EHTL / Mit sportlicher Tatkraft: Ein Schuldirektor voller Pläne
Umbau des Sanemer Schlosses. Verbesserung der Internat- und der schulischen Infrastrukturen in Diekirch. Ausbau des schuleigenen Restaurants. Erweiterung der Ausbildungsmöglichkeiten. Michel Lanners, Direktor der Diekircher Hotelschule, hat jede Menge Ideen und Pläne. Dazu die entsprechende Energie, um sie auch umzusetzen.
Das Vorzeigeprojekt ist der Umbau in Sanem, wo das ehemalige „Kannerschlass“ in Zusammenarbeit mit der Gemeinde renoviert und zu einer zweiten Niederlassung der „École d’hôtellerie et de tourisme du Luxembourg“ (EHTL) für rund 250 Schüler wird. Die staatlichen Mühlen mahlen langsam, das ist gewusst. Dabei ist dieser Ableger im Süden unbedingt notwendig. „Wir sind entlegen. Die meisten Bewohner des Landes sind im Süden. Um hierher zur Schule zu kommen, nehmen einzelne unserer Schüler bis zu drei Stunden Fahrt auf sich. Das ist so, als ob Sie täglich nach Knokke zur Arbeit fahren würden!“, veranschaulicht Lanners die Strapazen der jungen Leute. Als Zwischenlösung will er ab dem kommenden Herbst einen Ableger in der Stadt Luxemburg schaffen.
Das zweite seiner Projekte, der Ausbau der Internat-Infrastrukturen in Diekirch, liegt ihm genauso am Herzen. Gegenwärtig stehen der Hotelschule rund 50 Betten im Privatinternat Jos Schmit zur Verfügung. Beim Ausbau des Hotel Pax, wo gegenwärtig die Schüler im Anschauungsunterricht kochen, kämen nochmals 25 dazu. Das würde den Schülern im Hotelmanagement weitere Ausbildungsmöglichkeiten geben.
Die Erweiterung der Ausbildung und der praktische Unterricht sind weitere Schwerpunkte von Lanners’ Programm. Nach dem Gespräch essen wir im schuleigenen Restaurant, zusammen mit einem Drittel der Abschlussschüler. Ihre Mitschüler sind für das Essen bzw. den Service zuständig. In ordentlicher Kleidung und ohne Handy genießen sie das leckere Menü von Hummer auf Risotto, gefülltem Kaninchenfilet mit Gemüse und Apfeltorte, formvollendet serviert. Die Anwesenheit des Schuldirektors ist eine weitere Herausforderung, macht jedoch offensichtlich keine Angst.
Glück und Tatkraft
Das ist für Michel Lanners ein Pluspunkt. Die Stimmen der Gegner und Zweifler waren in der Tat sehr laut gewesen, als er vor vier Jahren die Leitung der Hotelfachschule übernahm. „Ich bin ein Glückspilz“, sagt er dazu. Eigentlich ist er ja Sportlehrer. Als langjähriger Leistungssportler und Sohn von Sportkommissar Georges Lanners war dieser Weg gewissermaßen vorgezeichnet. Doch sehr schnell erkannte er, dass der Sportunterricht im Wiltzer Lycée nicht sein großes Glück war.
Mit einem nachträglich gemachten Master im Sportmanagement sah er sich deshalb nach neuen Möglichkeiten um und kam zum damaligen Iserp. Diese Karriere nahm ein Ende, als die Lehrerausbildung in die Uni integriert wurde. Auf Initiative der damaligen Erziehungsministerin Anne Brasseur ging Lanners ins Ministerium, mit der Verantwortung für den Script, die Behörde, die sich um die Orientierung der Schüler kümmert. „Das war für mich völliges Neuland“, so Lanners mit einer begeisterten Beschreibung seiner dortigen Tätigkeit, in deren Verlauf Sport und gesundes Schulessen mehr Bedeutung bekamen.
