Neuer Bericht / Ministerium zieht Fazit zu Infektionen in den Schulen Luxemburgs
Das Bildungsministerium zieht in einem neuen Bericht ein Fazit zum Infektionsgeschehen an Luxemburgs Schulen zwischen der „Rentrée“ und den Weihnachtsferien. Der Bericht zeigt vor allem, dass nicht alles schwarz-weiß ist und unterschiedliche Faktoren eine Rolle bei den Infektionen spielen können. Dennoch soll der rote Faden im Bericht aufzeigen, dass die Schulen nicht als Treiber der Pandemie gelten.
Eines vorneweg. Der aktuelle Bericht „Rapport d’analyse sur la situation de la Covid-19 dans les établissements scolaires“ vom 15. September bis zum 27. Dezember (hier das Dokument als PDF) basiert auf Zahlen, welche die „Inspection sanitaire“ dem Bildungsministerium zur Verfügung gestellt hat. Der Bericht wurde vom „Comité de pilotage“ (Copil) freigegeben. In diesem Komitee sitzen Vertreter des Bildungsministeriums und der „Santé“. Zu Letzteren gehören beispielsweise auch Epidemiologen, was man aus dem Bericht herauslesen kann. Objekt des Berichts sind private und öffentliche Grund- und Sekundarschulen in Luxemburg. Ausgenommen wurden die Kompetenzzentren, „Maisons relais“ (SEA) und „Crèches“.
Die Beobachtungen, die das Bildungsministerium anhand der Zahlen der „Inspection sanitaire“ analysiert, werden hier mit den Schlussfolgerungen aus der Studie „Covid-19 in children and the role of school settings in transmission – first update“ des „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) verglichen. Diese Studie aus Stockholm gilt als Referenz zu dem Thema, schreibt das Bildungsministerium in der Einleitung zum Bericht. Die Art und Weise, wie der aktuelle Bericht vorgeht, zeigt sich wesentlich nuancierter, als dies im Dokument vom November zu den Infektionszahlen der Fall war. Unklarheiten in der aktuellen Publikation werden beispielsweise als solche thematisiert. Dabei wird versucht, eventuelle Erklärungen zu finden und Hypothesen aufzustellen.
Nun aber zum Inhalt des Berichtes. Interessant ist erst einmal die Frage, ob der Inzidenzwert in den Schulen höher, niedriger oder gleich ist gegenüber der allgemeinen Bevölkerung (Grenzgänger ausgeschlossen) und wie dies im Einzelnen bei Schülern und Lehrern aussieht. Unter Inzidenzwert versteht man die tatsächliche Zahl neuer Infektionen in einem bestimmten Zeitraum und vergleicht diese mit der Gesamtzahl an Personen, die sich potenziell in dem gleichen Zeitraum anstecken könnten. In der allgemeinen Bevölkerung steigt der Inzidenzwert nach den Sommerferien. Erst steigt der Wert nur langsam. Im Oktober nimmt er dann exponentiell zu. Danach entspannt sich die Situation nur sehr langsam. Der Inzidenzwert stabilisiert sich auf einem hohen Niveau während mehrerer Wochen und fällt dann langsam wieder ab, je näher die Weihnachtsferien rücken.
Der abrupte Infektionsanstieg bei den Lehrern
Die Entwicklung der Inzidenz verläuft bei den Lehrern abrupter als bei den Schülern. Auffallend ist, dass die Kurve bei den Pädagogen in der zweiten Oktoberhälfte besonders stark nach oben ausschlägt und sich bis zum 8. November auf diesem sehr hohen Niveau einpendelt. Auch die Kurve der Schüler steigt ab dem gleichen Zeitpunkt, allerdings nicht so stark und sie bleibt insgesamt viel flacher. Sie erreicht ihren Höhepunkt, der viel niedriger ist als bei den Lehrern, erst in der Woche vom 23. November.
