Gemeindepolitik / Mertert-Wasserbillig legt rasantes Wachstum hin
Über den Fingerzeig auf Mertert-Wasserbillig, weil es „zu” verschuldet sei, kann sich Jérôme Laurent (49) nur wundern. Denn trotz aller Bauprojekte in den letzten Jahren wird der Haushalt 2022 mit einem voraussichtlichen Plus von knapp drei Mio. Euro abschließen können. Außerdem hält sich das Investitionsvolumen der Gemeinde für 2023 in Grenzen. Die meisten Bauprojekte sind längst weit fortgeschritten. Darüber ist der LSAP-Bürgermeister angesichts des allgemein unsicheren Umfeldes richtig froh.
Verkehrstechnisch gut angebunden, grenznah und im beliebten Moseltal: Mertert-Wasserbillig hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt. 2017 waren es noch 4.500 Einwohner, 2022 sind es aktuell 5.102. Allein in diesem Jahr kamen 346 neue Einwohner hinzu. Das Wort „Stadt“ will der LSAP-Bürgermeister in dem Zusammenhang aber nicht verwenden.
„Eine größere Gemeinde” ist ihm lieber als Bezeichnung. Die Kommune ist seit Jahrzehnten eine Hochburg der LSAP. Sie ist die einzige an der Mosel, in der die Sozialisten mit einer stabilen Mehrheit im Gemeinderat sozusagen „durchregieren“ können. Zahlreiche Projekte hat Bürgermeister Jérôme Laurent gleich zu Beginn der laufenden Amtszeit in die Wege geleitet. An der N1, die Wasserbillig und Mertert verbindet, ist gegenüber dem Einkaufszentrum der neue Stadtteil „Cité Herrenberg“ mit 280 Wohnungen entstanden. 157 Menschen wohnen momentan dort.
Rege Bautätigkeit für Wohnraum
Noch einmal rund 500 werden hinzukommen, wenn alle Bauabschnitte realisiert sind. Im Zentrum von Wasserbillig gibt es nun die „Nei Mëtt“ mit bislang 100 neuen Einwohnern. Weitere geplante Wohnungen konnten wegen der bekannten Probleme wie Corona und Lieferschwierigkeiten bei Material noch nicht fertiggestellt werden. Dort kommen noch einmal 100 Einwohner hinzu. Bei so einem rasanten Wachstum müssen auch andere kommunale Einrichtungen nachziehen, um die Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.
Das neue Grundschulgebäude in Wasserbillig mit 300 Plätzen und die Crèche mit 84 Plätzen sind inklusive der Schulküche, die täglich rund 400 Essen produziert, seit Sommer 2022 fertiggestellt. Auch im eher dörflich geprägten Mertert gehen die Investitionen weiter. Die neue „Maison relais“ mit „Spillschoul“ für insgesamt 210 Kinder in beiden Einrichtungen ist in Betrieb und ein weiteres Wohnviertel kommt. Im „Bergfeld“ sollen in den nächsten zehn Jahren 215 Wohneinheiten entstehen. 37 davon fallen unter das Kriterium des „bezahlbaren Wohnraums“.
Das Wachstum liegt im Kalkül der LSAP-Politik in der Gemeinde. Für die Einnahmen aus der Gewerbesteuer und dem staatlichen Zuschuss spielt die Einwohnerzahl eine wichtige Rolle. 2022 kamen auch deswegen rund eine Million Euro an Gewerbesteuer mehr als ursprünglich geplant in die Kasse. Noch einmal rund 600.000 Euro mehr kamen durch den staatlichen Finanzausgleich hinzu. Das und ein umsichtiges Wirtschaften ergibt statt des prognostizierten ursprünglichen Überschusses von rund 500.000 Euro ein voraussichtliches Plus von rund 3 Millionen Euro aus 2022.
