/ Mister zuverlässig: Oliver Vujakovic ist in der EM-Vorqualifikation einer der Leistungsträger
Auch wenn er im Verein nicht mehr auf dem höchsten Level spielt, so ist Oliver Vujakovic im luxemburgischen Basketballnationalteam zurzeit nicht wegzudenken. Dies will er auch heute im letzten Spiel der Vorqualifikation für die EM 2021 noch einmal unter Beweis stellen.
Im Überblick
Der Luxemburger Kader:
Mihailo Andjelkovic (AB Contern), Philippe Arendt (Sparta Bartringen), Ivan Delgado, Philippe Gutenkauf (beide Etzella Ettelbrück), Lou Demuth (Gréngewald Hostert), Xavier-Robert François, Kevin Moura (beide Résidence Walferdingen), Thomas Grün (Gladiators Trier/D), Ben Kovac (Basket Esch), Alex Laurent (Den Helder Suns/NL), Oliver Vujakovic (Swarco Raiders Tirol/AUS), Yann Wolff (Amicale Steinsel)
Coach: Ken Diederich
Assistant-Coach: Denis ToromanProgramm, Gruppe G
Mittwoch: 19.00: Luxemburg – Großbritannien (im Gymnase der Coque)
Bereits gespielt:
Luxemburg – Kosovo 88:80
Kosovo – Großbritannien 63:71
Großbritannien – Luxemburg 71:54
Kosovo – Luxemburg 109:88 Großbritannien –
Kosovo 101:79Tabelle:
1. Großbritannien 3 Spiele/6 Punkte,
2. Kosovo 4/5,
3. Luxemburg 3/4
Lange nichts mehr von dir gehört: Dies dürften sich zum Auftakt der laufenden Vorqualifikation am 3. August im Gymnase der Coque viele Zuschauer gedacht haben, als sie Oliver Vujakovic im Dress der FLBB-Auswahl sahen. Der 22-Jährige studiert seit letztem Herbst in Innsbruck und war in der abgelaufenen Saison folglich nicht mehr auf den luxemburgischen Basketballparketts zu sehen. Anders als seine Nationalmannschaftskollegen Alex Laurent und Thomas Grün hat Vujakovic nicht den Weg ins Profilager gewählt. Der ehemalige Walferdinger konzentriert sich vielmehr auf sein Bachelor-Studium der Geografie und lief in den vergangenen Monaten für einen Verein in der dritten österreichischen Liga auf.
Umso überraschender ist es dann schon, dass der zwei Meter große Power Forward neben den beiden Profispielern in den bisherigen Begegnungen der Vorqualifikation für die EM 2021 zu den absoluten Leistungsträgern im Kader von Trainer Ken Diederich gehörte. 31 Minuten stand Vujakovic bisher im Durchschnitt auf dem Parkett und steuerte im Schnitt 14 Punkte bei; kein Wunder demnach, dass er in der Startfünf gesetzt ist. Beim 88:80-Heimerfolg gegen den Kosovo kam er sogar auf eine Bilanz von 17 Punkten, neun Rebounds und fünf Assists und war damit der entscheidende Faktor. „Ein wenig überrascht bin ich schon, ich hatte vor allem nicht damit gerechnet, so viel Einsatzzeit zu bekommen“, gibt sich Vujakovic etwas erstaunt, hat aber gleichzeitig eine Erklärung für seine bisherigen Leistungen bereit: „Ich kenne ja alle meine Mitspieler und auch die Systeme. Ken vertraut mir, das spüre ich auch.“
Für die „Drecksarbeit“ zu haben
Vor allem im Rebound ist der 22-Jährige gefordert und die „Drecksarbeit“, wie er es selbst beschreibt, macht er gerne: „Das war in meiner Zeit bei Walferdingen bereits meine Rolle. Ich versuche so gut wie möglich in jeden Rebound zu gehen und der Mannschaft somit zu helfen.“ Es ist auch die mannschaftliche Geschlossenheit, die das FLBB-Team in der bisherigen Qualifikations-Kampagne auszeichnete. Dass Vujakovic mit Begeisterung das Trikot des Nationalteams trägt und sich freut, mal wieder vor heimischem Publikum auflaufen zu dürfen, ist nicht zu übersehen. „Gegen Teams mit einem so großen Namen antreten zu dürfen, motiviert einen natürlich. Zudem ist es toll, mit Alex und Thomas in einem Team spielen zu dürfen.“ Von den beiden Profis holt sich der Spieler mit der Nummer 15 gerne mal den ein oder anderen Tipp.
Oliver Vujakovic hat sich bewusst gegen eine Profikarriere entschieden: „Ich hatte zwar damit geliebäugelt, nach meinem Abitur an ein College in die USA zu gehen, doch das habe ich dann nicht weiter verfolgt. Mir ist es wichtiger, später ein Diplom in den Händen zu halten und dann arbeiten zu gehen. Ich denke nicht, dass ich mit Basketball viel Geld hätte verdienen können.“
Zufall bringt ihn nach Österreich
Eine Erfahrung, die seine Schwester Julija hingegen macht. Vor einem Jahr wagte sie den Schritt in die USA und kombiniert an der Houston Baptist University seitdem Studien und Basketball: „Sie war jetzt einige Monate hier und es ist schon klasse, sich mit ihr darüber zu unterhalten. College-Basketball ist hart, von den Strukturen her absolut professionell und es ist nicht einfach, sich durchzusetzen. Ich freue mich sehr, dass es ihr so gut gefällt, doch ich denke, dass es für mich nichts gewesen wäre“, sieht sich der 22-Jährige in seiner Entscheidung bestärkt.
