Raumfahrt / Mit Joe Biden zieht ein Mondstein in das Oval Office
Mit Joe Biden ist ein Mondstein ins Weiße Haus eingezogen. Das könnte als Bekenntnis des neuen amerikanischen Präsidenten zum Mondprogramm der NASA gedeutet werden. Allerdings muss die NASA erst einmal einen neuen Direktor haben. Mit der Amtseinführung Joe Bidens hat der bisherige Direktor Bridenstine seinen Posten geräumt.
Der Präsident der Vereinigten Staaten lebt und arbeitet bekanntlich im Weißen Haus. Jeder Präsident hat die Möglichkeit, sein Büro, das Oval Office, selbst zu dekorieren. Dafür hängt er nicht wie Normalsterbliche ein Filmposter an die Wand. Vielmehr suchen sich die Präsidenten symbolträchtige Kunstwerke und Gegenstände aus. Immerhin ist das Oval Office die Schaltzentrale des „mächtigsten Menschen der Welt“.
Wie die Washington Post, nach einem Blick in das Büro des neuen Präsidenten Joe Biden, berichtet hat, hat dieser sich dazu entschieden, das Oval Office mit Bildern und Büsten von amerikanischen Führungspersönlichkeiten zu dekorieren. Zentrales Stück ist ein großes Porträt des ehemaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Weitere Bilder zeigen, laut Washington Post, Thomas Jefferson und Alexander Hamilton.
Zwischen den historischen Staatsmännern befindet sich neu im Oval Office aber auch ein Mondstein. „Als symbolische Anerkennung der Ambitionen und Errungenschaften früherer Generationen und zur Unterstützung von Amerikas aktuellem Ansatz zur Erforschung von Mond und Mars befindet sich jetzt ein Mondgestein im Oval Office des Weißen Hauses“, schrieb die NASA im Januar in einer Bekanntmachung. Wie die amerikanische Weltraumbehörde mitteilt, hat sie Joe Biden den Stein auf Wunsch seiner Administration hin geliehen.
332 Gramm
Der Stein befindet sich in einem Glaskasten, der mit einer Plakette versehen ist, die über seine Herkunft informiert. Die offizielle Bezeichnung des Steins lautet: Lunar Sample 76015,143. Der NASA zufolge wurde er 1972 von der Crew der Apollo-17-Mission, Ronald Evans, Harrison Schmitt und Eugene Cernan, mit zur Erde gebracht. Schmitt und Cernan sind die letzten Menschen, die einen Fuß auf den Mond gesetzt haben. Sie haben die Gesteinsprobe aus einem großen Brocken an der Basis des Nordmassivs im Taurus-Littrow-Tal abgehackt. Der Stein wiegt 332 Gramm und entstand der NASA zufolge vor 3,9 Milliarden Jahren bei einem Einschlag auf der uns zugewandten Seite des Mondes. „Die unregelmäßige Probenoberfläche enthält winzige Krater, die durch Mikrometeoriteneinschläge entstanden sind, die das Gestein über Millionen von Jahren sandgestrahlt haben.“ Die gut sichtbare glatte Seite des Steines entstand, als die Wissenschaftler im Labor Scheiben abgeschnitten haben, um sie zu untersuchen.
In einem Bericht von 1984 schreibt die NASA begeistert über Mondgestein: „In einigen Aspekten ähnelt das Aussehen von Mondgestein dem von Erdgestein. Die Mineralien sind die gleichen. Die Korngrößen sind vergleichbar. Die Formen sind vertraut. Aber in anderen Aspekten unterscheidet sich ihr Erscheinungsbild deutlich. Zum Beispiel sind die Gesteinsoberflächen mit vielen kleinen Kratern durchzogen. Die Gesteine sind außerordentlich frei von Verwitterung und wirken aus irdischer Sicht so frisch, als wären sie gestern entstanden, obwohl sie Milliarden von Jahren alt sind.“
Der Stein könnte als Bekenntnis Bidens zum aktuellen Mondprogramm der NASA verstanden werden. Denn: Derzeit planen die USA ihre Rückkehr auf den Mond. Mit dem Artemis-Programm soll zum ersten Mal eine Frau den Mond betreten und dieses Mal soll eine ständige Präsenz auf dem Erdtrabanten etabliert werden. Eine Weltraumstation – die „Gateway“ – soll in einem Orbit um den Mond geparkt werden: ein erster Schritt in Richtung Mars.
Rücktritt nach Trumps Wahlschlappe
Zuerst muss die NASA allerdings einen neuen Chef finden. Der bisherige Direktor Jim Bridenstine hatte im November nach dem Wahlsieg von Joe Biden seinen Rücktritt angekündigt und war mit der Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten am 20. Januar aus dem Amt geschieden – nicht aus parteipolitischen Gründen, sondern weil es im Interesse der Behörde sei, betonte der ehemalige republikanische Abgeordnete. Er hatte der Behörde seit 2018 vorgestanden. Gegenüber Aerospace Daily sagte Bridenstine, es brauche jemanden an der Spitze der NASA, der eine enge Beziehung zum Präsidenten habe und dem die Verwaltung vertraue. Bridenstine ist jetzt in der Privatwirtschaft bei der Risikokapitalgesellschaft Acorn tätig. Die Geschicke der NASA werden derzeit vom stellvertretenden Administrator Steve Jurczyk übernommen.
Donald Trump hatte sich in seiner Präsidentschaft dafür starkgemacht, das amerikanische Raumfahrtprogramm auf die Erforschung und Erkundung des Weltalls durch den Menschen auszurichten. Derzeit wird viel darüber spekuliert, ob Joe Biden die NASA anweisen will, sich mehr auf den Klimawandel und weniger auf Mondmissionen zu konzentrieren. Zwischen Pandemie und Rassismus findet das Klima explizit Erwähnung in den Prioritäten des neuen Präsidenten. Die NASA hat zwar bereits Erdobservationsprogramme, die Klimadaten liefern, allerdings stehen diese Programme bei der amerikanischen Behörde längst nicht so im Vordergrund wie bei der europäischen Weltraumagentur ESA, die die Erdbeobachtung zu ihrer Spezialität gemacht hat.
Gegenüber dem Magazin Futurism hatte Jurczyk allerdings gesagt, es gebe keine Zeichen, die darauf hindeuten, dass die neue Administration das Artemis einstampft. Bridenstine sieht das ähnlich, gegenüber Aerospace Daily sagte er: „Wir sind in einer guten Position als Land. Wenn man sich die überparteiliche, unpolitische Unterstützung ansieht, die wir von Mitgliedern des Kongresses auf beiden Seiten des Ganges haben … es gibt eine starke Unterstützung für Artemis.“
Biden mit Stein auf den Mond wo sie hingehören !