/ Mobilier Bonn: Seit sechs Generationen in der Hauptstadt
Das Haus gehört zu den ganz alten Einrichtungen in Luxemburgs Oberstadt. Kürzlich nahmen allerdings die Gerüchte zu, dass auch „Mobilier Bonn“ bald dichtmachen werde. Die Geschäftsleitung lässt vehement dementieren. In einer Pressemitteilung geht von Veränderungen die Rede.
Seit mehreren Wochen mehrten sich Gerüchte, dass bei „Mobilier Bonn“ bald der Vorhang fallen werde. Geschäftsführer Jean-Claude Lazard wollte hierzu telefonisch nicht Stellung nehmen; auf entsprechende telefonische Anfragen reagierte eine Pressesprecherin, die vehement bestritt, dass es Pläne für eine Ende des Traditionshauses gebe. Was den Gerüchten aber keinen Einhalt gebot.
Angesicht der kürzlich erfolgten Nachricht bezüglich der Schließung von Tapis Hertz in der Hauptstadt und in anbetracht der Tatsache, dass auch der Sportwarenladen Keller am Theaterplatz Anfang September dichtmachen wird (die Geschäftsführerin Andrée Keller geht in Rente), brodelte die Gerüchteküche munter weiter. Vorgestern wandte sich die Geschäftsführung schließlich schriftlich an die Presse. Auf gar keinen Fall wolle man das Erbe von sechs Generationen revolutionieren, heißt es in dem Kommuniqué. Man wolle lediglich einen neuen Typ von Geschäftsmodell und einen noch stärker personalisierten Kundendienst anbieten. Aus diesem Grund würden ab September umfangreiche Umbauarbeiten bei „Mobilier Bonn“ in Angriff genommen. Diese Arbeiten sollen im Frühjahr 2020 abgeschlossen sein, sagte die Pressesprecherin dem Tageblatt auf Nachfrage hin.
Gerüchte, dass eventuell Louis Vuitton dort einziehen werde, wollte die Sprecherin nicht kommentieren: „Was ich aber sagen kann, ist, dass Mobiler Bonn seit Jahren regelmäßig von internationalen Konzernen kontaktiert wird, die dort einzuziehen wollen.“ Was die Geschäftsleitung genau unter einer „redistribution d’espaces“ verstehe, wie es in der Pressemitteilung formuliert ist, konnte oder wollte sie nicht sagen. Nur, dass „Mobilier Bonn“ auch nach den Umbauarbeiten noch immer dort vertreten sein werde, das sei sicher. Ein Argument hierfür ist, dass das Unternehmen nicht durch hohe Mieten unter Zugzwang geraten dürfte, da die Immobilie Eigentum der Familie Lazard ist.
Bewegte Geschichte
Bei wenigen alteingesessenen Familienbetrieben ist das Wort „Tradition“ wohl so angebracht wie beim Möbelhaus Bonn . Der 1794 geborene Firmengründer Moïse Bonn kam um 1815 nach Luxemburg. 1823 eröffnete er einen Stoffladen am „Krautmaart“, 1850 in der rue du Curé, bevor er ein Geschäft in der damaligen rue Saint-Philippe (heute rue Philippe II) aufmachte. Nach seinem Tod wird sein Sohn Stanislas (geboren 1833) das Geschäft weiterleiten. Angefangen hatte er in einem Laden in der rue des Bains, bevor er in die „Philippsgaass“ zog. Seine Idee, Möbel in einem Geschäft zu verkaufen zu einer Zeit, wo es üblich war, Möbel beim Schreiner anfertigen zu lassen, kann schon als revolutionär bezeichnet werden.
Nach dessen frühem Tod 1888 übernehmen drei seiner vier Söhne – Robert, Myrtil und Raoul – das Unternehmen. 1905 schließen die drei sich in einer „société en nom collectif“ zusammen. Obwohl sich zwei der Brüder bereits 1920 aus dem Geschäft zurückzogen, blieb der Name „Bonn Frères“ bestehen; Myrtil Bonn leitete fortan das Unternehmen allein. Das Möbelhaus befindet sich damals in der rue Philippe II Nr. 11, dort, wo heute der Juwelierladen Mauboussin ist.
Luxemburgisches Architekturerbe
1925/26 ließ man gleich nebenan, wo sich vorher das seinerzeit bekannte Café Jentgen befand, ein neues Gebäude errichten, das zu einem der emblematischsten Häuser der Stadt wurde. Gebaut vom Unternehmer Achille Giorgetti nach den Plänen des Architekten Léon Bouvart, war das „Palais du mobilier Bonn Frères“ für die damalige Zeit ein sehr modernes Gebäude. Das siebenstöckige Haus – seinerzeit das größte Möbelhaus in Luxemburg – im Art-Déco-Stil, mit seinen großen Fenstern ist eines der ersten Gebäude, die damals mit Stahlbeton erbaut wurden – für die 20er Jahre eine noch nicht sehr gängige Methode.
Eine weitere wichtige Entscheidung traf Myrtil Bonn im Jahre 1928, als er seinen Schwiegersohn Paul Lazard in den Betrieb nahm, eine äußerst weitsichtige Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Der Zweite Weltkrieg und vor allem die deutsche Besatzung waren eine Tragödie sowohl für die Familie Bonn – die Brüder Robert und Raoul starben während der Deportation–wie auch für das Möbelhaus, das von den Nazis beschlagnahmt wurde. Aus dem „Palais du mobilier Bonn Frères“ wurde das nicht sehr erfolgreiche „Einrichtungshaus Möbel und Heim“. Um den Mangel an Verkaufsobjekten zu verschleiern, seien die großen Fenster oft mit Nazipropaganda zugeklebt gewesen, schreibt der Historiker Robert Philippart in seinem Buch „De l’industrialisation au design“. Nach Kriegsende konnte die Familie ihren Besitz wiedererlangen, und nach Myrtils Tod 1956 übernahm Paul Lazard das Unternehmen, nach ihm sein Sohn André. Heute leitet dessen Sohn Jean-Claude das Haus. In einem Interview vor zwei Jahren mit der Handelskammer nannte er das Vertrauen jeder Generation in ihre Nachfolger, die Tradition weiterzuführen, als Grund für das langjährige Bestehen des Unternehmens.
Zwischen 1990 und 1994 wurde das Gebäude an der Ecke rue Philippe II – rue de la Poste grundlegend umgebaut und erhielt das heutige Aussehen. „Mobilier Bonn“ ist heute Teil des „Carré Bonn“, einer Passage mit Geschäften, Lokalen und Büroräumen. Ab Mitte September ist wegen der Umbauarbeiten der Haupteingang des Traditionsgeschäfts geschlossen. Kunden haben durch die Ladenpassage von der rue Philippe II 7-9 oder von der rue de la Poste 20-22 aus Zugang.
(Quelle: Die historischen Details entstammen dem Buch „De l’industrialisation au design“ von Robert Philippart, erschienen zum 160. Jahrestag von „Bonn Frères“, sowie dem Magazin „Ons Stad“ der Stadt Luxemburg)
- Das Country-Radio aus Gilsdorf - 30. Dezember 2024.
- Tania Schott aus Bissen ist eine international renommierte Teddybär-Künstlerin - 29. Dezember 2024.
- „Péiteng on Air“ sendet aus einer ehemaligen Kirche - 29. Dezember 2024.
Eines der schönsten und geschichtsträchtigen Häuser der Oberstadt. Hoffentlich betriift die Veränderung nicht das Gebäude.
Wann engem d’hallef Strooss gehéiert, da brauch een net iwwert de Bail ze kloen.