Strassen / Mit Rat und Tat an der Seite der Jugendlichen: Lucas Zagdoudi über seinen Job als Streetworker
Streetworker verbindet man in der Regel mit Sozialarbeitern, die in Problemvierteln der Städte unterwegs sind. Seit Mitte September vorigen Jahres arbeitet Lucas Zagdoudi als „aufsuchender Sozialarbeiter“ (so der deutsche Fachausdruck) in Strassen. Seine Zielgruppe sind die Jugendlichen in der Gemeinde.
„Ich bin momentan noch in einer Observationsphase“, sagt der 26-jährige Lucas Zagdoudi, „aber ich habe bereits zwei, drei Plätze ausgemacht, wo sich Jugendliche treffen, wie zum Beispiel beim Fußballfeld.“ Die Aufgabe des Strassener Streetworkers ist es, einfach ausgedrückt, sich um die Jugendlichen zu kümmern, die er auf der Straße trifft, und ihnen Hilfe anzubieten, falls sie diese nötig haben.
Wohlgemerkt hat noch lange nicht jeder Jugendliche, der sich auf der Straße aufhält, ein Problem. Doch viele, die ein Problem haben, zum Beispiel Schulabbrecher, treiben sich öfter als andere auf der Straße herum.
„Die Hilfe, die ich ihnen anbieten kann, ist sehr verschieden. Ich kann ihnen helfen, ihren Weg im Leben zu finden – oder auf diesem zurückzufinden. Das kann zum Beispiel sein, indem sie ein geeignetes Hobby finden oder aber ein längerfristiges Lebensprojekt entwerfen“, sagt Zagdoudi. „Bei einem Fall, in dem ich kurzfristig Hilfe anbieten konnte, handelte es sich um eine junge Frau, die während der Covid-Zeit aus der Spur gekommen war. Ich half ihr, sich wieder in einer Schule einzuschreiben und eine geeignete Sektion im Lyzeum zu finden. Ich kann aber auch helfen, einen Lebenslauf zu schreiben oder jemanden auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten.“
„Outreacher“ lautet der englische Fachausdruck, zu Deutsch: „aufsuchender Sozialarbeiter“, was Zagdoudis Aufgabe sehr gut beschreibt. „Ich gehe jeden Tag zwei bis drei Stunden durch die Gemeinde spazieren; sehe ich eine Gruppe von Jugendlichen, gehe ich auf sie zu und stelle mich und meine Arbeit vor. Vor allem sage ich aber, dass ich nicht von der Polizei bin.“ Wer Interesse hat, mit ihm Kontakt aufzunehmen, kann einen Termin mit ihm im örtlichen Jugendhaus vereinbaren, wo sich sein Büro befindet.
Wie die Idee entstanden ist
Die Idee, einen Streetworker einzustellen, kam eigentlich eher zufällig und beiläufig, wie Bürgermeister Nico Pundel (CSV) erklärt. „Wir hatten vor etwa zwei Jahren ein Problem mit einem Obdachlosen. Wir wussten nicht, wie wir an ihn herankommen sollten, um ihm zu helfen. Wir mussten erkennen, dass unsere Sozialarbeit nicht professionell genug aufgestellt war. Wir suchten beim Roten Kreuz um Rat.“
Das Rote Kreuz betreibt das Jugendhaus und die „Maison relais“ der Gemeinde … und war deshalb die logische Anlaufstelle. „Wir konnten das Problem mit dem Obdachlosen zwar nicht lösen, doch im Laufe der Gespräche kam die Idee, dass wir vielleicht einen Streetworker bräuchten, der sich um die Jugendlichen kümmert, die nicht das Angebot des Jugendhauses annehmen. Es gab dort einerseits eine Reihe Jugendlicher, die so langsam zu alt waren für das Jugendhaus und andere davon abhielten, es zu besuchen. Wir wollten uns andererseits aber auch um diejenigen kümmern, die nicht im Jugendhaus sind. Es gab einige in der Gemeinde, die zwar nicht direkt Probleme bereiteten, aber im öffentlichen Raum auffielen. Einige davon waren Schulabbrecher.“
Mit „Outreach“ bezeichnet man Maßnahmen, mit denen man aktiv Menschen durch ein Angebot erreichen will, das diese bisher aus verschiedenen Gründen nicht annehmen konnten oder wollten. Einfach ausgedrückt: Man geht auf sie zu und legt ihnen die Angebote der Gemeinde vor. Ob sie sie annehmen, bleibt ihnen überlassen.
Erfahrung mit Problemfällen
Lucas Zagdoudi ist ausgebildeter Sozialpädagoge („Educateur gradué“). Er hat Erfahrung in einem Kinderheim der „Fondation Solina“ gesammelt, aber auch mit Obdachlosen und Drogenabhängigen. Er weiß, dass er nicht alle Probleme lösen wird. „In meiner Ausbildung wurde mir gesagt, dass ich, falls ich einmal keine Lösung weiß, sofort jemand anderes kontaktieren soll.“ Dass er für eine Organisation wie das Rote Kreuz arbeitet, kommt ihm dabei zugute.
„Hat man keine Streetworker, bleibt einem nur die Polizei im öffentlichen Raum. Aber repressiv wollten wir nicht vorgehen“, bemerkt Nico Pundel. „Es ist kein Pilotprojekt. Wir haben eine normale Konvention mit dem Roten Kreuz und werden die Arbeit regelmäßig evaluieren. Da die Arbeit des Streetworkers an das Jugendhaus gebunden ist, können wir sehr flexibel sein. Wir werden ihn immer wieder brauchen können.“
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