Ganz auf Basketball verzichtet der bodenständige Luxemburger dann aber doch nicht und so steht er im Kader des erst im vergangenen Jahr gegründeten Basketballteams der Swarco Raiders Tirol. Ein Klub, der sich in Österreich vor allem durch American Football einen Namen gemacht hat, denn hier zählt er zu den besten Europas. Dass sich beide Seiten gefunden haben, war ein riesiger Zufall, wie Vujakovic berichtet: „Eigentlich hatte ich über die sozialen Medien nach einer Wohnung gesucht, dabei ist ein Spieler der Swarco Raiders auf mich aufmerksam geworden und hat mich zu einer Trainingseinheit eingeladen. Aktiv hatte ich überhaupt nicht nach einem Klub gesucht.“
Die Atmosphäre im Drittligateam, in dem in der letzten Saison nur Amateure spielten, gefiel dem Luxemburger auf Anhieb. Auch wenn das Niveau laut Vujakovic eher dem „Play-down in der luxemburgischen Nationale 2“ entspricht, so erhielt er durch die Kooperation mit dem Football-Team die Möglichkeit, im Bereich der Fitness weiter an sich zu arbeiten, etwas, wovon er nicht zuletzt in der laufenden Qualifikation mit dem FLBB-Team profitiert.
Aufstieg mit den Raiders
Und ganz so „just for fun“ war die Basketballsaison der Swarco Raiders dann doch nicht. Denn in seinem ersten Jahr konnte das Team direkt den Aufstieg in die zweite Liga feiern. „Dadurch findet gerade ein Umbruch statt, denn in der zweiten Liga spielen fast alle Mannschaften mit zwei Profis“, erklärt Vujakovic. Dennoch wird er diese neue Herausforderung mit seinem österreichischen Klub in Angriff nehmen, auch wenn das dann mit mehr Aufwand verbunden sein wird: „Uni und Basketball zu kombinieren, wird sicherlich schwieriger, da am Wochenende dann schon einige längere Auswärtsreisen anstehen.“
In zwei Jahren will Vujakovic seinen Bachelor-Abschluss in den Händen halten, würde danach noch liebend gerne seinen Master machen. Für die Zukunft hält er sich alle Möglichkeiten offen: „Mal schauen, wie weit es noch mit den Raiders geht, vielleicht versuche ich auch noch, bei einem europäischen Team unterzukommen. Ich bin ja noch jung. Ich schließe es aber auch nicht aus, wieder in der Total League zu spielen, sollte ich wegen der Arbeit nach Luxemburg zurückkehren.“ Die luxemburgische Liga verfolgt der 22-Jährige jedenfalls noch immer, vor allem seinen ehemaligen Klub, die Résidence Walferdingen: „Für sie ist es ja im letzten Jahr leider nicht so gut gelaufen. Doch es macht mir Spaß, mir abends die Livestream-Übertragungen anzuschauen.“
Heute können sich die luxemburgischen Basketballfans ein letztes Mal in der laufenden Vorqualifikation von den Basketballqualitäten eines Oliver Vujakovic überzeugen. Um 19 Uhr empfängt Luxemburg im Gymnase der Coque Tabellenführer Großbritannien. Und auch wenn die Spieler von Ken Diederich keine Chance mehr auf die reguläre Qualifikationsrunde haben, so will man nach dem Erfolg gegen den Kosovo liebend gerne einen zweiten Sieg einfahren.
Großbritannien nicht mehr zu verdrängen
Auch wenn die Luxemburger Basketball-Herren in der heute zu Ende gehenden Vorqualifikation für die EM 2021 noch ein Spiel gegen Großbritannien bestreiten müssen, so ist die Entscheidung in der dreiköpfigen Gruppe G bereits gefallen. Die Tabellenführung und der gleichzeitige Einzug in die Hauptqualifikationsrunde – in der Deutschland, Frankreich und Montenegro warten – ist den Briten seit dem 101:79-Erfolg am Samstag gegen den Kosovo nicht mehr zu nehmen. Drei Siege in drei Spielen konnte das Team von Trainer Nathan Reinking bisher einfahren.
Nach dem Auftaktsieg gegen den Kosovo am 3. August im Gymnase der Coque (88:80) und den beiden folgenden Auswärtsniederlagen geht es für die FLBB-Herren darum, diese Vorqualifikation mit einem weiteren positiven Erlebnis abzuschließen. Die Situation ähnelt dabei jener vor drei Jahren, als man die Briten zum Abschluss einer Kampagne überraschend vor heimischem Publikum schlagen konnte, denn auch damals hatte Großbritannien die Qualifikation bereits vorzeitig in der Tasche.
Ein Sieg würde Luxemburg nicht nur den zweiten Tabellenplatz einbringen, sondern auch dafür sorgen, dass die FLBB-Auswahl die erfolgreichste Kampagne der rezenten Vergangenheit gespielt hätte. Denn zwei Siege gab es schon lange nicht mehr. Es wäre ein weiterer bedeutender Schritt für die Basketball-Herren in der Ära von Trainer Ken Diederich.
- Erste Euroleague-Punkte von Dorian Grosber - 15. November 2024.
- Hilfe vom Nachbarn: East Side Pirates helfen Echternacher Basketballern - 14. November 2024.
- Luxemburg kassiert erste Niederlage gegen die Schweiz - 10. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos