/ Menschen wie wir: Chantal Geisen führt ein Leben ohne Tabak und Alkohol, aber voller Hilfsbereitschaft
Von Chantal Geisen, 48, zu behaupten, sie sei ein hilfsbereiter Mensch, ist eigentlich untertrieben. Denn nicht nur als Präsidentin von „Hëllefe mat Häerz“ unterstützt sie andere Menschen, wo und wann immer es geht. Dabei hat sie als Mutter von sechs Kindern, zweifache Großmutter und Geschäftsfrau eigentlich schon jede Menge zu tun. Wenn Chantal entspannen möchte, greift sie zu einem Roman oder fährt an die belgische Küste.
Filsdorf, an einem lauen Spätsommertag. Eine Straße fern der Hauptverkehrsader, die durchs Dorf führt. Wenn hier nicht gerade Bauschutt durch die Gegend geführt wird, müsste es eigentlich sehr ruhig sein.
Chantal öffnet die Tür. Ein sympathisches Lächeln strahlt übers Gesicht. Einem scheint der Besuch allerdings nicht so zu gefallen. Chihuahua Baylei bellt, was das Zeug hält. Deshalb bleibt er auf der Terrasse. Hinter der Terrasse und dem Garten liegen eine Allee und eine große Wiese. Im Wohnzimmer dominieren warme Töne und es riecht nach frischem Kaffee. Nach einigen Sätzen ist klar: Chantal ist sehr aufgeschlossen und zweimal muss man sie nicht bitten, über sich und ihr alles andere als langweiliges Leben zu erzählen. Über ihr Geschäft und ihr Engagement für Hilfsbedürftige – vor allem aber spricht sie gerne über ihre Kinder.
Stolze und engagierte Mutter
Sechs Kinder sind es. Zwei Jungs und vier Mädchen, im Alter zwischen 8 und 30 Jahren. Eines der Mädchen ist als Baby in die Familie aufgenommen worden. Drei der Kinder leben heute noch im Elternhaus, die anderen kämen oft und gerne zu Besuch, sagt Chantal: „Jeder ist für den anderen da, wenn er Hilfe braucht“, schwärmt sie.
„Manchmal sind Menschen geschockt, wenn sie hören, dass wir sechs Kinder haben, die denken dann, wir seien asozial, würden in Armut leben. Die können sich nicht vorstellen, wie toll so eine Großfamilie sein kann.“ Natürlich sei es ein aktives Leben, sagt sie: „Es ist immer etwas los!“ Das liegt wohl auch an den Enkelkindern, denn Chantal ist bereits zweifache Großmutter. Im Januar dieses Jahres hat sie sich einen Wunsch erfüllt und hat mit allen Kindern und Enkelkindern eine Woche Urlaub auf Lanzarote gemacht.
Immer bereit, Mitmenschen zu helfen
Ihre Familie ist aber beileibe nicht das Einzige, dem ihr voller Einsatz gilt. Chantal ist auch noch Präsidentin von „Hëllefe mat Häerz“. Eigentlich hat alles damit angefangen, dass ihre Mutter für die Tschernobyl-Kinder gesammelt hat. Dann haben Mutter und Tochter beschlossen, eine eigene Vereinigung zu gründen und für Bedürftige in Luxemburg zu sammeln.
Heute arbeiten sie mit zwei Frauenhäusern zusammen, mit der „Initiativ Liewensufank“ und der „Stëmm vun der Strooss“. Gesammelt wird alles: Spielzeug, Kleider, Kinderwagen, Elektrogeräte und Süßigkeiten. Geliefert wird im Wochenrhythmus. Das kostet Zeit und Geld. Aber Chantal kann nicht anders: „Eigentlich habe ich immer schon jedem helfen wollen, der Hilfe brauchte, Menschen wie auch Tieren.“ Manchmal würden die Kinder zu ihr sagen: „Mama, du bist nicht Mutter Teresa.“
Chantal erkennt Bedarf an vielen Stellen. „Wohin soll zum Beispiel eine Frau, die vom gewalttätigen Mann weg will, keinen Platz im Frauenhaus findet, aber auch kein Geld für eine eigene Wohnung hat?“ „Hëllefe mat Häerz“ besteht mittlerweile seit sechs Jahren und wird verstärkt von Gemeinden und Firmen unterstützt. Die Facebookgruppe zählt 3.500 Mitglieder.
Geschäftsfrau in Düdelingen
Seit 2004 führt Chantal das Baby- und Kinderbekleidungsgeschäft „Boutique Marianne“ in der Avenue Grande-Duchesse Charlotte in Düdelingen. Sie kennt dieses Geschäft gut. Bereits als junge Mutter hat sie dort eingekauft. Als 1999 dort eine Verkäuferin gesucht wird, greift sie zu. Für sie die Erfüllung eines Traums: „Ich habe als kleines Mädchen immer schon gerne mit Knöpfen gespielt und Mode gezeichnet.“
Die Boutique feiert im nächsten Jahr 50-jähriges Bestehen. Bereits jetzt aber finden spezielle Aktionen statt, denn, so erklärt Chantal: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen den Weg nach Düdelingen finden. Wegen der Baustelle mitten im Zentrum ist das nicht einfach, vor allem ältere Menschen zögern.“
Diese Baustelle liegt Chantal schwer auf dem Magen. Sie sei schlecht geplant, sagt sie. Eigentlich hätten die Arbeiten in Richtung Rathausplatz weitergehen sollen. Wegen Problemen mit einer Verkehrsampel würden sie nun aber in Richtung Bahnhof fortschreiten. Einige Geschäftsleute habe das kalt erwischt und die würden jetzt auf ihrer Ware sitzen bleiben: „Hilfe von der Gemeinde gibt es nicht. Auch die ADEM bietet nicht wirklich Unterstützung an.“ Als Geschäft überleben sei momentan nicht einfach, sagt Chantal, die Düdelingen sehr mag und eigentlich überzeugt ist, dass es nach den Arbeiten eine schönere Stadt ist: „Aber haben wir als Geschäftsleute die nötigen Reserven, um durchzustehen?“
Aktives und gesundes Leben
Weite, lange Reisen behagen ihr nicht so. Auch weil sie der Kinder und des Geschäftes wegen nicht so lange wegbleiben kann. Ferien im Schnee sind auch nicht ihr Ding. Aber: „Wir haben eine Schwäche für den belgischen Strand.“ Deshalb fahren Chantal und ihr Mann öfters für ein paar Tage nach Knokke, es ist fast ein wenig wie zu Hause, und sie haben Freunde dort.
Wenn dann noch ein bisschen Zeit bleibt, greift Chantal gerne zu einem Roman: „Die dürfen gerne auch ein wenig schnulzig sein.“ Ein anderes Hobby ist Backen. Sie würde viel backen, sagt sie, für die Kinder und für Schulfeste oder Weihnachtsfeiern. Vor kurzem hat sie mit Kindern aus der Grundschule Cup Cakes gebastelt. Ihre Spezialität.
Bleibt am Ende unseres Gespräches die Frage, wie sie alles unter einen Hut bekommt, wo die jugendliche Energie und Ausdauer herkommt? Sicher läge es an ihrem aktiven Leben, so Chantal. Und: „Ich habe in meinem ganzen Leben weder geraucht noch Alkohol getrunken!“
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wenn Chantal diesen Lebenstil beibehält wird Sie sicher 100 jahre alt…das ilohnt sich doch..Weiter so 1