Überschuss für 2022 fällt höher aus
Deshalb musste weder eine neue Anleihe aufgenommen noch auf Rücklagen zurückgegriffen werden. Bürgermeister Laurent ist sichtlich zufrieden darüber, was seine Verwunderung über „Verschuldung“, die seiner Gemeinde nachgesagt wird, erklärt. Zufrieden kann er auch damit sein, dass Statec für Mertert-Wasserbilllig 507 niedergelassene Firmen angibt. Es sollen mehr werden. Die Kommune will in unmittelbarer Nähe des Kreisverkehrs bei Mertert ein 4,5 Hektar großes Gewerbegebiet errichten, um noch mehr Arbeitsplätze vorzuhalten.
Bezüglich des Wachstums – Rathauschef Laurent hat an früherer Stelle gesagt, bei 6.000 Einwohnern ist Schluss – denken die Gemeindeverantwortlichen weiter. „Wenn das neue Landesplanungsgesetz, wie es momentan vorliegt, kommt, müssen wir in die Höhe bauen“, sagt Laurent. „In Zukunft soll laut Gesetzesvorlage nur noch ein Hektar pro Jahr versiegelt werden“. Dann kommen andere Gemeinden mit größeren Bauvorhaben in die Bredouille. In Mertert-Wasserbillig ist das meiste schon weit fortgeschritten.
Topografisch gesehen sind mit den geplanten Projekten die Grenzen der Gemeinde erreicht. Zwischen dem Boxberg und den Tälern von Syr, Sauer und Mosel ist kein Platz mehr. Das, was sein Bürgermeisterkollege in Grevenmacher als „Miseler Way of life“ bezeichnet, nennt Laurent einfach „Lebensqualität“. Deshalb lässt er es sich nicht nehmen, auf Beispiele wie die top instand gehaltenen Sporteinrichtungen zu verweisen, den neuen Wasserspielplatz im Park Mertert, der 2023 eingeweiht wird, und den „Fun Parc“ an der Mosel.
Im Park „um Prënz“ in Wasserbillig soll 2023 ein neuer Park entstehen, mit Attraktionen für jede Bevölkerungsgruppe. Verbales „Tamtam“ lehnt der Sozialist für seine Politik ab, genauso wie Doppelmandate. Ein „Député-Maire“ kommt für ihn nicht infrage. „Dynamisch, modern, sozial“: Diese drei Schlagworte hat er dem Budget vorausgeschickt. So soll es auch nach 2023 mit Laurent und seinem Team weitergehen. Er tritt zur Gemeindewahl wieder an.
Budgets 2022 und 2023
Der Nachtragshaushalt für 2022 wurde mit Mehrheit von sechs LSAP-Räten gegen fünf Oppositionsstimmen von CSV und DP verabschiedet. Für 2023 haben sich die drei CSV-Räte enthalten und die zwei DP-Räte dagegen gestimmt. Listen für die Kommunalwahlen gibt es noch nicht.
Ordentlicher Haushalt 2022
Einnahmen: 24,1 Mio. Euro
Ausgaben: 21,7 Mio. Euro
Außerordentlicher Haushalt
Einnahmen: 2,4 Mio. Euro
Ausgaben: 13,8 Mio. Euro
Ordentlicher Haushalt 2023
Einnahmen: 23,7 Mio. Euro
Ausgaben: 23,4 Mio. Euro
Außerordentlicher Haushalt 2023
Einnahmen: 4,7 Mio. Euro
Ausgaben: 7,2 Mio. Euro
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„„Cité Herrenberg“ mit 280 Wohnungen entstanden.“ Und dass diese Cité auf den alten zugeschütteten Kiesgruben des ehemaligen Betriebes Grasamo steht ist auch sicher allen bekannt. Mal gespannt wann die ersten Haarrisse aufzeigen. Eine bunte Mischung aus geschmackvollen Wohnsilos und farbigen Tankstellen( 17 ),einen „Eyecatcher“ wie der grüne Schulkarton(!) und die immer belastete Hauptstraße Richtung Trier sind doch Argumente um nach Wasserbillig zu ziehen. Aber die Zeiten ändern sich oder wie sagte ein weiser Grieche? :“ Alles fließt.“
Bei solchen Fotos dieser Architektur kann man sich nur noch schütteln vor Graus! Null Individualität, alles uniform, Einheitsbrei.