Parlament / Minister beantwortet Anfrage: Das bedeutet die Dürre für die Landwirte in Luxemburg
Der Sommer 2020 hat, gerade zu seinem Ende hin, wieder einmal viele Ockertöne in der Landschaft hinterlassen. Der Landwirtschaftsminister hat auf eine parlamentarische Frage hin erklärt, vor welchen Herausforderungen die Landwirte des Landes jetzt stehen.
Das Kameraauge des europäischen Erdbeobachtungs-Satelliten Sentinel macht es auf einen Blick klar: Der Sommer 2020 war wieder ein sehr trockener. Denn wie schon in den vergangenen Jahren erscheint auch am Ende dieses Sommers Luxemburg als ein Flickenteppich aus Braun- und Ockertönen.
Jetzt haben André Bauler und Gusty Graas eine Antwort auf eine parlamentarische Frage zum Thema bekommen. Die beiden DP-Abgeordneten machen sich Sorgen um die Landwirte in Luxemburg. Sie wollten vom Landwirtschaftsminister wissen, ob die gegenwärtige Dürre mit den Vorjahren vergleichbar sei, wo die Landwirte hinsichtlich ihrer Futtervorräte stünden und ob nicht zu erwarten sei, dass die Marktpreise für zusätzliches Futter die Bauern überfordern würden – sofern überhaupt genug zu bekommen sei.
Tatsächlich bestätigt Landwirtschaftsminister Romain Schneider in seiner Antwort, dass 2020 ein besonders schlimmes Jahr unter anderen schlimmen Jahren war: „Die Analyse zeigt, dass das meteorologische Frühlings- und Sommerwetter in den vergangenen vier Jahren landesweit ein Defizit im Vergleich zum Referenzzeitraum aufwies“, stellt er fest. Und: „Im Süden des Landes und im Moseltal war dieses Defizit im Jahr 2020 viel ausgeprägter (mehr als doppelt so hoch) als in den drei Jahren zuvor.“ Lediglich im Norden des Landes sei das Niederschlagsdefizit 2018 in der gleichen Größenordnung wie 2020 gewesen und war 2017 sogar noch ausgeprägter.
Weil Futterreserven zwischen verschiedenen Betrieben stark variieren, seien diese schwer zu quantifizieren. Vorhandene Daten ließen aber bedenklich Tendenzen erkennen: So seien auf Testfeldern der Verwaltung für technische Dienste der Landwirtschaft („Administration des services techniques de l’agriculture, ASTA“) die Erträge bei den ersten drei Schnitten im Vergleich zu den Vorjahren um 10 Prozent zurückgegangen – wobei schon die Erträge 2019 „nicht sehr hoch“ gewesen seien.
Bemerkenswert ist, dass sich der erst spät in die extrem starke Hitze gehende Sommer in der Ernte widerspiegelte: Denn von den drei Schnitten sei erst der dritte stark unterdurchschnittlich gewesen und habe nur 20 Prozent des Durchschnitts der Vorjahre betragen.
„Da die schweren Dürrebedingungen weiterhin anhalten, dürfte auch der vierte Schnitt unbedeutend sein, sodass die Gesamtfuttererntebilanz auf den ASTA-Testfeldern gegenüber den Vorjahren zweifellos deutlich abnehmen wird“, befürchtet Schneider. Noch beunruhigender: Die Futtererträge seien in vielen Teilen des Landes wesentlich geringer als in den ASTA-Grasversuchen.
Bitteres Fazit des Ministers: Der trockene Sommer 2020 erlaubte schlichtweg keine Erhöhung der Winterfuttervorräte – mit wenigen regionalen Ausnahmen. Die Ernte der Maissilage habe in einigen Gebieten bereits Mitte August und damit zwei bis vier Wochen früher als geplant begonnen.
Eine Reihe von Betrieben müsse Tiere bereits jetzt mit Vorräten füttern, die eigentlich für den Winter gedacht waren, schätzt Schneider. Während einige landwirtschaftliche Betriebe jedes Jahr Futter für den Winter zukaufen müssen, werde es dieses Jahr sicherlich mehr entsprechende Betriebe geben, die vorwiegend Kraftfutter auf Getreidebasis benötigen.
Zwar könnten die Betriebe durch Anbau und Ernte von Zwischenfrüchten weitere Futtermittel sichern, aber dafür wären im Herbst erhebliche Niederschläge erforderlich – ein Vabanquespiel. Dabei sei natürlich in den Nachbarländern die Situation ähnlich, wodurch in der Großregion tatsächlich das Risiko des Futtermangels bestehe – so wie in den vergangenen Jahren auch.
Letzte Option: Diät
„Statt Futter zu kaufen, können die Betriebe […] die Futterration ändern, indem sie mehr Stroh anstelle von Heu oder Grassilage und Mais verwenden“, nennt Schneider eine weitere Option. Klar sei aber, dass sich die Landwirtschaft in Luxemburg generell auf dürre Zeiten einstellen müsse. Das habe die Regierung schon 2018 bei der Vorstellung des Aktionsplans zur Anpassung an den Klimawandel festgestellt.
Darum teste man auf Versuchsfeldern bereits intensiv Futtermischungen, die eventuell besser an anderes Klima und Dürre angepasst sind.
Schneider ist sich sicher: „Die Landwirte werden das Angebot an Feldfrüchten erweitern und ihre Fruchtfolgen und die Art der Bodenbearbeitung ändern müssen.“ Mehr Futter im Frühjahr zu produzieren sei eine andere Möglichkeit, sommerlichen Dürren zu begegnen. Klar ist: Zumindest auf dem Feld wird die Landwirtschaft zu einem Bereich mit immer geringeren Erträgen: Denn alle möglichen Maßnahmen helfen am Ende nicht, die Erntemengen zu erreichen, die man ohne Wassermangel einfahren würde.
Alle Fotos des Sentinel-Projekts unterliegen der CC-Lizenz 4.0.
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„Anpassen oder untergehen“ heißt das.