Schloss Birtringen / Mit Fotograf Marc Schoentgen auf Entdeckungsreise
Wer wissen möchte, in welchem Zustand Unternehmer Jos Bourg Schloss Birtringen jetzt übernimmt, der sollte einen Blick in das eben erschienene Fotobuch von Marc Schoentgen werfen. Mit wachem Auge und Liebe zum Detail hat er viel Zeit in- und außerhalb der alten Mauern verbracht. Das Buch mit 250 Fotografien ist ein Rundgang durch Vergangenheit und Gegenwart des als Nationalmonument klassierten Gebäudes.
Schloss Birtringen. Umgeben von Wiesen, Wäldern und der Alzette liegt es seit 23 Jahren im Dornröschenschlaf. Von der rue de Grentzingen aus wirkt das Anwesen geheimnisvoll und prächtig – sehr fotogen, aber unnahbar. Das schmiedeeiserne Tor vor der Auffahrt ist geschlossen.
Kein Problem für Marc Schoentgen (51). Er hat die Schlüssel. Unzählige Male ist er im und ums Schloss gewesen. Um die Fotos für sein jüngstes Buch zu schießen.
Begonnen hat das Ganze eigentlich mit einem Arbeitsplatzwechsel. Vor zwei Jahren wird Polizist Marc Schoentgen verantwortlich für die Sicherheit an den drei großherzoglichen Residenzen, darunter auch Colmar-Berg.
Eines Morgens, auf dem Weg zu seiner neuen Dienststelle, passiert es: „Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich dieses Schloss. Fasziniert hat es mich sofort“, so Marc Schoentgen, der sogleich beginnt, Nachforschungen über das historische Anwesen anzustellen: „Man könnte fast sagen: ohne neuen Job, kein Buch über Schloss Birtringen!“
Geschichte und Geschichten
Inzwischen dürfte er alle Ecken und Geschichten des Anwesens kennen. Sein Buch legt diesen Schluss zumindest nahe.
Beim Rundgang durch Hauptgebäude, Stallungen und Gärten erzählt er von Soldaten und Offizieren, die im Zweiten Weltkrieg dort einquartiert waren und deren Namen noch an den Türen eingeritzt sind. Er erzählt von Gaspard-Florent de Breiderbach, der das Schloss 1775 umgebaut und vergrößert hat, oder von der Familie de Blochausen, in deren Besitz es lange Zeit war. 1834 ist im Schloss mit Baron Félix de Blochausen auch ein Luxemburger Premierminister geboren worden.
1935 ging der Besitz an die Familie de Broqueville. Letzte Schlossherrin war Baronin Claudine de Broqueville, die 2018 gestorben ist und das Schloss sowie die Ländereien dem Luxemburger Roten Kreuz vermacht hat. Deren Verantwortliche wussten aber nichts damit anzufangen und haben es deshalb nun versteigern lassen. Die Baronin, die etwas sonderbar gewesen sein soll und von der sogar behauptet wird, mit Salzkugeln auf Eindringlinge geschossen zu haben, war bereits 1998 in ein moderneres Haus nahe dem Schloss umgezogen. Seitdem herrscht im alten Gebäude, das heute als Nationalmonument klassiert ist, Leerstand. Der neue Besitzer, der Unternehmer Jos Bourg, wird dem bei der Renovation Rechnung tragen müssen.
Feuchtigkeit am Filmset
Denn renoviert werden muss. Die Feuchtigkeit hat verschiedenen Gebäudeteilen, vor allem auch Wandfresken und einem Kamin, arg zugesetzt. Zudem müssen die vor vielen Jahren etwas grobschlächtig durchgeführten Umbauarbeiten komplett überholt werden. Einige Räume sowie das imposante Treppenhaus wirken andererseits fast wie neu. Wie kann das sein? „Das liegt daran, dass sie vor Jahren Drehort eines Spielfilms waren und halbwegs instand gesetzt wurden“, so Schoentgen.
Er weist ebenfalls auf die Überreste der alten „Baronsbréck“ hin, die nahe der Straße unterhalb des Schlosses an den Ufern der Alzette liegen. Baron Félix de Blochausen hat die 1844 gebaute Brücke benutzt, um vom Schloss durch die Herrenallee zum Bahnhof zu gelangen. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört.
Zum Anwesen gehören auch die Stallungen, ein Binnenhof mit Schwimmbad und das sogenannte russische Haus, das ganz aus Holz gebaut ist. Ältester Gebäudeteil ist der hohe Rundturm aus dem 14. Jahrhundert, über dessen abenteuerliche Treppe man auch auf den Dachboden gelangt. Die zum Schloss gehörenden Ländereien umfassen rund 90 Hektar. Früher, so heißt es, seien sie ein exzellentes Jagdgebiet gewesen.
Buch und Expo
Insgesamt 1.500 Fotos konnte Marc Schoentgen in seiner Freizeit zwischen Frühjahr und Herbst 2020 dank Einverständnis von Rot-Kreuz-Direktor Michel Simonis schießen. Erst im Januar dieses Jahres habe er die Idee gehabt, ein Buch mit diesen Fotografien zu machen.
Das Buch über „Lost Place“ Schloss Birtringen ist in Luxemburger Sprache. „Ich zeige gerne Details, die kleinen Schönheiten, die oft verborgen liegen oder an denen man vorbeirennt. Ich möchte auch zeigen, wie die Zeit stehen bleibt und wie sich aus einem lebendigen Gebäude das Leben verflüchtigt und die Natur wieder die Oberhand gewinnt. Fazit: Ich möchte die Menschen begeistern, etwas schaffen, was Bestand hat, und ich selbst möchte lernen und entdecken“, so Schoentgen.
Ab 14. Mai ist in Schieren eine Open-Air-Ausstellung mit den Bildern des Schlosses geplant. Ein nächstes Buch sei auch bereits in Planung, verrät Marc Schoentgen. Nächstes Jahr. Über die großherzogliche Familie. „Aber pscht! Mehr wird nicht verraten!“
Fotografischer Rundgang
„Schlass Biertreng – Eng eemoleg Lëtzebuerger Geschicht“ ist ein fotografischer Rundgang. Auf 248 Seiten mit insgesamt 250 Fotografien werden Vergangenheit und Gegenwart des Schlosses beleuchtet. Die Fotos sind von Marc Schoentgen, die Texte von Mil Goerens und die grafische Aufbereitung von Dan Majerus. Im Buchhandel oder über die E-Mail des Herausgebers, schengen@gms.lu, ist das Buch zu bestellen. 44 €. ISBN: 978-99959-0-647-4.
Erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, wie fremd das Schloss den Menschen warFotograf
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Wow. Ich wusste gar nicht, dass das Schloss innen so schön ist.