht haben.
(Nach unserem Gespräch, das wir, wie übrigens das nachfolgende, noch vor den kürzlich beschlossenen Lockerungen geführt haben, steckte sich Fuentes mit dem Coronavirus an und hatte milde Symptome, die sie, wie sie sagt, besser weggesteckt hat als die Nachwehen der Impfung.)
Auch Roxane* will sich nicht impfen lassen. Die 30-Jährige hat Angst vor potenziellen negativen gesundheitlichen Folgen. „Ich kann immer nur sehr sanfte Medizin zu mir nehmen“, berichtet sie im Gespräch mit dem Tageblatt. Durch eine genetische Krankheit sei ihr Blutkreislauf derart geschwächt, dass sie manche Präparate nicht gut vertrage. Hinzu kommt, dass Roxane als Kind schon einmal eine allergische Reaktion auf ein Impfmittel hatte, wie sie im Gespräch erzählt. Ein weiteres Mal möchte sie das Risiko nicht eingehen.
Vor rund einem Jahr steckte sich Roxane mit Covid an und überstand die Krankheit. Sie hatte mehrere Tage Fieber und mehrere Wochen Fatigue. Ins Krankenhaus musste sie nicht, erzählt sie. Danach wurde sie gefragt, ob sie Blutplasma spenden wolle, mit dem andere Patienten behandelt werden können. Mit dieser Behandlungsmöglichkeit wurde eine Zeit lang experimentiert. Sie führte aber nicht zum erhofften Erfolg. „Ich wollte helfen. Als sie in meinen Unterlagen sahen, dass ich diese Kreislaufprobleme habe, haben sie mich abgelehnt“, erzählt Roxane, um die Schwere ihrer Erkrankung zu unterstreichen.
„Meine Ärzte stimmen meinen Bedenken zu“, sagt Roxane. Irgendwann möchte sie eine Familie gründen und Kinder haben. Auch deshalb sei sie unsicher. „Niemand weiß, welche Folgen das haben kann.“ Allerdings sei ihr Zustand kein offiziell anerkannter Grund, um nicht geimpft zu werden. Deshalb könnten ihre Ärzte ihr kein Zertifikat ausstellen, das sie von einer Impfung ausnimmt. Auch ihr Genesenenstatus ist inzwischen wieder abgelaufen.
Ins Restaurant oder ins Kino kann sie deshalb nicht. „Ich habe Glück, dass meine Arbeit größtenteils aufs Homeoffice zurückgreift“, sagt sie über ihren Alltag als Ungeimpfte. Nur einmal die Woche müsse sie ins Büro. „Dann muss ich um fünf Uhr aufstehen, damit ich um halb sechs im Labor bin. Dort stehe ich dann eine Stunde lang an, um den Test zu machen“, sagt sie weiter. Roxane hat aber auch Bedenken, die nichts mit ihrer Krankheit zu tun haben. Dass das Covid-Vakzin so schnell entwickelt wurde, stimmt sie nachdenklich. Ihr wäre es wohler, wenn die Impfung mehrere Jahre getestet worden wäre, sagt sie.
Zum Zeitpunkt unseres Gespräches Ende Januar waren laut einem offiziellen Bericht des Gesundheitsamtes bei 0,17 Prozent der 1.230.507 verabreichten Impfdosen unerwünschte Nebeneffekte aufgetreten. Von den Nebenwirkungen wurden nur 23 Prozent als schwer eingestuft.
* Name von der Redaktion geändert
Wenn diese beiden Damen und ihre Mit“fühler“ einmal mit einem Virus ( wie wär’s mit Tetanus? )Bekanntschaft gemacht haben,dann schlägt die Stimmung spontan um.Garantiert. Wenn 99% der Weltbevölkerung keine Angst haben vor der Impfung,dann müsste man sich doch Gedanken machen.
10% von uns haben einen IQ von unter 83, das ist nicht so einfach.
Ich kann es schon singen…das mit dem IQ…
Kommt das nicht auch davon, dass die Kinder in den Grundschulen mehr über Abfall und wie man den ‚richtig‘ trennt lernen als über ihren Körper?