Die Invasion stoppen / Mit diesen (umweltschonenden) Tipps bleiben die Stechmücken fern
Stechmücken haben dieses Jahr beschlossen, mancherorts ihren Angriff früher als sonst zu starten. Doch keine Sorge: Mit ein paar einfachen Tricks können Sie die nervigen Blutsauger umweltfreundlich in Schach halten.
Dieses ewige Jucken und der unaufhörliche Drang, sich zu kratzen, sind wohl jedem bekannt: Mückenstiche, die kleinen Sommerärgernisse, die uns den letzten Nerv rauben. Der Südwesten Deutschlands erlebt gerade eine wahre Stechmückeninvasion, die laut dem deutschen Biologen Dirk Reichle noch bis mindestens Ende Juli anhalten soll. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, haben diese nervigen Biester beschlossen, dieses Jahr zwei Wochen früher als gewöhnlich aufzukreuzen. Und Luxemburg? Muss das Großherzogtum dieses Jahr auch unter den Plagegeistern leiden?
Die kurze und ernüchternde Antwort auf diese Frage lautet „Ja, leider!“. „In Luxemburg sind in der Tat aktuell auch viele Stechmücken zu beobachten“, meint ein Experte des Nationalmuseums für Naturgeschichte (MNHN) auf Tageblatt-Nachfrage hin. Die Bestände hätten sich jedoch erst in den vergangenen zwei bis drei Wochen verstärkt aufbauen können. Die Saison begann relativ früh aufgrund des warmen und feuchten Frühjahres. Doch eine anschließende Phase mit Frost, kühlerem Wetter und viel Regen bremste die Entwicklung der Mücken. „Erst in den letzten zwei bis drei Wochen, mit dem wärmeren, aber zugleich schwül-warmen Wetter, haben sich vielerorts die Bestände deutlich aufbauen können“, erklärt der Experte.
Es kreucht und fleucht
Stechmücken legen ihre Eier bevorzugt in stehendes Wasser. Dort entwickeln sich dann ihre Larven – was je nach Temperatur sehr schnell gehen kann, erklärt eine Sprecherin von der ASBL. „natur&ëmwelt“. „Nach starken Regenfällen und bei Hochwasser im Sommer kann es dann zur Massenentfaltung von Stechmücken und einer massiven Belästigung kommen“, schreibt das deutsche Umweltbundesamt auf seiner Webseite.
Um die Plagegeister in Schach zu halten, sollte daher stehendes Wasser unbedingt vermieden oder abgedeckt werden, rät „natur&ëmwelt“. Schon eine kleine Wasserpfütze reiche für deren Vermehrung aus. Bei Fischteichen ist das natürlich schwierig, aber Regenwassertonnen, Kinderplanschbecken oder ähnliche Behälter sollten abgedeckt werden, um eine verstärkte Vermehrung von Stechmücken zu verhindern. Auch ungenutzte Blumentöpfe, Schalen oder ähnliche Behälter sollten so gelagert werden, dass sich kein Wasser darin sammeln kann. Trinkwasser für Tiere sollte zudem täglich erneuert werden.
Mach die Biege, Fliege
Sollten sich dennoch Stechmücken rund um das Eigenheim aufhalten, empfiehlt „natur&ëmwelt“, auf natürliche Mittel zurückzugreifen, um die Umwelt und die eigene Gesundheit nicht unnötig mit chemischen Mitteln zu belasten. Fliegengitter und Moskitonetze würden eine sichere Möglichkeit bieten, sich zu schützen. Außerdem kann es hilfreich sein, in den Abendstunden langärmelige Kleidung zu tragen – idealerweise in hellen Farben, denn die Mücken mögen dunkle Töne.
Ein weiterer Tipp: Auch regelmäßiges Duschen kann helfen, die Tiere fernzuhalten. Dabei sollte man allerdings stark duftende Pflegeprodukte vermeiden, da diese Stechmücken wieder anlocken, rät „natur&ëmwelt“. Die Insekten orientieren sich nämlich über ihren Geruchssinn. Demnach könnten auch diverse Pflanzen als natürliche Abschreckmittel eingesetzt werden: Tomaten, Gewürzlorbeer, Katzenminze, Lavendel, Pfefferminze, Salbei, Walnussbaum und Zitronenmelisse. Doch auch bestimmte ätherische Öle würden sich zu diesem Zweck eignen: Bergamotte, Eukalyptus, Salbei, Sandelholz, Zeder, Zimt und Zitrone.
