Soziale Sicherheit / Minister Schneider zum Anstieg krankheitsbedingter Abwesenheit: „Letztes Jahr ist gekennzeichnet von Covid-19“
Romain Schneider, Minister für soziale Sicherheit, hat am Donnerstag die Abwesenheitszahlen für das Pandemiejahr 2020 präsentiert. Der starke Anstieg der krankheitsbedingten Abwesenheit am Arbeitsplatz sei von Covid-19 gekennzeichnet, sagt Schneider.
8 Prozent mehr krankheitsbedingte Ausfälle hat das Ministerium für soziale Sicherheit für das Corona-Jahr 2020 registriert. Das teilt Romain Schneider auf einer Pressekonferenz am Donnerstag mit. Insgesamt sind 56,5 Prozent der Arbeitnehmer aus Krankheitsgründen mindestens einmal nicht zur Arbeit erschienen. Im Vorjahr waren es noch 55,8 Prozent gewesen. Die Studie wurde unter Arbeitnehmern im Privatsektor durchgeführt.
Covid-19 war 2020 für 14,1 Prozent der krankheitsbedingten Ausfälle verantwortlich. Den höchsten Anteil verzeichneten mit 27,3 Prozent aber andere infektiöse und parasitäre Krankheiten. Mentale Probleme waren in 5,2 Prozent der Fälle der Grund für einen krankheitsbedingten Ausfall – durch längere Krankheitsverläufe sind mentale Probleme aber für 14,2 Prozent der Fehltage verantwortlich.
Hygienemaßnahmen entscheidend
Der von der „Inspection générale de la Sécurité sociale“ erstellte Bericht will mehrere Faktoren identifiziert haben, die die krankheitsbedingten Ausfälle im vergangenen Jahr beeinflusst haben. Vor allem die von der Regierung erlassenen Hygienemaßnahmen sollen dazu beigetragen haben, dass bei der Zentralstelle der Sozialversicherungen (CCSS) nicht noch mehr krankheitsbedingte Ausfälle zu verzeichnen waren. Covid-19-Symptome, Quarantäne- und Isolierungsmaßnahmen, aber auch der unsichere Verlauf der Pandemie sollen hingegen zu mehr Ausfällen geführt haben.
Mehrere Faktoren sollen die Abwesenheit sowohl negativ als auch positiv beeinflusst haben können. „Die genaue Gewichtung in Prozentzahlen ist hingegen nur sehr schwierig definierbar“, meint Schneider. So sollen die Kurzarbeit, der Urlaub aus familiären Gründen und das Homeoffice sowohl positive als auch negative Folgen haben. Hier habe vor allem der mentale Aspekt eine Rolle gespielt.
Unterschiede nach Alter und Beruf
Die Abwesenheit am Arbeitsplatz ist je nach Alterskategorie unterschiedlich stark ausgeprägt. Die über 50-Jährigen haben gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 26 Prozent vorzuweisen, während die unter 50-Jährigen mit einem Anstieg von 13 Prozent weniger oft auf der Arbeit fehlten. Weitaus interessanter ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Arbeitsabwesenheit bei Männern um 21 Prozent zugenommen, während bei Frauen ein Anstieg von 14 Prozent festgestellt wurde. „Wir erklären uns diese Zahlen dadurch, dass Frauen öfters familiären Urlaub beantragt haben als Männer“, sagt Schneider. Tatsächlich haben 19 Prozent der Frauen und nur 11 Prozent der Männer davon während der Krise Gebrauch gemacht. „Die Männer, die weiterhin ihrem Job nachgingen, waren auf dem Arbeitsplatz dem Virus einfach häufiger ausgesetzt.“
Handwerker mussten im vergangenen Jahr öfters zu Hause bleiben als andere Arbeitnehmer. „Besonders das Homeoffice hat die Abwesenheitsquote bei den Arbeitnehmern gedrückt – eine Möglichkeit, die es im Handwerk nicht gibt“, sagt der LSAP-Minister. Diese Analyse wird durch eine sinkende Abwesenheitsquote im Finanz- und Versicherungswesen gestützt – einem Sektor, der fast ausschließlich auf das Homeoffice ausweichen konnte. Wenig überraschend wartete der Gesundheitssektor mit einem Anstieg von 23 Prozent auf.
Die Gesamtkosten für krankheitsbedingte Abwesenheit beziffert die Generalinspektion der sozialen Sicherheit für das Jahr 2020 auf 900,8 Millionen Euro – ein Anstieg von 16,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Durch die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen belaufen sich die Kosten für die Arbeitnehmer auf insgesamt 521,8 Millionen Euro – ohne finanzielle Unterstützung würden die Einbußen bei fast 654 Millionen Euro liegen. Für 2021 rechnet die Generalinspektion besonders für die Monate Februar, März und April wieder mit einem starken Rückgang der krankheitsbedingten Abwesenheit.
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