Leitbild 2035 / Mehr Raum für Aufenthalts- und Lebensqualität: Änderungen am Diekircher Mobilitätskonzept
Es war auch an einem Montag und es fand ebenfalls in der „Al Seeërei“ statt. Das Thema war fast das gleiche, nur genereller auf die gesamte Nordstad bezogen. Wir sprechen vom Montag, dem 4. Oktober 2021, als gleich zwei damalige Minister, nämlich Bausch und Turmes, das Leitbild 2035 für die Nordstad-Region vorstellten. Am Montag dieser Woche lud der Diekircher Gemeinderat erneut in die „Al Seeërei“ ein, diesmal aber unter dem Motto „Mobilitätskonzept für die Stadt Diekirch“. Schnell wurde den rund 130 Anwesenden klar, dass manche der 2021er Visionen heute bereits keinen Bestand mehr haben.
Claude Turmes, damaliger Minister für Raumentwicklung, gab während der Infoversammlung vom 4. Oktober 2021 Erläuterungen zum „landesplanerischen Leitbild Nordstad 2035“. Er sprach u.a. von einer grün vernetzten Nordstad, von einer resilienten, multifunktionalen Nordstad als Mittelzentrum, einem Raum mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität und vielem mehr. François Bausch, damaliger Minister für Mobilität und öffentliche Bauten, und Marc Ries (Straßenbauverwaltung) zeichneten ihre Vision 2035 auf und sprachen u.a. von einem Fahrrad-Express-Weg zwischen Schieren und Bettendorf, von einer Umgehungsstraße in Ettelbrück (Richtung Bastnach), vom Ausbau der B7 zwischen Schieren und Fridhaff auf zweimal zwei Fahrspuren, von einer Entlastungsstraße rund um Diekirch, von einer Verkehrsdrehscheibe in Erpeldingen/Sauer (Zug, Bus, P&R, Fahrrad), von der Verlegung sowohl der Verbindungsstraße als auch der Eisenbahnlinie Erpeldingen-Diekirch seitlich an den Hang des „Goldknapp“, von einer Eisenbahnhaltestelle in Ingeldorf sowie von einer Neubelebung der Hauptachse Ettelbrück-Diekirch (verkehrsberuhigter Wohn- und Lebensraum).
Zudem ging die Rede von einer Umgehungsstraße für Diekirch, die ab Fridhaff Richtung rue Clairefontaine geführt werden soll. Kurz hinter dem Fridhaff soll ein Tunnel durch den Herrenberg hindurch bis zur „Kléck“ (rue Clairefontaine) gebohrt werden und anschließend soll die Straße weiter nach Gilsdorf führen. Gesamtlänge: Zwischen 2,2 und 2,5 Kilometern (je nach Streckenführung), davon verlaufen 65-70% unterirdisch.
Schon überholt
Drei Jahre später sieht manches schon wieder ganz anders aus. Beispiel Zugverbindung Ettelbrück-Diekirch: Diese Eisenbahnlinie soll nun laut der neuen, am vergangenen Montag vorgestellten Vision in Richtung Diekirch nicht mehr am Fuße des „Goldknapp“, sondern ab dem Ingeldorfer Friedhof kurz durch diesen Hang hindurch verlaufen. Hinter dem Gelände genannt „Walebroch-Erpeldingen“ soll der Schienenstrang dank einer S-Schleife vor dem geplanten Wohnviertel „Haemerich-Diekirch“ wieder auf die heute bestehende Strecke Richtung Bahnhof Diekirch geleitet werden.
Bleiben wir noch bei der Eisenbahn. Der Bahnsteig am Bahnhof Diekirch – der, was die Passagierzahl der insgesamt 64 Bahnhöfe Luxemburgs anbelangt, an 14. Stelle liegt – soll auf bis zu 190 Meter verlängert werden, dies aufgrund der Länge der neuen Züge der Eisenbahngesellschaft. Außerdem soll die Linie Ettelbrück-Diekirch zweigleisig angelegt werden, was dann auch den Bau von gleich zwei neuen Bahnsteigen in Diekirch mit sich bringt. Wegen der Länge dieser Quais ging vor drei Jahren die Rede vom Abbau des Bahnübergangs in der Industriestraße unweit des Bahnhofes. Der gesamte Verkehr müsste dann über die Brauereistraße am Diekircher Lyzeum vorbeigeleitet werden.
Das ist aber nun nicht nach dem Geschmack der neuen CSV/DP-Mehrheit im Diekircher Gemeinderat, da sie die erwähnte Brauereistraße allein schon wegen des Lyzeums verkehrsberuhigt sehen will. In sehr konstruktiven Gesprächen, wie es sowohl Bürgermeister Charel Weiler als auch Mobilitätsministerin Yuriko Backes am Montag hervorhoben, wurde man sich unter anderem darüber einig, die neuen Bahnsteige bis an den Rand der Brauereistraße zu bauen, was die Schließung des obenerwähnten Bahnübergangs in der Industriestraße unnötig macht. Die Vorbereitungsarbeiten zum Bahnhofsprojekt sollen 2026 starten.
„Annäherungsbypass“
Christophe Reuter (Ministerium für Mobilität und öffentliche Bauten) und Marc Ries („Chef de division“ bei der Straßenbauverwaltung) stellten anschließend mehrere Pläne und Grafiken vor, die zeigen sollen, wie man den innerörtlichen Verkehr im Stadtzentrum reduzieren will. So sollen zum Beispiel der obere Abschnitt der rue Alexis Heck und die rue Stavelot (ab Sparkasse) dank modaler Filter verkehrsberuhigt gestaltet werden. Dort sollen Poller dafür sorgen, dass nur Busse und selbstverständlich auch Rettungsfahrzeuge durchfahren können. Am Montag wurde aber gleich mehrmals unterstrichen, dass jeder Einwohner oder Besucher dann auch weiterhin den gewünschten Parkplatz, das Haus, die Garage usw. mit seinem Fahrzeug erreichen kann, aber eben nur über einen anderen, vielleicht auch längeren Weg als heute.
Was nun den Transitverkehr anbelangt, der immerhin ein Drittel des gesamten Verkehrsaufkommens in Diekirch ausmacht, so plant man an einem „Contournement de proximité“. Mit dieser Umgehungsstraße steht und fällt quasi das gesamte Mobilitätskonzept, denn die Verkehrsberuhigung im Stadtkern kann nur dann geschehen, wenn der Durchgangsverkehr und zum Teil auch der Quell- und Zielverkehr nicht mehr durch das Zentrum der Stadt geleitet werden müssen.
Brücke und Tunnel
Bei der Vorstellung des Leitbildes 2035 für die Nordstad ging bereits die Rede von einem sogenannten Annäherungsbypass, der einen Großteil des aus Richtung Fridhaff kommenden Verkehrs durch einen Tunnel unter dem Herrenberg hindurch bis zur rue Clairefontaine führt. Dieser Tunnel endet dort, wo sich heute die Lager- und Verkaufsstätten des Getränkehändlers Clausse befinden. Dort soll zudem eine Ampelkreuzung angelegt werden.
Ab diesem Punkt soll die Umgehungsstraße dank einer Brücke über die Sauer bis zur Gilsdorferstraße und weiter in die Felserstraße geleitet werden. In die andere Richtung verläuft der Verkehr in Richtung Ettelbrück über den Verteilerkreis Fridhaff und die B7.
Abschließend informierten Serge Haagen (Technischer Dienst der Gemeinde Diekirch) sowie Marc Ries noch über das Projekt „NeiDikrich“ und über den Fußgängerüberweg „Ficellesbréck“, der wegen Statikproblemen gesperrt werden musste.
Bürgermeister Charel Weiler gab sich überaus zufrieden, was die Zusammenarbeit mit der zuständigen Ministerin sowie ihrer Mitarbeiter im Mobilitätsministerium anbelangt. Viele Verbesserungsvorschläge, die seitens der Gemeinde Diekirch im März dieses Jahres in puncto Mobilitätskonzept an das Ministerium eingereicht wurden, seien in den neuen Plänen berücksichtigt worden.
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