„Gravierende Missachtung“ / Mehrere Akteure kritisieren Äußerungen von Kardinal Hollerich zum Thema Abtreibung
Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich hat sich in einem Interview gegen Abtreibungen ausgesprochen – auch, wenn dem Abbruch eine Vergewaltigung oder Inzest vorausging. Der OGBL und mehrere weitere Organisationen und Parteien haben sich am Freitag empört über die Äußerungen gezeigt.
Sollten Vergewaltigungsopfer abtreiben dürfen, wenn aus der Tat eine ungewollte Schwangerschaft entstanden ist? Diese Frage löst immer wieder hitzige Diskussionen aus. Die eine Seite fordert, dass die Opfer selbst über ihren Körper entscheiden dürfen. Die andere Seite argumentiert, dass auch in diesem gravierenden Fall nicht abgetrieben werden dürfe. In einem Interview mit dem Luxemburger Wort sagte nun kürzlich Luxemburgs Kardinal Jean-Claude Hollerich, dass er bei der Abtreibungsfrage keine Ausnahme bei vorangegangenen Vergewaltigungen oder auch bei Inzest sehe.
„Ich sage nicht, dass Frauen bestraft werden sollen. Ich kann verstehen, wenn jemand die falsche Entscheidung trifft, aber es bleibt die falsche. Die Entscheidung ist immer für das Leben und ich finde es barbarisch, wie wir mit dem ungeborenen Leben umgehen“, erklärt er. Der OGBL kritisierte diese Aussagen am Freitagnachmittag in einer Pressemitteilung scharf – gemeinsam mit mehreren anderen Organisationen und Parteien: CID Fraen an Gender, Femmes en détresse, Femmes socialistes, déi gréng, déi jonk gréng, déi Lénk, Passerelle, Planning familial, Sweet Joséphine und OGBL Equality.
„Familienplanung und Sexualität sind Privatsache“
„Mit Entrüstung und Besorgnis nehmen wir die jüngsten Aussagen des Kardinals von Luxemburg zur Abtreibungsfrage zur Kenntnis“, heißt es in dem Schreiben. Während der Kardinal Abtreibung als „barbarisch“ bezeichne, „lässt er die Frage offen, wie ‚barbarisch‘ es unter anderem ist, Frauen, die Opfer von Vergewaltigung und Inzest wurden, jegliches Selbstbestimmungsrecht abzusprechen und sie in eine erzwungene Mutterschaft zu drängen“.
„Die frauenfeindlichen Äußerungen des Kardinals spiegeln die Haltung der katholischen Kirche zu diesem Thema wider und stellen nicht nur einen Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht der Frauen dar, sondern ignorieren die komplexen, persönlichen und oft traumatischen Umstände, unter denen Frauen sich für eine Abtreibung entscheiden“, führen die Verfasser weiter aus. Dabei erinnern sie auch daran, dass das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch in Luxemburg gesetzlich verankert ist. „Dass der Kardinal den Gebrauch dieses Rechts als ‚falsche Entscheidung‘ abtut, zeigt eine gravierende Missachtung der individuellen Entscheidungsfreiheit und des menschlichen Leidens, das mit solch schwierigen Situationen einhergeht“, schreiben die Akteure.
Auch der Papst habe sich bei seiner Visite in Luxemburg nicht mit „patriarchalischen Äußerungen“ zurückgehalten und die Menschen in Luxemburg dazu aufgefordert, mehr Kinder in die Welt zu setzen. „Familienplanung und Sexualität sind und bleiben Privatsache und weder dem Papst noch der katholischen Kirche steht es zu, sich hier einzumischen“, kritisieren die Organisationen und Parteien. „Wir fordern von der katholischen Kirche und ihren Vertretern, den Dialog über Abtreibung und Frauenrechte auf der Basis von Respekt, Empathie und Verständnis für die Komplexität der Thematik zu führen, anstatt auf moralische Verurteilungen und dogmatische Positionen zu setzen.“
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