Kosovo / Ministerpräsident Kurti wirft Serbien Organisation von Ausschreitungen vor
Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti hat der serbischen Regierung vorgeworfen, hinter den Ausschreitungen im Norden zu stecken. „Die Eskalation am 29. Mai war geplant, gut organisiert und hatte einen Urheber“, sagte Kurti am Freitag im Parlament. „Dieser Urheber ist offiziell Belgrad.“
Serbien habe „kriminelle Gruppen“ mobilisiert, welche die Zusammenstöße provoziert hätten, sagte Kurti. Viele Kosovo-Serben seien dazu gezwungen worden, in den Angriffen als „menschliche Schutzschilde“ zu dienen. Im Norden des Kosovo hatte es Auseinandersetzungen gegeben, bei denen mehr als 80 Menschen, darunter auch Soldaten der internationalen Schutztruppe KFOR, verletzt worden waren. Die Angreifer nutzten Steine, Flaschen und Brandsätze.
Auslöser der Gewalt war die Einsetzung ethnisch-albanischer Bürgermeister in mehrheitlich von Serben bewohnten Städten durch die kosovarische Regierung. Serbische Bewohner der Region protestierten dagegen gewaltsam; allerdings hatten die Serben zuvor die Kommunalwahlen weitgehend boykottiert.
Viele Serben fordern den Rückzug der kosovarischen Polizeikräfte sowie eine Absetzung der ethnisch-albanischen Bürgermeister. Seit den Zusammenstößen zu Beginn der Woche versammeln sich täglich hunderte ethnische Serben vor dem mit Stacheldraht abgeriegelten und von Soldaten der internationalen Schutztruppe KFOR umringten Rathaus in der nordkosovarischen Stadt Zvecan.
Am Rande des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Moldau hatten Deutschland und Frankreich am Donnerstag zur Beruhigung der Lage Neuwahlen in vier mehrheitlich serbischen Gemeinden gefordert. Auch US-Außenminister Antony Blinken rief die Spitzen des Kosovo und Serbiens zur sofortigen Deeskalation auf.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic zeigte sich zuversichtlich, eine Lösung mit dem Kosovo zu finden. „Wir wollen einen Kompromiss finden“, sagte er im Interview mit dem Fernsehsender Phoenix. Er sei optimistisch, „die Situation zu deeskalieren“. Dabei wolle er auch die Vorschläge von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hören und „mit einbeziehen“.
Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120.000 Serben leben im Kosovo, vor allem im Norden des Landes.
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