Klinische Studien / Menstruationsstörungen nach Corona-Impfung aufgefallen
Einige Frauen klagen nach einer Corona-Impfung über Menstruationsbeschwerden. Laut dem Luxemburger Gesundheitsministerium seien Zyklusveränderungen während der klinischen Studien zu den vier zugelassenen Impfstoffe zwar aufgefallen, jedoch nicht weiter gemeldet worden. Bestätigt sei ein Zusammenhang zwischen Regelbeschwerden und Impfung noch nicht.
„Nach der Impfung habe ich meine Regel bekommen, obwohl ich sie erst in zwei Wochen bekommen sollte“, erzählt Marie*. Und nicht nur das: Sie habe in den Tagen, nachdem sie geimpft worden sei, unter heftigen Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen gelitten. „Es war PMS hoch zehn“, sagt die zweifache Mutter, für die das Prämenstruelle Syndrom (PMS) – mitsamt all seinen Symptomen – im Normalfall kein Thema ist.
Mit ihren Erfahrungen ist Marie nicht alleine. Seit einigen Wochen kursieren im Netz persönliche Berichte von Frauen, die nach einer Corona-Impfung mit Menstruations- und/oder Zyklusbeschwerden zu kämpfen haben. So schreibt eine Userin auf Twitter: „Heftige Menstruation mit starken Unterleibsschmerzen nach Impfung. Anyone else?“ Auf Facebook wurde gar eine eigene private Gruppe zu dem Thema gegründet, sie zählt derzeit 53 Mitglieder.
In Deutschland haben verschiedene Medien das Thema aufgegriffen, darunter Die Zeit, die Süddeutsche und der Stern. In einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk sagte Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, dass der Impfstoff „sicherlich keine Blutungsveränderung“ provoziere, die Impfung als solche das aber machen könne. Denn wie ein Körper auf den Prozess des Impfens reagiere, sei individuell. Daher könnten als Reaktion auf die Immunisierung selbst Schmierblutungen oder auch eine Verzögerung der Menstruation auftreten. Die betroffenen Frauen würden sich die Reaktionen sicherlich nicht einbilden, betont Albring, die Blutungen hätten aber keine medizinische Bedeutung. Denn „Stress, Ängste, Sorgen“ könnten schon alleine dazu führen, dass sie auftreten würden.
Drei Fälle bei mehr als 564.000 Impfungen
„Bisher wurden vom Pharmakovigilanz-Team in Luxemburg einige Fälle von schmerzhaften oder starken Perioden ohne Schwerekriterien erfasst“, sagt das Luxemburger Gesundheitsministerium auf Anfrage des Tageblatt. Die gemeldeten Nebenwirkungen bei Menstruierenden seien bei drei Fällen von mehr als 564.000 Impfungen aufgetreten (Stand Juli 2021).
Eine mögliche Erklärung hierfür sei, dass Immunzellen auch bei Mechanismen zum Tragen kämen, die während der Menstruation abliefen. „Darüber hinaus produzieren Impfstoffe Moleküle, die an Entzündungsmechanismen beteiligt sind.“ Diese sogenannten Zytokinen und Interferone stimulierten Immunzellen – möglicherweise auch solche, die auf die Gebärmutter wirkten. Dies könnte Veränderungen im Menstruationszyklus erklären, schreibt die „Santé“. Dies bleibe jedoch eine Hypothese, da der Zusammenhang zwischen Zyklusbeschwerden und Impfstoffe noch nicht bestätigt worden sei.
Regelbeschwerden vor Zulassung aufgefallen
„Menstruationszyklusstörungen sind bisher keine eindeutig zu erwartenden Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen“, teilt das Gesundheitsministerium mit. „Alle Pharmakovigilanz-Daten werden auf Ebene der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) analysiert, die diese Wirkungen derzeit nicht in die Liste der erwarteten Wirkungen eingeordnet hat.“
Auf die Frage, ob man sich in den klinischen Studien denn auch über den Zyklus und die Menstruation der Probandinnen erkundigt hätte, ergänzt die „Santé“ aber, dass Menstruationsveränderungen nach einer Corona-Impfung nicht schriftlich festgehalten worden seien. Das gelte für die klinischen Studien für die vier zugelassenen Vakzine gleichermaßen. „Allgemeiner müssen die Patienten in den Studien aber e-Diaries ausfüllen.“ Sie würden je nach Studie im Schnitt einmal wöchentlich angerufen und allgemein gefragt werden, wie es ihnen gehe und ob Nebenwirkungen oder Corona-Symptome aufgetreten seien. „Unregelmäßigkeiten mit der Regel sind durch diese aktive Betreuung aufgefallen“, schreibt das Gesundheitsministerium. Jedoch seien sie nicht gemeldet worden.
*Name von der Redaktion geändert.
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- Mehr Akzeptanz fürs Kinderwunschlosglück: „Nichtmuttersein“ von Nadine Pungs - 4. September 2022.
Würde man alle Nebenwirkungen auf einem Beipackzettel auflisten, wäre der wohl mehrere Meter lang!
@Observer
Das schon. Es ist trotzdem erschreckend dass der Menstruationszyklus, der eindeutig ein Bild des “Gesamtgesundheitszustands” einer Frau widerspiegelt, konsequent in Studien (und auch anderwärts) ignoriert wird.