Vergleicht man nun die allgemeine Bevölkerung mit den Lehrern und Schülern, dann stellt man fest, dass der Inzidenzwert der Schüler im Monat November leicht höher liegt als jener der allgemeinen Bevölkerung. Für den Zeitraum, wo die Kurve der Pädagogen abrupt nach oben schießt, liegt der Inzidenzwert auch höher als bei der Gesamtbevölkerung. Aus epidemiologischer Sicht gebe es für dieses deutliche Ausschlagen keine eindeutige Erklärung, so der Bericht. Nach den Allerheiligenferien sinkt die Inzidenz der Lehrer rapide und reiht sich auf das Niveau jener der Schüler ein. Dabei bleibt die Inzidenz der Lehrer allerdings leicht höher als jene der allgemeinen Bevölkerung.
Hypothesen, wieso Lehrer sich verstärkt infizieren
In der Folge versucht der Bericht, mögliche Erklärungen für den abrupten Anstieg der Lehrerkurve zu finden. Eine mögliche Hypothese ist das geringere Durchschnittsalter der Lehrer im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung. Vor allem in den niedrigen Altersklassen (bis 39 Jahre) gab es bei den Lehrern, aber auch in der Gesamtbevölkerung, die meisten Infektionen. Der Bericht schließt hier auf einen Zusammenhang und führt die Infektionen der Pädagogen nicht unbedingt auf die Schule zurück. Dennoch hinkt der Vergleich ein wenig, denn die Grafik zeigt, dass Lehrer überproportional zur Gesamtbevölkerung auch in den Kategorien der 40- bis 50-Jährigen vertreten sind. Daneben könnte, so der Bericht, auch die hohe Anzahl der Tests bei den Lehrern, die überproportional zur Gesamtbevölkerung getestet wurden, eine mögliche Erklärung liefern.
Dennoch ist insgesamt das Infektionsrisiko bei den Lehrern nicht höher als jenes anderer Berufsgruppen, so die Schlussfolgerung. Dies decke sich auch mit der Referenzstudie der ECDC. Eine weitere Erkenntnis des Berichts ist, dass die Entwicklung der Infektionszahlen in den Schulen parallel zu jenen in der Bevölkerung verläuft. Dennoch liege im ersten Trimester der Inzidenzwert bei Schülern und Lehrern leicht über dem Durchschnitt der Bevölkerung.
Infektionen bei Schülern steigen mit dem Alter
Auffällig ist die Feststellung, dass der Inzidenzwert einer Infektion mit Covid-19 bei Schülern mit dem Alter zunimmt. Demnach infizieren sich Schüler der Grundschule weniger als jene der Sekundarschule. Nur in der ersten Schulwoche im September und in der ersten Ferienwoche im Dezember ist es umgedreht. Laut Bericht decke sich die Feststellung einer höheren Inzidenz mit steigendem Alter mit der ECDC-Studie. Daraus gehe hervor, dass Kinder weniger empfindlich auf eine Covid-19-Infektion als Jugendliche und Erwachsene reagieren. Auch die Weitergabe des Virus im Falle einer Infektion sei bei jungen Menschen geringer. Diese Theorie wird allerdings in der Wissenschaft heftig diskutiert. Viele Studien haben entgegen dieser Schlussfolgerung festgestellt, dass Kinder sich genauso anstecken können wie Erwachsene und auch das Virus in gleichem Maße weitergeben können.
In die Theorie des Bildungsministeriums reiht sich auch die Tatsache, dass innerhalb der Grundschule der Inzidenzwert in der „Spillschoul“, also Zyklus 1, niedriger ist als in den Zyklen 2 bis 4, obwohl die Kinder im Zyklus 1 aufgrund ihres niedrigen Alters von der Maskenpflicht befreit sind und dementsprechend weniger gegen das Virus geschützt sind. Gegen diese Theorie spricht wiederum der Fakt, dass Kinder bis zu 6 Jahren auch weniger getestet werden, wie im Bericht dargelegt wird. Dazu gesellt sich der oftmals asymptomatische Verlauf von Covid-Infektionen bei den ganz Jungen, was im aktuellen Bericht nicht thematisiert wird.
