Ukraine-Krieg / Mehr Geld im April? Luxemburg nähert sich in großen Schritten der nächsten Indextranche
18,5 Cent mehr für Diesel. Die Preiserhöhung, die das Energieministerium am Freitagabend verkündet hat, ist einmalig. Dass man für Mineralölprodukte wie Gas, Heizöl oder Sprit tiefer in die Tasche greifen muss, schlägt sich auch im neuen Inflationsbericht nieder. Nur: Der Erhebungszeitraum dafür endete bereits vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine. Die aus dem Krieg und den Sanktionen resultierenden Effekte sind also noch nicht berücksichtigt – und die Rekorderhöhung von Freitag schon gar nicht. Könnte im zweiten Quartal gar eine „doppelte“ Indextranche kommen?
Das Luxemburger Statistikamt Statec hat – wie jeden Monat – einen genauen Blick auf die Inflationsrate geworfen. Und die ist, wenige wird es angesichts der Lage in der Welt überraschen, deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Februar vor einem Jahr sind die Preise um 6,6 Prozent gestiegen. Dahinter verbirgt sich allerdings ein nicht kleiner Winterschlussverkaufs-Effekt, wie das Statec berichtet. Der wurde im vergangenen Jahr nämlich pandemiebedingt vom Januar in den Februar verschoben. „Seine Auswirkungen schlugen sich im Index für den Februar 2021 nieder und nicht wie üblich im Januar.“ Demnach würde im Jahresvergleich eine „Nicht-Winterschlussverkauf-Situation“ mit einer verglichen, in der es größere Rabatte in den Geschäften gab. Die Statec-Statistiker haben aber ausgerechnet, wie groß der Effekt ist – und die Inflationsrate bleibt dennoch hoch: „Wenn man den Effekt neutralisiert, liegt die jährliche Inflationsrate bei 5,5 Prozent.“
Schuld an dem Anstieg sind vor allem die Mineralölprodukte. „Im Februar kostete eine Tankfüllung Diesel 6,2 Prozent mehr als im Januar, während Benzin um 12,1 Prozent teurer wurde“, schreibt das Statec. Fürs Heizöl mussten Haushalte ganze 12,1 Prozent mehr bezahlen als im Vormonat, die Preise für Gas stiegen um 6,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr verteuerten sich die Preise für Erdölprodukte um schwindelerregende 51,7 Prozent.
Wie wirkt sich das auf den Index aus – also auf die Gehaltszettel der Luxemburger? Bereits vor zwei Wochen schrieb Statec, dass im zweiten Quartal des Jahres sehr wahrscheinlich die nächste Tranche fällig ist. Dieser Trend scheint sich jetzt zu verfestigen. Der Preisindex kletterte im Februar von 910,27 auf 916,09 Punkte. Laut Statec wird die nächst Tranche bei 918,17 Punkten ausgelöst.
Krieg noch nicht berücksichtigt
Dabei sind die weltpolitischen Entwicklungen in den Statec-Erhebungen noch nicht mal berücksichtigt. Denn, wie ein Sprecher des Statec gegenüber dem Tageblatt am Freitag erklärt: „Der Effekt des Krieges in der Ukraine zeigt sich im Moment noch recht gering im Index.“ Grund ist, dass die Preisniveaus vor dem physischen Ausbruch des Konflikts am 24. Februar schon erhoben waren. „Unsere Preiskollektion erstreckt sich normalerweise über die ersten drei Wochen des Monats, das heißt bis zum 21. Februar“, erklärt der Sprecher. „Der Benzinpreis ist noch weiter gestiegen, das werden wir in den Resultaten Ende März sehen.“ Insgesamt seien die Ölprodukte – also Gas, Heizöl, Benzin und Diesel – mit einer Gewichtung von 5,8 Prozent im Index. Allein die Rohölpreise stiegen laut finanzen.net seit Kriegsbeginn vor etwas mehr als einer Woche um bis zu 15 Prozent. Der Rekord-Preisansteig in Luxemburg vom Freitagabend – Heizöl wird um 18,8 Cent teurer, Diesel um 18,5 Cent, der Preis für Super 98 steigt um 9 Cent – findet in dem Statec-Bericht ebenfalls noch keine Berücksichtigung.
So oft gab’s mehr Geld
Seit Jahreswechsel zum Jahr 1992 hat es in Luxemburg 23 Indextranchen gegeben. In keinem Jahr wurde der Index zweimal fällig. In den Jahren 1996, 1998, 2007, 2014, 2015, 2016 und 2019 war die Inflation so niedrig, dass es zu keiner Anpassung kam.
„Die letzte Indextranche war im Oktober“, erklärt der Statec-Sprecher. „Eine weitere wird nur dann ausgelöst, wenn die kumulierte Inflation seitdem 2,5 Prozent übersteigt.“ Dann werden auch die Löhne um 2,5 Prozent erhöht. Aber was, wenn die Inflation so stark steigt, dass die 2,5 Prozent weit überschritten werden? „Wenn wir diese Grenze übersteigen, dann wird die neue Tranche ausgelöst und die Zählung für die nächste fängt schon wieder an“, erklärt der Sprecher. „Das heißt, der Wert, der im März-Resultat überschritten wird, wird auf die nächst Tranche angerechnet.“ Dann könnte schon bald die nächste Tranche ins Haus stehen, zum Beispiel Ende des Jahres oder Anfang 2023.
