Editorial / Mit Secondhand gegen Billig-Mode angehen
Die Bilder vom Einsturz des Firmenkomplexes Rana Plaza in Bangladesch gingen im Jahr 2013 um die Welt. Bei dem Unglück starben über 1.100 Menschen und über 2.500 weitere Personen wurden verletzt. Mehr als 30 Unternehmen ließen dort Kleidung und Textilien produzieren. Die katastrophalen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen in der Textilindustrie erreichten uns auf unseren Fernseh- und Handybildschirmen direkt in unseren Wohnzimmern. Auch erinnerte die Katastrophe die westliche Gesellschaft daran, unter welchen Umständen die Kleidung produziert wird, die wir täglich tragen und als Ausdruck unserer eigenen Persönlichkeit betrachten.
Rana Plaza war wohl das schwerste Unglück in diesem Kontext, doch seitdem sind in anderen Ländern ähnliche Vorfälle passiert. 60 Millionen Menschen arbeiten in der Textilindustrie. Die Produktion von Kleidung hat sich in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt. Unverkaufte Kleidung landet auf Mülldeponien oder wird verbrannt – oft nicht mal ein Jahr, nachdem sie in den Fabriken angefertigt wurde.
Es werden mehr Teile für weniger Geld gekauft, anstatt ein bisschen mehr für ein gutes Kleidungsstück auszugeben. Geschätzt wird, dass 30 Prozent unserer Garderobe nie getragen werden. Wer kennt das nicht, dass zu Hause die eine Hose doch die falsche Farbe hat und die Bluse vielleicht doch nicht so gut sitzt, wie in der Umkleidekabine angenommen? Solch ein Fehlkauf hängt wohl bei jedem von uns im Schrank.
Am Dienstag wurde in Luxemburg-Stadt anhand einer symbolischen Aktion der Todesopfer von Rana Plaza gedacht. Freiwillige haben den kräftezehrenden Alltag der Fabrikarbeiter auf tänzerische Art dargestellt. Während der Performance wurde der übermäßige Konsum an Billig-Mode der Realität in den Textilfabriken gegenübergestellt. Gerade mal 100 Neugierige haben sich die Darbietung angesehen. Dabei können uns die Lebensbedingungen der Menschen, die in den Textilfabriken arbeiten, nicht egal sein. Auch in Luxemburg können Verbraucher mit ihrem Kaufverhalten darüber entscheiden, ob die Fabrikarbeiter(innen) in Bangladesch und anderswo weiter unter Menschenrechtsverletzungen zu leiden haben oder nicht.
Möglichkeiten, bei der eigenen Kleidung andere und faire Akzente zu setzen, gibt es viele. Der Kauf von Fairtrade-Labeln ist eine Option, wie auch ganz einfach weniger Mode einzukaufen. Stattdessen kann auf langlebige, qualitativ hochwertige und nachhaltige Stücke gesetzt werden. Secondhand-Kleidung ist ebenfalls eine Alternative. Leider hat sich im letzten Jahr gezeigt, dass es gerade im Großherzogtum Geschäfte, die sich einem nachhaltigeren Konsummodell verschrieben haben, nicht leicht haben. Dabei könnten doch hier zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Der lokale Handel wird unterstützt und auch die Näherinnen in den unzähligen Fertigungsstätten weltweit müssten irgendwann nicht mehr für einen Hungerlohn unter unmenschlichen Bedingungen Akkordarbeit leisten.
in Luxemburg gibt es seit Jahrzehnten Second-hand Läden.,