PLM 2035 / Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer: Esch gibt sich einen Mobilitätsplan
„Metzeschmelz“, „Rout Lëns“, die schnelle Tram – Esch wird in 15 Jahren komplett anders aussehen. Der neue Mobilitätsplan soll dem neuen Stadtbild und dem Bevölkerungswachstum Rechnung tragen. Das Zentrum soll autoarmer werden und Shared Spaces die Lebensqualität steigern. Die Gemeinde hat den „Plan local de mobilité 2035“ (PLM) am Freitagvormittag vorgestellt.
„Die Tage einer Stadt, die auf das Auto ausgerichtet ist, sind definitiv vorbei.“ Das sagte der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) am Freitagvormittag während einer Pressekonferenz zum neuen Mobilitätsplan der Südstadt. Das 90-seitige Dokument heißt „Plan local de mobilité 2035“ (PLM), orientiert sich am nationalen Mobilitätsplan und soll die Escher Mobilität zukunftstauglicher machen. Der Plan ist bereits online einsehbar – die Papierversion des Planes soll am 15. Mai im Stadthaus erhältlich sein.
Der PLM hebt dabei fünf „Schlüsselelemente“ hervor: Die Fußgängerachse Alzettestraße als künftiges Rückgrat, gut vernetzte Fahrradwege, der Schienenverkehr, eine Erweiterung des Busnetzes und eine Optimierung bzw. Beruhigung des Autoverkehrs. Esch ist laut Mischo bereits eine 15-Minuten-Stadt der kurzen Wege. Heißt: Escher können alle Wege des Alltags in weniger als 15 Minuten mit nachhaltigem Verkehrsmittel zurücklegen. Doch: Laut aktueller Bevölkerungsprognosen auf Basis des allgemeinen Bebauungsplanes (PAG) ist es denkbar, dass mit den neuen Wohnvierteln wie Rout Lëns und Metzeschmelz die Stadt auf etwa 50.000 Einwohner zusteuert. Deswegen sei ein Umdenken in der Mobilität notwendig.
Shared Spaces als Lösung
Die Stadt will mit dem neuen Plan noch stärker auf die Bedürfnisse der schwächsten Verkehrsteilnehmer eingehen. Heißt: Fußgänger und Radfahrer sollen in Zukunft sicherer und schneller an ihr Ziel kommen. Dafür will der Schöffenrat verstärkt auf multimodale Filter und Shared Spaces zurückgreifen. So sollen bis 2035 verschiedene Straßen für Autos nur teilweise oder überhaupt nicht mehr zugänglich sein. Dazu gehören unter anderem der Boulevard Kennedy beim Bahnhof, die rue de l’Église bei der Sankt-Joseph- Kirche und die place des Remparts beim Café „Pitcher“. Letzteres hoben der Escher Stadtingenieur Lucien Malano und Bürgermeister Mischo besonders hervor. Die rue du Fossé zwischen der Grand-rue und der rue Large soll in Zukunft nur noch von Bussen befahren werden. Die Plätze rund um diesen Shared Space sollen ausgebaut und verschönert werden. Laut Zeichnungen der Architektenbüros WW+ und Schroeder & Associés könnten vor dem Pitcher beispielsweise treppenartig angeordnete Sitzplätze entstehen.
Die meisten Konzepte und Projekte, die der PLM auflistet, sind bereits bekannt. Dazu gehört auch die Umstrukturierung der Alzettestraße. Über die Querstraßen zur rue de l’Alzette wird die Fußgängerzone seit jeher an drei Stellen vom motorisierten Verkehr durchkreuzt. „Ziel des PLM 2035 ist es, die Fragmentierung der Geschäfts- und Flaniermeile von Esch aufgrund der oben aufgeführten Querstraßen aufzuheben und die rue de l‘Alzette über ihre gesamte Länge autoarm zu gestalten“, steht im Plan. Konkret sollen Poller während gewissen Uhrzeiten die Alzettestraße für Autos unbefahrbar machen.
Die Querstraßen sollen außerdem bis zu den absenkbaren Pollern als Shared Space mit einer 20er-Zone werden, „sodass in Zukunft ein durchgehend fußgängerfreundlicher Raum entsteht“. Und: „Es kann nicht mehr sein, dass Lieferverkehr zu jeder Uhrzeit möglich ist“, sagte Mischo. Wie genau dieses Verbot aussehen könnte, müsse noch geklärt werden.
„Breit getragene Fahrradakzeptanz“
Kritik von Esch Biken: „Dafür braucht es keine zwölf Jahre“
Nicht auf die Präsentation des PLM 2035 eingeladen waren die Radaktivisten von Esch Biken. „Die Stadt Esch hat in ihrem Plan das Ziel formuliert, in den kommenden Jahren ein kohärentes und sicheres Fahrradwegenetz zu schaffen. Allerdings werden als kurzfristige Maßnahmen nur das Markieren von Angebotsstreifen und Radfahrstreifen oder das Öffnen von Einbahnstraßen für Radfahrer vorgeschlagen. Dabei ist Farbe allein keine ausreichende Infrastruktur und die Sicherheit der Fahrradfahrer verbessert sie nicht zwangsläufig“, so die Radaktivisten gegenüber dem Tageblatt. Warum der Schöffenrat nicht den politischen Mut aufbringe, eine konsequente Trennung von Rad- und Autoverkehr sowie Geschwindigkeitsbegrenzungen in den Wohnvierteln umzusetzen, bleibt den Mitgliedern von Esch Biken ein Rätsel: „In diesem Zusammenhang wirkt das Hervorheben von den bereits vor Jahren umgesetzten und nicht durchgängigen Fahrradinfrastrukturen eher wie Prahlerei.“
Man bedauert, dass es zu keiner regelmäßigen Kommunikation zwischen dem Schöffenrat und denjenigen, die täglich mit dem Fahrrad in Esch unterwegs sind, komme. „Das könnte dazu beitragen, die konkreten Bedürfnisse der Radfahrer besser zu verstehen. Doch anstatt sich aktiv um die Anliegen zu kümmern, scheint der Schöffenrat sich lieber hinter der Straßenverkehrsordnung zu verstecken“, so die Radaktivisten. Fazit: „Für die Ziele, die sich Esch in Sachen Fahrradinfrastruktur gesetzt hat, braucht es keine 12 Jahre.“ (P.M.)