Wer dennoch lieber auf Cremes, Sprays oder Kerzen zur Stechmückenabwehr zurückgreifen will, sollte sich auch hier natürlicher Mittel bedienen. So könne beispielsweise Kokosfett zum Schutz auf die Haut aufgetragen werden. Ansonsten gelte: „Immer den Beipackzettel lesen!“, betont „natur&ëmwelt“. „Wenn drin steht, man sollte es nicht im gleichen Raum nutzen, in dem sich Haustiere aufhalten, dann ist es mit Sicherheit nicht das richtige für das Kinderzimmer.“
Achtung: Biodiversitätskrise
„Natur&ëmwelt“ weist darauf hin, dass es „einen massiven Einbruch bei den Populationen von Bestäubern und den Insekten gegeben“ habe – ein Schwund von 80 Prozent. Folglich befänden wir uns mitten in einer Biodiversitätskrise. Darum steht die Organisation auch einer großflächigen Bekämpfung der Quälgeister mit Insektiziden grundsätzlich skeptisch gegenüber. Eine solche würde dieses Problem nur weiter verschlimmern – „mit verheerenden Folgen für unser Ökosystem und somit auch unsere Lebensmittelsicherheit“, meint „natur&ëmwelt“.
Es sei wichtig zu bedenken, dass kein Insektizid spezifisch nur auf Stechfliegen wirkt. „In der freien Natur ausgebracht, gehen solchen Aktionen immer auch mit großen Kollateralschäden einher, sei es bei den Bestäubern, oder anderen Insekten, die für ein gesundes Ökosystem unerlässlich sind“, warnt die Organisation. Bereits ein einziger Einsatz dieser Insektizide könne Bodenorganismen derart schädigen, dass es Jahre dauert, bis diese sich erholen. Darüber hinaus würden diese chemischen Produkte auch für Menschen eine direkte Gefahr darstellen.
Gefahrenquelle: Tigermücke
Die Tigermücke hat sich inzwischen in Frankreich etabliert: So wurden 2022 mehrere Dutzend Fälle von Dengue-Fieber gemeldet. Im selben Jahr wurde das Insekt erstmals auch in Luxemburg nachgewiesen. 2023 kam es in Luxemburg zu zehn Fällen von Dengue-Fieber, wobei die Betroffenen die Krankheit jedoch durch Mückenstiche im Ausland eingeschleppt hatten. Santé.lu warnt: „Wenn Menschen, die sich im Ausland mit Dengue, Zika oder Chikungunya infiziert haben, krank nach Hause kommen und von einer Tigermücke gestochen werden, könnte diese das Virus weiter übertragen.“ Diese Krankheiten können schwerwiegend sein und sogar tödlich enden. Wer glaubt, eine Tigermücke gesehen zu haben, kann dies über die App MosquitoAlert melden, damit Experten das Insekt identifizieren können.
Download der MosquitoAlert-App:
• App Store: https://gd.lu/fJC9Js
• Google Play: https://gd.lu/1rMR5d
„natur&ëmwelt“ ruft zudem ins Gewissen, dass sogar diese äußerst lästigen Stechmücken ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems bilden. Sie sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Fledermäuse. Ihre Larven stehen wiederum auf dem Speiseplan vieler wassergebundener Arten.
Fehlende Datengrundlage
Zwar sollten die zuständigen Behörden und das MNHN die Entwicklung der derzeitigen Lage auch weiterhin im Auge behalten, doch aktuell würde „natur&ëmwelt“ zufolge von den Mücken keine Gefahr ausgehen, die eine Vernichtung im großen Stil rechtfertigen würde. Denn: Sogar einzelne Tigermücken-Populationen – potenzielle Krankheitsüberträger – seien hierzulande bisher nachweislich krankheitsfrei gewesen.
„natur&ëmwelt“ weist zudem darauf hin, dass man bei einem großflächigen Einsatz von Pestiziden immer Kosten und Nutzen abwägen müsse. Die Langzeitschäden seien enorm, doch genau ließen sich die Schäden nicht beziffern. Dafür fehle die nötige Datengrundlage.
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