Europawahl 2024 / Metzger José Capela versorgt Wahlbüros mit Essen
Die Stimmzettel bei den Europawahlen mit leerem Magen auswerten? Nicht in der Gemeinde Differdingen: Hier ist Metzger José Capela für den Mittagstisch in den Wahlbüros zuständig und erhält dabei Unterstützung von seiner Familie.
Kurz nach 9 Uhr stehen die gepackten Lieferkisten und Papiertüten mit Baguette zur Abholung in der „Metzlerei bei der Bréck“ bereit: José Capela eilt in weißer Arbeitskleidung von der Verkaufstheke zum Kühlschrank, weiter in den Hinterhof. Dort stehen zwei seiner Brüder und sein Neffe zusammen und beraten sich: Wer beliefert welches Wahlbüro der Gemeinde Differdingen? Zwischen den Planungsgesprächen necken sich die Männer gegenseitig, lachen immer wieder laut auf.
Bereits vergangenes Jahr halfen sie ihrem ältesten Bruder beziehungsweise ihren Onkel bei den Auslieferungen. „Das ist eine Familienangelegenheit“, betonen sie. Mit politischem Interesse oder ihrem Beruf habe ihr Einsatz wenig zu tun. Routiniert laden sie schon bald die Kühlboxen in die Fahrzeuge und brechen zur ersten Tour auf.
Von Papageien bis zur Lokalpolitik
Als der Wagen abfährt, lehnt der „Maître-boucher“ an der Tür seines Lokals. Für ihn begann der Wahlsonntag um 4 Uhr morgens: Der Metzger bereitete am Vorabend und in den frühen Morgenstunden das Essen für die Helfer in den Wahlbüros vor. Während seine Verwandten unterwegs sind, gönnt er sich in der Eckkneipe unweit seiner Metzgerei eine kurze Pause.
Hier ist er Stammgast, wird von Mitarbeitern und Gästen mit Handschlag begrüßt. Im Hintergrund krächzt ein Papagei, das Haustier der Bar, als Capela erzählt: „Meine Metzgerei ist auf kalte Büffets spezialisiert. Ich übernehme seit vielen Jahren – es sind, glaube ich, zwanzig – das Catering für die Wahlbüros in Differdingen.“ Als Wahlhelfer versteht er sich aber nicht. Er käme nur dem Auftrag der Gemeinde nach.
Der Einzelhändler ist politisch aktiv und trat bei den letzten Kommunalwahlen für die DP an. Selbst wenn er nicht gewählt wurde, ist er zufrieden mit seinem Ergebnis und will bei den nächsten Kommunalwahlen erneut kandidieren. „Mir ist es wichtig, dass Differdingen auflebt und es wieder mehr Lokale in der Innenstadt gibt“, sagt er.
Er ist im Alter von zehn Jahren aus Portugal nach Luxemburg gezogen und besitzt bis heute die portugiesische Nationalität. Bei den Europawahlen stimmte er jedoch für Luxemburg ab. „Ich bin Europäer“, sagt er über sich selbst. Über seine Visionen für Europa spricht er jedoch wenig, wiederholt stattdessen, dass sein Interesse der Lokalpolitik gilt. Mitten im Gespräch erhält der Metzger einen Anruf – die nächste Tour steht an. Er wird in der Metzgerei gebraucht.
Unterwegs mit den Brüdern und dem Neffen wird schnell deutlich: Die Männer sind in der Gemeinde Differdingen bekannt – und beliebt. Obwohl in den Wahlbüros reges Treiben herrscht, bleibt Zeit für kurze Gespräche mit Bekannten. Manche richten Grüße für Capela aus. An vielen Orten stellen die Lieferanten die Kühlboxen hingegen nur kurz ab, weil die Mitarbeitenden alle Hände voll zu tun haben.
Nach rund vier Stunden ist die Lieferung vorbei. Die Männer der Familie Gomes-Capela treffen sich zum Abschied vor der Eckkneipe mit dem Papagei und stoßen miteinander an. Nur José Capela fehlt. Ein Bekannter stellt sich dazu, man unterhält sich abwechselnd auf Portugiesisch, Luxemburgisch und Französisch. Kurz bevor sich die Männer schließlich voneinander verabschieden, kommt José Capela mit zwei Plastiktüten angerannt. Es ist die letzte Lieferung des Tages: Grillfleisch für das Muttertagsfest seines Neffen.
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