Gemeindewahlen / Menschen in Junglinster vor dem Wechsel in der Lokalpolitik: „Es wurde gute Arbeit geleistet“
Von Nord bis Süd, von West bis Ost: Bis zu den Kommunalwahlen im Juni veröffentlicht das Tageblatt jede Woche einen Beitrag, in dem Menschen aus einer Gemeinde zu Wort kommen und sich zur Lokalpolitik der vergangenen sechs Jahre äußern. Obwohl sich in Junglinster offenbar viele wünschen, dass alles so bleibt wie es ist, ist zumindest ein Wechsel schon sicher.
Etwas mehr als zwei Wochen sind es noch, bis in den Luxemburger Gemeinden gewählt wird. Allzu verwunderlich ist es also nicht, dass einem am Ortseingang von Junglinster nach dem offiziellen Start des Wahlkampfes ein lächelnder Raphaël Schmitz (CSV) von einem großen Plakat entgegenblickt. Denn der aktuelle Schöffe ist bei den diesjährigen Kommunalwahlen in der Gemeinde Junglinster als Spitzenkandidat dabei und könnte bei einem positiven Ergebnis der CSV an die Stelle von Romain Reitz (CSV) treten. Nach rund 20 Jahren in der Lokalpolitik wird der aktuelle Bürgermeister nämlich nicht mehr antreten, da er laut einer Pressemitteilung mehr Zeit mit seiner Familie und Freunden verbringen will.
„Ich verfolge die Lokalpolitik eher weniger, aber ich bin zufrieden mit dem Leben in Junglinster. Wenn ich so an die Menschen um mich herum denke, sind ebenfalls alle glücklich. Deshalb würde ich sagen, dass in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet wurde“, lautet das Fazit von Cédric De Abreu Da Silva. Der junge Mann ist in Junglinster aufgewachsen, lebt auch jetzt noch in dem Ort und arbeitet dort in einem Supermarkt.
„Wir haben hier eigentlich alles, was wir brauchen“, erklärt der 23-Jährige bei einem Gespräch vor dem Supermarkt als Antwort auf die Frage, warum er mit dem Leben in der Gemeinde denn so zufrieden ist. Tatsächlich befinden sich in unmittelbarer Nähe des Ladens ein Baumarkt, die Post und auch eine Tankstelle – um nur einige Beispiele zu nennen. „Meine Schwester arbeitet ebenfalls in der Gemeinde und baut jetzt hier. Ich finde es gut, dass junge Menschen auch die Möglichkeit haben, hier zu bleiben“, sagt Cédric De Abreu Da Silva. Er findet, dass sich Junglinster in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat – zum Positiven. Nur eines fällt ihm ein, das man dann doch verbessern könnte: „Mehr Parks wären gut.“
Zentrale Lage
Im Gespräch vor dem Supermarkt erklärt auch eine ausländische Mitbürgerin, dass sie mit ihrem Leben in der Gemeinde glücklich ist. „Wenn der aktuelle Bürgermeister mit seinen Entscheidungen dazu beigetragen hat, dass die Dinge hier so sind, wie sie sind, hat er seine Arbeit gut gemacht“, stellt die Frau fest, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Vor einigen Jahren ist sie in die Gemeinde gekommen und wohnt dort nun zur Miete. „Kaufen wäre zu kompliziert, das ist ja einfach unmöglich“, spricht sie ein nationales Problem an, für das man in ihren Augen aber auch auf lokaler Ebene Lösungen finden müsste.
Wer sich künftig in ihrer Wohnsitzgemeinde um die Lösungen von Problemen kümmern wird, wird sie nicht mitbestimmen. „Ich werde nicht an den Gemeindewahlen teilnehmen, da mir insgesamt das Wissen fehlt. Das liegt auch daran, dass vieles auf Luxemburgisch ist und ich es nicht verstehe. Nachvollziehen kann ich das schon – wir leben eben in Luxemburg“, erklärt die Frau, die laut eigener Aussage Sprachkurse für Luxemburgisch sowie Französisch belegt und im Verein aktiv ist.
Das Lernen der Landessprache sei schwer, erklärt sie und unterstreicht aber auch, dass sie sehr dankbar für das Leben in Luxemburg und in ihrer Gemeinde ist. Ihr gefällt gut, dass es Schulen in unmittelbarer Umgebung gibt und dass die Hauptstadt nicht weit entfernt liegt. „Von hier aus kommt man überall innerhalb von 30 Minuten hin, das ist sehr komfortabel. In anderen Ländern sind das viel größere Distanzen“, stellt die Frau noch fest, bevor sie ihre Einkäufe erledigen geht.
Etwas Verbesserungspotenzial
Rado Cien schätzt an Junglinster ebenfalls die Lage des Ortes. „Meine Frau zum Beispiel fährt mit dem Bus zur Arbeit nach Kirchberg und ist morgens innerhalb von 20 Minuten dort. Da kann man sich nicht beschweren“, sagt der 37-Jährige. Vor drei Jahren ist er aus Polen nach Junglinster gezogen. Da er selbst in Bissen arbeitet, setzt er allerdings auf das Auto. „Mit dem öffentlichen Transport wäre ich ansonsten etwa 1h20 unterwegs“, erklärt er. Sein Wunsch an die Lokalpolitik wäre eine größere P+R-Fläche am Ortsausgang von Junglinster in Richtung Echternach.
Zahlen und Fakten zur Gemeinde
Größe: 55,38 km²
Ortschaften: Altlinster, Beidweiler, Blumenthal, Burglinster, Eisenborn, Eschweiler, Godbringen, Gonderingen, Graulinster, Imbringen, Junglinster, Rodenburg
Einwohneranzahl: 8.611 (Stand: 31.12.2022)
Wahlberechtigte: 4.948 – darunter 4.313 Menschen mit Luxemburger und 635 mit anderer Nationalität (Stand: 2.5.2023)
Aktueller Bürgermeister: Romain Reitz (CSV)
Zusammensetzung des Gemeinderats: Bürgermeister Romain Reitz (CSV), Schöffe Ben Ries (DP), Schöffe Raphaël Schmitz (CSV) sowie die Gemeinderäte Gilles Baum (DP), Jean Boden (CSV), Tarik Chergui (DP), Christiane Degraux (DP), Michèle Goedert („déi gréng“), Mike Hagen (LSAP), Raymond Schintgen (LSAP), Anne Schroeder („déi gréng“), Philippe Trierweiler (CSV) und Tom Weber (CSV).
Auch er verweist auf die hohen Wohnungspreise. Mit unter anderem Einkaufsmöglichkeiten und Schulen in unmittelbarer Umgebung gibt aber auch dieser Einwohner aus Junglinster an, mit dem Leben in der Gemeinde zufrieden zu sein. Und so sagt der Familienvater abschließend: „Ich habe mich noch nicht so sehr mit den Gemeindewahlen auseinandergesetzt, aber bis jetzt ist hier alles gut. Der nächste Schöffenrat sollte die Arbeit in dem Sinne fortsetzen und die derzeitige Situation nicht ruinieren.“
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