Bedeutend mehr Infektionen auf „Général“
Auf den ersten Blick kurios erscheinen die Unterschiede beim Inzidenzwert zwischen „Enseignement secondaire classique“ und „Enseignement secondaire général“. Obwohl Bedingungen und Modalitäten in beiden Regimes ähnlich beziehungsweise gleich sind, gibt es teils frappante Unterschiede. Der Inzidenzwert liegt über die gesamte Periode von Mitte September bis Ende Dezember im „Général“ deutlich höher als im „Classique“. Der Bericht erklärt die höhere Inzidenz einerseits durch den unterschiedlichen sozioökonomischen Kontext beider Regime. Diese Annahme werde durch Studien aus anderen Ländern gestützt. Andererseits sei die höhere Inzidenz im „Général“ auf das höhere Alter der Schüler in den jeweiligen Klassenstufen zurückzuführen, da diese Kinder und Jugendliche laut Bericht eher schulischen Rückstand anhäufen würden. Und ein höheres Alter entspreche einer höheren Inzidenz.
Diese Unterschiede zwischen „Classique“ und „Général“ könne man laut Bericht als zusätzlichen Indikator betrachten, der die Aussage stütze, dass die Schule im angegebenen Zeitraum kein Ort erhöhter Ansteckungen war, sondern dass die Situation in den Bildungseinrichtungen jene der Gesamtbevölkerung widerspiegele. Diesen Zusammenhang haben wir nicht ganz verstanden. Auf Nachfrage erklärt uns Myriam Bamberg, Pressesprecherin des Bildungsministeriums: „Die Inzidenz bei Schülern aus dem ‚Général‘ ist nicht deshalb so hoch, weil sie sich in der Schule angesteckt haben, sondern weil sich im ‚Général‘ mehr Schüler befinden, die jenen außerschulischen Faktoren entsprechen, die auch in der Gesamtbevölkerung eine höhere Inzidenz aufweisen.“
Der Bericht kommt zum Fazit, dass die epidemiologische Situation in den kommenden Wochen genauestens überwacht werden sollte, insbesondere wegen eines möglichen Einflusses der britischen Mutation vom Coronavirus.
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“ Dennoch liege im ersten Trimester der Inzidenzwert bei Schülern und Lehrern leicht über dem Durchschnitt der Bevölkerung.“ Man trifft sich fast täglich in geschlossenen Räumen (Bus,Schulkorridore,Klassenzimmer und zurück),das dürfte im Vergleich zur übrigen Bevölkerung die Hauptursache sein. Wenn in den Ferien(Allerheiligen) die Kurve abfällt müsste das ja Beweis genug sein.Oder sollte das nur sein weil heute kein Lehrer und keine Schüler sich mehr ans Grab stellen um sich dort den Hintern abzufrieren? Ich würde doch einmal wetten,dass sich die Impfbereitschaft in den nächsten Wochen vervielfachen wird.Die Chinesen impfen genau diese Altersklassen zuerst,vom Schüler bis zum Berufstätigen.Dann ist die Kette am schnellsten unterbrochen.
@ Eric Rings
„Diese Annahme werde durch Studien aus anderen Ländern gestützt. … da diese Kinder und Jugendliche laut Bericht eher schulischen Rückstand anhäufen würden.“
Ist diese Behauptung auch für Luxemburger Schulen anwendbar? Ist sie tatsächlich statistisch bestätigt?
Die Schulen, die „Maisons relais“, die Lyzeen sind logischerweise ein Infektionsherd “ par excellence „. Das beginnt bereits beim Schülertransport, auf dem Weg zur Schule zu Bahn oder per Bus. Es ist schlicht eine Ungeheuerlichkeit dabei einen Unterschied zu machen zwischen “ Classique “ und “ Général“. Das ist die reinste Diskriminierung und so sind wir schon, anfangs der Impfung, auf dem Weg zu einer Zweiklassengesellschaft. Diese Pandemie trennt und bewirkt das genaue Gegenteil von Solidarität.
Ween ass dat an deem Ministère, dee nach ëmmer net mierkt dass d’Leit d‘ Nues voll hunn mat esou Gedeessems. Anstatt Zuelen ze sammelen, an eng Interpretatioun dran ze stiechen, sollten se séier iwwerleeën wat muss gemach ginn, dat esou eppes ewéi am November (héich Sidolsbelaaschtung, an duerno haarde Shutdown) nee, esou eppes soll ni méi virkommen. An do huet d‘ Schoul eng grouss Responsabilitéit! Et muss een dach net ëmmer mordicus dat lescht Wuert hunn, zemols wann een e Feeler gemach huet.