Nach zehn Jahren war für den quirligen Sportler, dem man seine vierjährige Amtszeit in dem Bereich der Gastronomie physisch nicht ansieht, wiederum ein neuer Challenge fällig. Unter Erziehungsministerin Mady Delvaux avancierte Lanners zum „premier conseiller de gouvernement“. „Wir haben uns sehr gut verstanden“, sagt Lanners rückblickend über die beiden Ministerinnen. Mit Claude Meisch war die Zusammenarbeit offensichtlich nicht so einfach. „Es war ein Wechsel fällig“, heißt es diplomatisch.
Ein Boot im Sturm
Die gewünschte Versetzung war eine echte Herausforderung. „Ein Segelboot ohne Segel im Sturm“, habe er vorgefunden, ein Schulbetrieb ohne Leitlinien, ohne richtige Perspektiven. „Ich habe zuerst nur zugehört“, sagt Lanners über die ersten Monate, die ja auch für ihn eine Lehrzeit waren. Doch sehr schnell verspürte er den Wunsch nach einem klaren Konzept, nach genauen Verhaltensregeln.
Ursprünglich war die Hotelschule dazu da, die Söhne und Töchter der hiesigen Hoteliers auf die Übernahme des elterlichen Betriebs vorzubereiten. Das ist heute eindeutig nicht mehr der Fall. „Wir müssen aus der orientierungslosen Schule einen modernen Betrieb machen. ‘Striving for excellence’, heißt es heute.“
Als Erstes wurde aus dem „Lycee technique hôtelier“ die „Ecole de tourisme et d’hôtellerie du Luxembourg“. Ein neues Format, auf Gastlichkeit, Pünktlichkeit, Flexibilität, Kommunikation und Tourismus fußend. Zusätzlich wurde die internationale Dimension ausgebaut, einerseits mit einer französischen und einer englischen Ausbildung, andererseits mit internationalen Verbindungen mit der Berufsschule Ferrandis in Paris sowie dem Meisterkoch Alain Ducasse. Dadurch öffnen sich den Schülern neue Möglichkeiten für den zehnwöchigen praktischen Teil ihrer Ausbildung.
Ich habe Jugendliche nach Dubai geschickt und junge Erwachsene hier wieder in Empfang genommenEHTL-Direktor
In der hiesigen Gastronomie fehlen derzeit etwa 3.000 Arbeitskräfte. Die Hotelschule in Diekirch bildet jährlich rund 300 aus. „Sie haben dadurch eine echte Jobgarantie“, so Lanners. Das Lyzeum in Bonneweg bietet seinerseits eine Ausbildung im Service an, die es in Diekirch nicht gibt. „Eine Hotelschule braucht ehrgeizige Projekte und Perspektiven. Dazu gehört auch die Ausbildung der sozial Schwachen.“ Deshalb hat Lanners jetzt Lehrgänge für Flüchtlingskinder geschaffen, um ihnen mit einer entsprechenden Ausbildung berufliche Perspektiven zu schaffen.
Die Kurse beginnen ganz basisch, mit Pünktlichkeit, Sauberkeit, Höflichkeit. „Sie sind jedoch knallhart. Wir verlangen von allen Schülern, dass sie alles Essbare probieren, inklusive Schweinefleisch. Sie brauchen es nicht zu essen, aber sie müssen es kosten.“
Knallhart, aber erfolgreich war auch die Initiative, das Restaurant des Luxemburger Pavillons in Dubai in die Hand der Schüler der EHTL zu legen. Unter der Leitung des Zwei-Sterne-Kochs Kevin de Dood haben sie jeweils zehn Wochen lang die Gäste in der „Schengen Lounge“ betreut. „Ich habe Jugendliche nach Dubai geschickt und junge Erwachsene hier wieder in Empfang genommen“, sagt der Direktor über einen weiteren Baustein im Aufbau der Hotelschule.
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