Fünfter Jahrestag / „Meine Arbeit bereitet mir Freude“: ein Gespräch mit einer Luxemburger Tramfahrerin
Als Luxtram vor sechs Jahren nach den ersten Tramfahrern suchte, landeten etwa 1.000 Bewerbungen im Postfach des Unternehmens. Mittlerweile arbeiten 185 Menschen für den Betrieb – und etwa die Hälfte davon sind Tramfahrer. So auch Natascha Laux, die seit fünf Jahren die Bahn durch die hauptstädtischen Straßen steuert. Das Tageblatt hat mit der 38-Jährigen gesprochen.
Tageblatt: Wie wird man zur Tramfahrerin?
Natascha Laux: Ich bin schon immer sehr gerne Auto gefahren. Vor diesem Job habe ich in einer Tankstelle gearbeitet. Dann habe ich von Luxtram gehört und mir gedacht, das ist meine Chance. Da kann ich etwas tun, was mir Spaß macht – und jetzt ergreife ich diese Möglichkeit. Nachdem ich meine Kandidatur eingeschickt hatte, dauerte es ein Jahr bis zum unterschriebenen Vertrag. Zuerst gab es eine Informationssitzung, dann ein paar Tests, einen Arzttermin und eine Unterhaltung mit einem Psychologen. Als ich den Job schlussendlich bekommen habe, musste ich noch zuerst eine sechswöchige Ausbildung absolvieren. Morgens hatten wir Theorie im Klassenraum und mittags Praxis in der Tram. Da hat man dann auch regelmäßig Examen, die man bestehen muss. Wenn man alles erfolgreich abgeschlossen hat, bekommt man seine Lizenz.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Die frühste Schicht fängt um 4 Uhr an, die späteste am Nachmittag. Ich komme zu Schichtbeginn ins Luxtram-Gebäude, melde mich an und frage, ob etwas Außergewöhnliches ansteht. Dann gehe ich zu meiner Tram und fahre meinen „Service“. In der Kabine hat man einen Hebel, mit dem man beschleunigen und bremsen kann. Während der ganzen Schicht muss ich unter anderem auf die Geschwindigkeit, Menschen und Ampeln aufpassen. Nach getaner Arbeit führt mein Weg nach Hause.
Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrem Beruf?
Die Fahrer sind unter sich sehr kollegial. Man ist aber auch oft allein – das finde ich ebenfalls gut, weil ich eher eine Einzelgängerin bin. Ich sitze dann in meiner Kabine und mache meine Arbeit, die mir wirklich Freude bereitet. Was auch schön ist: Wir sind sehr flexibel mit unseren Schichten. Ich bin mittlerweile Mutter, dann bekomme ich das mit meinem Kleinen unter einen Hut. Deshalb habe ich mich auch für einen Dienstplan entschieden, an dem ich sonntags nicht arbeite, weil die Kindertagesstätte dann geschlossen hat. In der Woche habe ich dann ein wenig von allem. Da kann ich mich dann so einrichten, dass ich mir für einen Arzttermin nicht unbedingt freinehmen muss.
Busfahrer und Zugpersonal berichten regelmäßig von gewalttätigen Passagieren. Wie ist das bei Ihnen?
Wir sind abgeschirmt in der Kabine – in meinen fünf Jahren habe ich noch keine solche Erfahrung gemacht. In der Tram und an der Haltestelle hängen ja Kameras. Ich klopfe jedenfalls an Holz, bis jetzt hatte ich nur positive Erfahrungen.
Was war der schönste berufliche Moment in den vergangenen fünf Jahren?
Meine schönste Erinnerung war vor fünf Jahren während der Einweihung, als ich den Großherzog bei mir in der Kabine stehen hatte. Das war schon ein einmaliger Moment.
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