Echternach / Mit Dampfkraft durch die Abteistadt: 7. Auflage der „Steampunk Convention“ lockt Tausende Besucher
Pilgern einmal anders: Die Abteistadt Echternach war am Wochenende der Hotspot schlechthin für die in den 80er Jahren entstandene kulturelle Bewegung des sogenannten „Steampunk“, die sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer echten Subkultur mit unzähligen Anhängern entwickelt hat. Im Fokus steht hierbei das industrielle Zeitalter, eine Ära, in der die Dampfmaschine zum Ende des 18. Jahrhunderts die Industrie revolutioniert hat.
Der historische Marktplatz in Echternach mit seiner einzigartigen Kulisse war zum 7. Mal Schauplatz der Convention, ein Szenario, wie es zum Beispiel Jules Verne nicht besser hätte beschreiben oder inszenieren können. Hier dreht sich alles um das viktorianische Zeitalter: Davon Zeugnis gibt, sowohl bei den Besuchern als auch den Akteuren, der aus difsteeser Zeit übliche Kleidungsstil – mit zeitgenössischen oder gar futuristischen Anpassungen. „A little bit crazy“ sind sie hier alle, und das soll keineswegs despektierlich gemeint sein. Fehlt eigentlich nur noch, dass Doc Emmett Brown und Marty McFly mit ihrem „DeLorean“ um die Ecke biegen.
Dafür schnauft und knattert es aber im Minutentakt am Samstagnachmittag von der Sauerbrücke in Richtung Marktplatz. Unzählige Besucher und in erster Linie die Darsteller des kultigen Geschehens reisen mit ihren Oldtimern in die Abteistadt, vorwiegend der alten britischen Marke MG. Die Gefährte sind zwar aus den 30er und 40er Jahren, passen jedoch perfekt zu den Outfits ihrer Besitzer.
Nur Schrott und Sperrmüll
Die Outfits sind die Eyecatcher. Schwere Brokat- oder Samtstoffe, dazu die aberwitzigsten Kopfbedeckungen – bei Temperaturen nahe der 30-Grad-Marke nicht gerade die angesagteste Sommermode. Fotogen sind die Protagonisten aber allesamt: Die meisten Besucher sind mit Kameras und Smartphones ausgestattet und die Steampunks posieren nur allzu gerne. Wir machen eine Stippvisite bei Gaston Klares, oder sollen wir ihn „Daniel Düsentrieb“ nennen? Der landesweit bekannte Luxemburger tüftelt seit Jahrzehnten an den verrücktesten Gerätschaften wie Teslaspulen, Hochspannungsapparaturen oder einem selbstgebauten Segway. Bis heute hat er mehr als 90 Lampen gebaut, alle aus Schrott und Sperrmüllfunden.
Eine Steampunk-Convention funktioniert natürlich nicht ohne die passende musikalische Untermalung. In Echternach zu Gast ist die Steampunk-Folkband Tales of Nebelheym aus dem baden-württembergischen Asperg. Die Band wurde gegründet im Jahr 569 NE (New Era) auf dem havarierten Schiff „Maelstrom“. Noch Fragen? Die Musiker begeistern das Publikum mit traditionellen Folkklängen, gepaart mit Steampunk-Elementen.
Alles DIY-Projekte
Wir sprechen eine auffällig gekleidete Dame an: „Madame, kann ech eng Foto kréien vun Ärem flotten Hut?“ „Ma gären!“ Die Time-Travelerin, mit bürgerlichem Namen Adrienne Diderich, ist erst seit der Coronakrise im Steampunk unterwegs. Sie hat sogar eine eigene Visitenkarte: Lady de la Adri of Boettelchen“ ist darauf zu lesen und weiter „Teacher for teaching the right things“. Wow! „Mein Bruder ist schon länger bei der Bewegung“, lässt sie uns wissen. „Während der Pandemie habe ich dann zum Zeitvertreib meine Kopfbedeckung konstruiert und seither hat mich das Fieber erfasst.“
Reges Treiben herrscht auch an den zahlreichen Ständen auf dem Convention-Platz. Es versteht sich dabei von selbst, dass auch die einen Fantasienamen tragen wie etwa: „Esprit de Mélusine“, „Alice au pays de mes rêves“ oder „Upcycling Phenomenon“. Hier kann man allerlei Kuriositäten käuflich erwerben, selbstverständlich alles Marke Eigenbau. Aber auch die neuesten Kreationen der viktorianischen Mode werden feilgeboten, dazu Schmuck und Gürtel und weitere Accessoires, um sein Outfit aufzupeppen. Und Brillen! Zu jedem Zwirn gehört eine Brille, aber nicht irgendeine. Die Augengläser, zumeist auf der Hutkrempe getragen, sehen aus wie Schweißerbrillen. Wo man hinschaut, wird gepost: am Marktbrunnen, vor der Eingangspforte der Basilika oder vor den historischen Fahrzeugen. Hier zeigt sich auch niemand genervt oder gestresst, wenn er von
Besuchern oder Tagestouristen aus aller Welt um ein Foto gebeten wird.
Ein großes Teilnehmerfeld meldet sich auch für den vom Echternacher Stadtmarketing angebotenen „Costume Contest“ an, bei dem es von den Gewerbetreibenden zur Verfügung gestellte, attraktive Preise zu gewinnen gab … – Faszination Steampunk!
Das nächste große Steampunk-Event (Convention „Anno 1900“) findet am 28. und 29.
September im Fond-de-Gras statt.
- Drogenboss des kolumbianischen Golf-Clans in Portugal verhaftet - 25. November 2024.
- „Gladiator II“ knüpft an einen Filmklassiker an, doch gelingt die Fortsetzung? - 25. November 2024.
- Im Nahen Osten droht Trump’sches Chaos - 25. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos