Eurobarometer / Mehr soziale Gerechtigkeit und Frieden: Was Luxemburger von der EU erwarten
Kurz vor den Europawahlen wurde im Eurobarometer noch einmal der Puls bei den europäischen Bürgern gefühlt. Insgesamt spielt vor allem eine gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitspolitik für die Umfrageteilnehmer eine große Rolle. Die Luxemburger hingegen sehen soziale Gerechtigkeit als ebenso wichtig an.
In einer international konfliktreichen Zeit ist die Unterstützung der EU-Bürger einer gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik weiter hoch. 77 Prozent der Umfrageteilnehmer des Eurobarometers haben sich dafür ausgesprochen, ebenso viele wie in den vergangenen Jahren. 71 Prozent der EU-Bürger sind laut der Umfrage außerdem der Meinung, dass die EU ihre Kapazitäten zur Herstellung von militärischem Gerät ausbauen muss. Gleichzeitig sprechen sich 69 Prozent der EU-Bürger für eine gemeinsame Außenpolitik der Mitgliedstaaten aus.
Für 67 Prozent ist die EU ein Ort der Stabilität in einer unruhigen Welt. 34 Prozent der EU-Bürger sehen das Thema Sicherheit und Verteidigung als das wichtigste der kommenden fünf Jahre, dicht gefolgt von den Themen Klima und Umwelt (30 Prozent), Gesundheit (26 Prozent), Wirtschaft (25 Prozent) und Migration (25 Prozent). Betrachtet man nur die luxemburgischen Teilnehmer der Umfrage, gestaltet sich die Top 5 der Prioritäten in den kommenden fünf Jahren etwas anders: Hierzulande sieht man die soziale Gerechtigkeit als ebenso wichtig wie die Themen Sicherheit und Verteidigung sowie Klima und Umwelt an. Alle drei Themen erreichen 32 Prozent bei der Umfrage. Auf Platz vier folgt Beschäftigung (26 Prozent), auf Platz fünf dann erst Gesundheit.
Wohnungskrise auch im Eurobarometer spürbar
Auch bei der Frage, in welchen Bereichen EU-Initiativen das eigene Leben kurzfristig verbessern können, variieren die Luxemburger Resultate der Umfrage deutlich vom EU-Durchschnitt. Zwar liegt sowohl bei den EU-Bürgern insgesamt wie nur bei den Luxemburgern die Sicherung von Frieden und Stabilität auf Platz eins (46 Prozent gegenüber 54 Prozent), doch auf Platz zwei und drei schaffen es im EU-Durchschnitt die Sicherung von der Lebensmittel-, Gesundheits- und Industrieversorgung sowie die Schaffung von mehr Jobs. Die Luxemburger hingegen sehen die Bekämpfung von Kriminalität und die Verbesserung des Zugangs zu Wohnraum als persönlich am wertvollsten an.
Wenig verwunderlich, da aus dem Eurobarometer außerdem hervorgeht, dass die Wohnungskrise mit deutlichem Abstand auch als größte Herausforderung Luxemburgs empfunden wird. 54 Prozent der luxemburgischen Umfrageteilnehmer geben dies an. Darauf folgen Sorgen wegen der Inflation (37 Prozent) und Kriminalität (13 Prozent). Die EU-Bürger insgesamt sehen die Inflation hingegen als wichtigste Bedrohung für das eigene Land, gefolgt von der wirtschaftlichen Situation. Die Wohnungssituation sehen im EU-Durchschnitt nur zwölf Prozent als Problem (Platz sieben).
Unterstützung für die Ukraine
Laut dem Eurobarometer lässt die Unterstützung für die Ukraine in der EU-Bevölkerung nicht nach: Angesichts des russischen Angriffskrieges stimmen fast neun von zehn (87 Prozent) der Bereitstellung humanitärer Hilfe für die vom Krieg betroffenen Menschen zu, und mehr als acht von zehn (83 Prozent) befürworten die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen in der EU. 72 Prozent der befragten EU-Bürger befürworten Wirtschaftssanktionen gegen die russische Regierung, Unternehmen und Einzelpersonen, und 70 Prozent stimmen einer finanziellen Unterstützung der Ukraine zu. Sechs von zehn befürworten, dass die EU den Kauf und die Lieferung von militärischer Ausrüstung an die Ukraine finanziert und dass die EU der Ukraine den Kandidatenstatus gewährt.
Betrachtet man nur die Luxemburger Resultate des Eurobarometers beim Thema Ukraine-Krieg, geben 53 Prozent der Teilnehmer an, dass dieser Konflikt den größten Einfluss darauf hat, wie sie die eigene Zukunft sehen. Bei der Unterstützung der unterschiedlichen Maßnahmen variieren die nationalen Ergebnisse kaum bis gar nicht von dem europäischen Durchschnitt, außer dass die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine etwas positiver (91 Prozent) und die Gewährung des Kandidatenstatus etwas negativer (55 Prozent) gesehen wird. Die Luxemburger zeigen sich aber mit der Reaktion der eigenen Regierung und der EU auf die Krise deutlich zufriedener als der EU-Durchschnitt. 63 Prozent stellen der EU eine gute Note beim Thema aus (EU-weit 55 Prozent) und 70 Prozent loben die Arbeit der Regierung (EU-weit 52 Prozent).
Überzeugte EU-Bürger
Wie bereits in vorherigen Eurobarometern zeigen sich die Luxemburger Teilnehmer der Umfrage als überzeugte Europäer. 54 Prozent sehen die EU als positiv an, 29 Prozent sind ihr gegenüber neutral, 16 Prozent sehen sie negativ. Im EU-Durchschnitt sind nur 44 Prozent positiv von der EU überzeugt und deutlich mehr als bei den Luxemburgern (38 Prozent) stehen ihr neutral gegenüber.
Während 82 Prozent der Luxemburger Befragten sich mit ihrer Heimatstadt eng verbunden fühlen und 92 Prozent sich Luxemburg zugehörig fühlen, geben 84 Prozent an, sich Europa verbunden zu fühlen. Der EU-Durchschnitt liegt hingegen nur bei 69 Prozent. Der EU zugehörig fühlen sich 76 Prozent der Luxemburger und nur 61 Prozent im EU-Durchschnitt. 71 Prozent der befragten Luxemburger sehen sich außerdem sowohl als luxemburgisch wie europäisch. Im EU-Durchschnitt sind es nur 63 Prozent.
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