Editorial / Mit weniger Druck nach Paris
Das Team Lëtzebuerg für die Olympischen Spiele in Paris wächst weiter. Nach den beiden Leichtathleten Patrizia van der Weken und Bob Bertemes, den Tischtennisspielern Ni Xia Lian, Sarah De Nutte und Luka Mladenovic, Triathletin Jeanne Lehair, Dressurreiter Nicolas Wagner-Ehlinger und zwei Radsportlern – Christine Majerus sowie ein noch nicht feststehender männlicher Kollege – hat mit Pit Klein nun auch ein Bogenschütze seinen Startplatz in der französischen Hauptstadt sicher. Es ist damit ein neues Gesicht, das den nationalen Verband FLTA bei den Sommerspielen vertreten wird. Bekanntlich war zuletzt Routinier Jeff Henckels dreimal bei Olympia am Start – Athen 2004, London 2012 und Tokio 2021.
Für Pit Klein dürfte sich der Weg seiner Qualifikation dabei fast schon wie ein kleines Märchen, sozusagen das perfekte Hollywood-Drehbuch anfühlen. Acht Jahre lang versuchte der Bogenschütze, als Sportsoldat seinen großen Traum zu realisieren, hatte in dieser Zeit allerdings sportlich gesehen immer wieder mit vielen Rückschlägen zu kämpfen. In diesem Jahr verkündete der 27-Jährige, dass er nach dieser Olympia-Saison einen Schlussstrich unter seine Profilaufbahn ziehen, sich beruflich umorientieren und seine Sportart in Zukunft eher als Hobby betreiben wird. Zu diesem Zeitpunkt rechnete wohl kaum jemand damit, dass der große Traum, ein Ticket für Paris, doch noch Realität werden würde.
In den letzten Monaten steigerte sich der FLTA-Schütze jedoch kontinuierlich. Bereits in der Indoor-Saison im Winter zeigte Klein allmählich, welches Potenzial wirklich in ihm steckt – und verbesserte sich in der Weltrangliste immer weiter. Der größte Coup sollte ihm dann jedoch bei seinen letzten beiden Wettkämpfen gelingen. Beim Quotenturnier vor etwas mehr als einer Woche verpasste er eines von fünf Olympia-Tickets als Achtplatzierter haarscharf. Dies weckte beim Recurve-Schützen jedoch nur noch mehr den Kampfgeist. Und seine letzte Chance beim Weltcup in Antalya nutzte er schließlich, besiegte ausgerechnet hier zwei Spitzenathleten, die in der Weltrangliste unter den Top 15 zu finden sind. Bei seinem letzten Weltcup gelang ihm mit Platz neun damit international gesehen das beste Resultat seiner Karriere und dadurch der erhoffte Sprung in der Weltrangliste, der Olympia möglich machen sollte.
Mit seiner Entscheidung ist Pit Klein im Reinen, dadurch schien in den letzten Wochen auch gehörig Druck von seinen Schultern gefallen zu sein. Der Faktor Druck ist einer, der im Spitzensport nicht zu unterschätzen ist. Kein Wunder, dass die Arbeit mit Sportpsychologen im Weltsport längst üblich ist. Auch Kugelstoßer Bob Bertemes hatte bereits vor einem Jahr erklärt, nach 2024 einen Schlussstrich unter seine Elite-Karriere zu ziehen. Auch ihm gelang bei der EM vor wenigen Wochen mit Rang sechs eine seiner besten internationalen Platzierungen. Für Christine Majerus rückt das Karriereende ebenfalls immer näher, Paris wird auch für sie eines der letzten großen Karriere-Highlights sein. Mehr als Olympia können viele Sportler in ihrer Laufbahn kaum erreichen. Für all diese Athleten jedenfalls ein würdiger Abschluss einer Karriere, in die sie viel investiert haben.
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