„Die Stadt Esch verfolgt das Ziel, in den nächsten Jahren eine breit getragene Fahrradakzeptanz/ -kultur zu entwickeln, indem verstärkt in ein kohärentes und sicheres Fahrradwegenetz investiert wird.“ Das steht im PLM. Das kommunale Fahrradnetz werde laut Plan seit Jahren schrittweise verbessert (siehe dazu Editorial von Philip Michel auf Seite 2). Nun wolle man „vor allem durch die Optimierung der Wegweisung alle Lücken im Netz schließen.“ So sollen im Mai 150 wegweisende Schilder im kommunalen Radwegenetz installiert werden. Die bestehenden Infrastrukturen sollen außerdem sicherer werden. Laut Malano habe man allerdings nicht überall die Möglichkeit, getrennte Radwege zu installieren.
„Aber wir haben den Vorteil, viele 30er-Zonen zu haben – Code de la route und staatliche Bestimmungen sehen nicht vor, dass man in solchen Zonen noch getrennte Fahrradwege machen muss oder soll“, sagte Malano auf Tageblatt-Nachfrage. Verkehrsberuhigende Maßnahmen könnten auch nicht überall eingeführt werden. „Auch das ist illusorisch, zu glauben, dass man in sämtlichen Tempo-30- Zonen massiv zurückbauen könnte“, so Malano. Das liege auch daran, dass der öffentliche Transport durch diese Straßen fahren müsse.
Zug, Bus und Tram
Die schnelle Tram bis nach Esch, Belval und Sanem wird den öffentlichen Verkehr in der Südstadt komplett verändern. „Wir müssen anfangen, uns auf die schnelle Tram, die bis 2035 nach Esch fahren soll, vorzubereiten, damit wir nachher nicht von ihren Ansprüchen überrumpelt werden“, sagte Malano. Laut Plan entsteht durch das Zusammenspiel von Zug, Tram und Bus ein Mobilitätsangebot, das hinsichtlich Zuverlässigkeit, Sicherheit und Schnelligkeit „eine konkurrenzfähige Alternative zum Auto bieten wird“.
Um den Busverkehr zu verbessern, setzt Esch auf zwei sogenannte Bus-Hochleistungskorridore, die dafür sorgen sollen, dass die Busse schneller und ungehindert von A nach B kommen. „Dazu gehören beispielsweise reservierte Fahrbahnen und intelligente Steuerung von Lichtsignalanlagen an Knotenpunkten“, steht im PLM. Einer der Korridore soll grenzüberschreitend im Fünf-Minuten-Takt fahren. Auf einem zweiten Bus-Hochleistungskorridor sollen Busse, von Belvaux-Mairie kommend, über das Viertel „Universitéit“, Raemerich, Südspidol, Benelux-Platz und Breedewee ohne Störungen bis ins Escher Zentrum geführt werden. Von dort aus gehe es weiter über den Stadthausplatz bis ins Neubauviertel Metzeschmelz zum zukünftigen Umsteigeknoten mit der Bahn und der Tram.
Laut PLM müssen Escher, die im Jahr 2035 mit dem Zug fahren wollen, auf den momentanen Hauptbahnhof verzichten. Die dortige Haltestelle wird nämlich durch zwei neue ersetzt: die Gare Esch-Brill (Terres Rouges) und die Gare Esch Metzeschmelz. „Beide Bahnhöfe liegen hierbei in der direkten Verlängerung der Fußgängerachse der rue de l’Alzette und sind somit fußläufig auch gut vom Escher Zentrum aus erreichbar“, geht aus dem PLM hervor. Das stand allerdings auch schon im nationalen Mobilitätsplan.
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Ankündigungspolitik par excellence!
Tja, da sieht man mal wieder den Einfluss der Grünen. Mischo selbst hat keine Ideen und setzt zu 95 Prozent François Bauschs « Plan national de mobilité » um. Hätte Mischo auch vor zwei Jahren machen können, statt zwei Monate vor den Wahlen, den so alt ist Bauschs Plan. So jetzt bitte umsetzen und nicht weiter so schlafen Herr Bürgermzister
….ach jo,dem Bausch sein plan de mobilité,mettlerweil get ewell am Ausland gesot,et soll een meigligst aus dem Baustellenland was da Luxemburg heisst,eraus bleiwen,do ging hannen an vir nix meï klappen!D’Nordstreck ass jo eent flott Beispil!
Eng Foussgängerzon vir de Foussgänger ze prioriseieren, an e puer Schelder Velosinfrastruktur nennen.
merci CSV, 5 Wochen virun de Walen dat do dohin ze katzen. baal alles ass aus dem pnm. an de Här Malano soll sech schummen, dass en um 100,7 och nach seet, eng Zone 30 breicht keng Velosinfrastruktur. hien fiert bestemmt selwer all dag mam Velo duerch rue large.
d’LSAP kuscht sech, an seet alt rem naischt dozou.
Dat as kloer dass Esch an 15 Joer aanescht ausgeseit:ruineiert, schmuddeleg, knaschteg, kriminell….