Bissen / „Mein Vertrauen in die Politik schwindet“: Die Verkehrslage um Roost spitzt sich zu
Seit nunmehr sechs Jahren liegen fertige Projekte auf dem Tisch, die für die Verbesserung der Verkehrslage in und um Bissen von eminenter Wichtigkeit sind. Während die 3.100 Einwohner zählende Gemeinde in drei Jahren mehr Arbeitsplätze als Bürger zählen wird und die Verkehrslage immer katastrophaler wird, spricht in der Hauptstadt niemand mehr über die Versprechen, die vor Jahren gemacht wurden.
Ganze fünf Millionen Euro investiere die Gemeinde Bissen in die Instandsetzung und Neugestaltung der „Rouschter Strooss“. „Diese viel befahrene Straße soll verkehrsberuhigt umgestaltet werden, des Weiteren sollen Bushaltestellen hinzukommen sowie bereits bestehende verlagert werden“, sagte Bürgermeister David Viaggi während der Budgetvorstellung Ende letzten Jahres.
„Eine Situation, die seit langem für viel Diskussionsstoff sorgt, soll endlich entschärft werden. Hierbei handelt es sich um einen Engpass in der Böwinger Straße, durch die der Hauptdurchgangsverkehr führt. Dazu muss die Gemeinde rechtsseitig in Richtung Böwingen Terrains (Vorgärten) aufkaufen, um die Straße verbreitern zu können. Allein die Straßenbauarbeiten werden wohl eine halbe Million Euro kosten“, so Viaggi damals weiter.
Wir wollen an dieser Stelle lediglich diese Beispiele aufführen, um zu zeigen, dass die Gemeindeverantwortlichen für das Entknoten der Verkehrslage in ihrer Kommune alles unternehmen wollen, was in ihren Möglichkeiten steht. Dabei vermissen sie jedoch die Umsetzung der Versprechen, die ihnen bereits mehrfach vom zuständigen Minister gemacht wurden.
„Nichts passiert“
Worum geht es dabei? „Bereits im Rahmen der Erschließung unserer Handels- und Industriezonen entlang der Nationalstraße 7 auf Roost, in denen sich große Unternehmen wie Creos, Luxlait, die Post, das Automotive Center, Kiowatt, Busunternehmen, Autohändler sowie viele weitere Klein- und Mittelbetriebe niedergelassen haben, wurde uns vonseiten der Nationalpolitik eine Verbesserung der Straßeninfrastruktur auf diesem Teil der N7 versprochen. Zwischen 2015 und 2017 wurden uns gleich mehrmals fertige Projekte vorgestellt, passiert ist bis dato rein gar nichts“, so Viaggi dieser Tage in einem Gespräch mit dem Tageblatt.
Im Einzelnen geht es darum, die Kreuzungen der N7 mit den Zufahrtsstraßen zu den einzelnen Industrie- und Gewerbezonen zu entschärfen. Dies soll anhand von Verteilerkreisen geschehen. In Höhe der Mercedes-Benz-Niederlassung gibt es eine sehr gefährliche Kreuzung, die fast jede Woche in der Unfallstatistik des Landes auftaucht. Sie führt u.a. zur Industriezone „Klengbousbierg“ mit ihren weit über 1.500 Arbeitsplätzen und zur Bauschuttdeponie, die tagtäglich von Hunderten Lastwagen angefahren wird. Dazu kommt noch das hohe Aufkommen an Durchgangsverkehr in und aus Richtung Bissen, Mersch und Colmar-Berg.
„Bereits lange vor der Bekanntgabe, dass der Internetgigant Google eventuell ein Datacenter in Bissen errichten möchte, hatte uns Mobilitäts- und Infrastrukturminister François Bausch ein schnelles Handeln in Aussicht gestellt. Damals ging die Rede von je einem Verteilerkreis in Höhe der Mercedes-Benz-Niederlassung sowie in Höhe der Zufahrt zur Industriezone ‚am Seif‘, wo sich Luxlait und Creos niedergelassen haben. Dort werden aktuell auch die neuen Produktionshallen der Céodeux gebaut, die voraussichtlich 2025 von Lintgen nach Bissen umziehen wird und weitere 900 Arbeitnehmer mitbringt“, so der Bürgermeister.
Nach der Nachricht betreffs Google-Datacenter kam 2018/2019 ein dritter Verteilerkreis in Höhe der Firma Mako mit in die Planung. An dieser Stelle wird sich die Zufahrtsstraße zum Datacenter mit der N7 kreuzen. „Die Pläne sehen zudem Fahrrad- und Fußgängerwege vor, doch leider haben diese Dokumente noch immer nicht den Weg aus der Schublade gefunden“, bedauert ein sichtlich enttäuschter Bürgermeister, der keinen Hehl daraus macht, dass sein Vertrauen in die Nationalpolitik langsam, aber sicher schwindet. „Es drängt sich mir die Frage auf, welchen Mehrwert eine Gemeinde hat, wenn sie Projekte von nationalem Charakter und Interesse, wie z.B. das Google-Datacenter, annimmt. Als schnell wachsende Gemeinde geben wir sehr viel. Unser Einsatz ist enorm. Wir erwarten daher auch, dass etwas vonseiten der Landespolitik geschieht. Doch bislang … “
In drei Jahren wird Bissen voraussichtlich um die 3.500 Einwohner zählen. Im gleichen Zeitraum wird die Zahl der Arbeitsplätze auf dem Gebiet dieser Gemeinde von heute rund 2.900 auf 3.800 angestiegen sein. Allein diese Tatsache müsste doch so manchen Entscheidungsträger aus dem Tiefschlaf wachrütteln.
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