Was in Luxemburg aber noch nie passiert ist, ist eine „doppelte“ Indextranche. „Es kam noch nie vor, dass die kumulierte Inflation seit der letzten Indextranche innerhalb eines Monats um fünf Prozent gestiegen ist und sofort zwei Indextranchen ausgelöst werden“, erklärt der Sprecher. Als Gedankenspiel ist das aber zumindest erlaubt: „Laut Gesetz ist das theoretisch möglich – aber praktisch kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen“, sagt der Sprecher. Anfang der 1980er-Jahre habe es eine sehr hohe Inflation gegeben. Da sei es vorgekommen, dass vier Indextranchen in einem Jahr ausgelöst wurden – aber nacheinander.
„Doppeltranche“ schwer vorstellbar
Auch angesichts der prekären Situation in der Ukraine sei eine „Doppeltranche“ schwer vorstellbar. „Wir sammeln mehr als 60.000 Preise in einem Monat“, sagt der Sprecher. „Da sind auch viele Positionen drin, die nicht steigen, wie Dienstleistungen, Arztrechnungen, Betreuung in Altenheimen oder von Kindern.“
Statec hält an seiner Aussage fest, dass die nächste – einzelne – Tranche wohl im zweiten Quartal fällig ist. „Das zweite Quartal fängt am 1. April an – sie kann im April fällig werden, oder auch erst im Mai“, sagt der Sprecher. „Es wird sich eher um Wochen als Monate handeln.“ Genaue Vorhersagen könne man noch nicht machen. Aber: „Wir sind schon recht nahe dran, mit der aktuellen Inflation und der steigenden Preislage.“
Seit der letzten Tranche im Oktober sei bis zur Februar-Erhebung bereits ein Anstieg von 2,26 Prozent festgestellt worden – ohne den Kriegseffekt. Die Statec-Preiskollektoren würden sich jetzt wieder in die Geschäfte begeben oder Preise per Telefon oder E-Mail erfragen. „Ende März werden wir dann die Inflation für den März berechnen. Dann können wir sagen, ob eine Tranche ausgelöst wurde oder nicht.“
Weitere Preisanstiege
Im Februar stiegen die Strompreise für die Verbraucher um durchschnittlich 6,0 Prozent. Im Jahresvergleich lagen die Strompreise um 2,6 Prozent höher.
Die billigeren Preise des Winterschlussverkaufes im Januar haben auch einen Einfluss auf die Inflationsrate. In der Kategorie „Bekleidung und Schuhe“ stellt Statec im Februar eine Preiserhöhung von 15,8 Prozent fest – im Vergleich zum Vormonat Januar stiegen die Preise für „Möbel, Hausrat und laufende Instandhaltung der Wohnung“ um 2,4 Prozent. Diese Anstiege der Raten geben jedoch ein verzerrtes Bild der Realität wieder und sind auf einen Basiseffekt infolge der Verschiebung des Winterschlussverkaufes 2021 zurückzuführen. Der Schlussverkauf wurde wegen Covid verschoben und seine Auswirkungen schlugen sich im Index für Februar 2021 nieder – und nicht wie üblich im Januar-Index.
Auch saisonale Umstände beeinflussen die Preisveränderungen. Dies gilt insbesondere für die Preise für Pauschalreisen (plus 10,2 Prozent) aufgrund der Karnevals-Schulferien und die Preise für Pflanzen und Blumen aufgrund des Valentinstags.
Lebensmittel sind, Statec zufolge, heute 0,07 Prozent teurer als im Januar 2022. Besonders ausgeprägt sind die höheren Preise beim Einkauf von Nudeln und Couscous (plus 5,7 Prozent), Meeresfrüchten (plus 3,4 Prozent) sowie für frisches Gemüse (plus 3,1 Prozent). Die Preise für Pizzas und Quiches (minus 2,9 Prozent), Frischfisch (minus 3,4 Prozent) sowie Marmelade und Honig (minus 2,7) sind hingegen gesunken. Lebensmittel waren im Februar 2021 insgesamt 3,5 Prozent billiger als im laufenden Jahr. (fey)
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Hoffen wir mal, dass es auch zu diesen Indextranchen kommt. Gas- Benzin- und Stromkosten haben sich bereits verdoppelt und es ist kein Ende dieser Preiserhöhungen in Sicht, ganz im Gegenteil. Ich verdiene nicht den Mindestlohn aber dennoch kann ich bereits jetzt sagen, dass sich diese Erhöhungen am Ende des Jahres auch auf meinem Bankkonto deutlich bemerkbar machen werden. Arbeitslose und Mindestlohnempfänger werden mit den Konsequenzen dieser Preisanstiege sicherlich noch viel härter zu kämpfen haben.
Wers glaubt wird selig
Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Index mal wieder manipuliert wird, spätestens bei der zweiten Tranche in einem Jahr. Das Patronat jammert und winselt jetzt schon wie ein geprügelter Hund.
Index kommt. Die einen bekommen mehr die anderen weniger. Wenn die Leute mehr Geld haben werden automatisch die Preise erhöht. Das nennt man Schneeballeffekt