Luxembourg Defence Open Air Days / Außergewöhnlicher Betrieb: Mehrere Militärflugzeuge landen am Findel
Am Freitagnachmittag erlebte der Findel einen außergewöhnlichen Betrieb. Innerhalb weniger Stunden sind eine ganze Reihe militärischer Flugzeuge auf dem Luxemburger Flughafen gelandet. Grund dafür waren die anstehenden „Luxembourg Defence Open Air Days“ an diesem Wochenende.
Die Veranstaltung, organisiert vom Luxemburger Verteidigungsministerium und der Armee, bietet der Bevölkerung und Interessierten die seltene Gelegenheit, die Luftflotte Luxemburgs hautnah zu erleben.
Historisch betrachtet ist die luxemburgische Armee als Landarmee strukturiert. Jedoch kann sie auch auf eine Geschichte im Bereich der Luftfahrt zurückblicken: In den frühen 1960er Jahren verfügte sie über drei leichte Überwachungs- und Beobachtungsflugzeuge des Typs Piper L-18C. Die Aufgaben dieser Abteilung lagen damals im Bereich der Beobachtung und der Postbeförderungsflüge. Nach der Abschaffung der Wehrpflicht im Jahr 1967 passte die „Leichtfliegerabteilung“ jedoch nicht mehr in die neue Struktur und wurde aufgelöst. Der einzige noch existierende dieser drei Flieger gehört heute einem privaten Klub und wird am Wochenende auch zu sehen sein.
Aktiv im Bereich der militärischen Luftfahrt wurde Luxemburg erst wieder etwa 30 Jahre später: Mitte 2001 schlossen Luxemburg und Belgien ein Kooperationsabkommen über die gemeinsame Beschaffung und den gemeinsamen Betrieb eines Airbus A400M-Militär-Frachtflugzeugs für Luxemburg. Das Nachbarland bestellte sieben weitere Flugzeuge für seinen eigenen Bedarf. Gemäß der Vereinbarung verpflichtete sich Belgien, die Implementierung, die logistische Unterstützung, die gemeinsame Ausbildung der Besatzungen sowie künftige Modifikationen des Flugzeugs und der unterstützenden Ausrüstung zu gewährleisten.
Am 7. Oktober 2020 wurde der luxemburgische A400M als erstes von acht Flugzeugen der binationalen Einheit ausgeliefert. Es ist in Melsbroek (Belgien) stationiert, doch am Freitag zur Besichtigung am Wochenende in Luxemburg gelandet.
Luftbetankung und Krankentransport
Auch ein Airbus A330 MRTT, der in den Niederlanden stationiert ist, und zu einer multinationalen Einheit von mehreren europäischen Staaten zählt, an der Luxemburg beteiligt ist, ist an beiden Tagen zu sehen. Dieses Flugzeug ist sowohl als Luftbetankungs- wie auch als Transportflugzeug oder zum Transport von Verletzten einsetzbar.
Ein weiteres Highlight der Besichtigung dürfte ein Lockheed-F-16-Kampfflugzeug sein. Dieses ist zwar eigentlich kein luxemburgisches, sondern ein belgisches. Es ist jedoch Teil der Flieger, die den Luftschutz im Benelux-Raum gewährleisten.
Auf dem Programm stehen zudem noch ein Mehrzweckhubschrauber Airbus H145M der luxemburgischen Armee, der von Polizei genutzt wird, ein Beechcraft-BE350-ISR-Seeaufklärungs- und Überwachungsflugzeug des britischen Unternehmens DEA Aviation, das über dem Mittelmeer im Auftrag der Europäischen Union operiert, eine belgische SIAI-Marchetti SF260, die für die Ausbildung von luxemburgischen und belgischen Piloten eingesetzt wird, ein Learjet 45 der Luxembourg Air Rescue, der Evakuierungsmissionen ausführt, und eine SRTUAS-Drohne zur taktischen Aufklärung und Überwachung der luxemburgischen Armee.
Traditionell eine Landarmee
Die Streitkräfte des Großherzogtums wurden 1881 gegründet. Sie umfassen heute Bodeneinheiten und eine Lufteinheit, militärisches und ziviles Personal. Die „Défense“ besteht aus etwas mehr als 1.128 Personen, von denen zwölf Prozent Frauen sind. Rund ein Dutzend, darunter fünf Piloten, sind im Bereich der Luftfahrt tätig.
Da die Luxemburger „Défense“ wegen der begrenzten Größe des Landes und der Bevölkerung nicht in allen Feldern aktiv sein kann, hat man sich im Laufe der Jahre auf einige Gebiete spezialisiert, wo es Bedarf gibt und das Land Fachkenntnisse hat. Ziel ist es, sich möglichst nützlich in den Partnerorganisationen (EU und NATO) einzubringen, die dem Land während vieler Jahrzehnte Stabilität und Wohlstand gesichert haben. Neben der dieses Wochenende im Fokus stehenden Luftfahrt sind dies die Cybersicherheit, Militärmedizin, militärische Mobilität – oder auch der Bereich Weltraum.
Aktuell gibt Luxemburg fast 700 Millionen Euro im Jahr für Verteidigungszwecke aus. Bis 2033 soll dies auf 2 Prozent des RNB, also auf rund 1,46 Milliarden, steigen. Wie viel Euro pro Jahr Luxemburg im Bereich der Luftfahrt ausgibt, hängt von der Art des Rechnens ab: Der Kauf des A400M mit allem drumherum hat sich auf rund 200 Millionen Euro belaufen – 400 weitere Millionen sind für 30 Jahre Betrieb vorgesehen. Die Investitionen sind bereits abgezahlt und die „Défense“ investiert derzeit vor allem in den Aufbau eines gemeinsamen Aufklärungsbataillons mit Belgien, wie vom Ministerium zu erfahren ist. Mittelfristig werden jedoch auch wieder neue Projekte im Bereich Luftfahrt- und Luftschutz hinzukommen.
Anmelden für die Veranstaltung von diesem Wochenende, die das Tageblatt vor mehr als einer Woche angekündigt hatte, kann man sich seit zwei Tagen leider nicht mehr. Das Interesse ist derart groß, dass sie ausgebucht ist. Nicht weniger als 6.000 Besucher sind angemeldet. Bei einem derartigen Erfolg wird es aber nicht das letzte Mal sein, dass Luxemburg seine „capacité aérienne“ der Öffentlichkeit zeigt. Mit etwas Glück wird dann auch eines der NATO-Aufklärungsflugzeuge Awacs mit dabei sein (in Luxemburg registriert), was für dieses Wochenende nicht möglich war.
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