Trockenperiode / Monatelanges Niederschlagsdefizit macht Luxemburgs Flüssen und Bächen schwer zu schaffen
Luxemburg wartet auf Regen. Doch der bleibt weiterhin aus. Die Dürre hinterlässt nicht nur auf Wiesen und Feldern ihre Spuren: ausgetrocknete Bäche, historisch niedrige Wasserstände, Schäden für die Tier- und Pflanzenwelt. Das Wasserwirtschaftsamt und Meteolux geben auf Tageblatt-Nachfrage hin Einblicke in die aktuelle Lage von Luxemburgs Wasserläufen.
Die anhaltende Trockenheit macht Luxemburg schwer zu schaffen: Die Folgen reichen von Ernteverlusten, Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt bis hin zu komplett ausgetrockneten Bächen im Ösling. Ein Vergleich mit den vergangenen Jahren zeigt den Ernst der Lage. So geht aus einer Mitteilung des Wasserwirtschaftsamtes von Anfang August hervor, dass bereits zu diesem Zeitpunkt die Pegelstände der Wasserläufe auf die Hälfte der zwischen 2002 und 2020 beobachteten Werte gesunken waren. Schon im Juli hätten die Wasserstände der Wasserläufe im Ösling bei einem Viertel ihrer Normalwerte gelegen. Die Our und die Obersauer wiesen sogar „besonders niedrige und besorgniserregende Pegelstände auf“. Auch die Lage der Attert und der Mosel wird seit Juli vom Wasserwirtschaftsamt als „kritisch“ eingeschätzt.
Mithilfe des Niedrigwassermonitorings, das mit den Partnern der Internationalen Kommissionen zum Schutz von Mosel und Saar (IKSMS) betrieben wird, ließen sich „sehr seltene Niedrigwasserstände“ an der Sauer und der Attert und sogar „extrem seltene Wasserstände“ bei der Our feststellen. „Diese Stände treten im Durchschnitt nur alle 20 respektive alle 50 Jahre und mehr ein“, betont das Wasserwirtschaftsamt gegenüber dem Tageblatt.
LINK Wasserstände Luxemburger Gewässer
Die Flüsse und Bäche im Süden Luxemburgs seien im Vergleich weniger stark gefährdet, heißt es in der Mitteilung. Doch auch der Pegel dieser Gewässer haben im Juli im Durchschnitt bei weniger als 60 Prozent der normalen monatlichen Wasserstände gelegen.
Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge und der hohen Temperaturen der vergangenen Wochen „bleiben die Wasserstände flächendeckend sehr niedrig beziehungsweise haben weiter abgenommen“, teilt das Wasserwirtschaftsamt mit. Auch in den Jahren 2018, 2019 und 2020 seien an einigen Fließgewässern neue Niedrigstände gemessen worden. Allerdings jeweils im September. In diesem Jahr kamen sie also früher. Die meteorologischen Umstände wiesen zudem darauf hin, dass sich die Pegel noch weiter verringern werden.
Ausgetrocknete Bäche
Kleinere Wasserläufe sind in diesem August in Luxemburg bereits ausgetrocknet, teilten das Umweltministerium und das Wasserwirtschaftsamt am Freitag vergangener Woche mit. Um welche Gewässer genau es sich dabei handelt, wurde allerdings nicht präzisiert. Wie das Wasserwirtschaftsamt auf Tageblatt-Nachfrage hin mitteilt, sind hauptsächlich „kleine Gewässer ohne signifikanten Grundwassereinfluss“ betroffen.
Da die Wasserverwaltung aber nur Messungen an den größeren Gewässern vornimmt, könnten trocken gefallene Bäche nicht systematisch erfasst werden. Demnach gebe es keine umfassende Auflistung der bisher ausgetrockneten Gewässer. Die Hydrologie-Abteilung des Wasserwirtschaftsamts arbeite derzeit aber an Karten, die die Niedrigwasservulnerabilität von Luxemburgs Gewässern aufzeigen sollen. Gemeint sind Karten, in denen die Wasserläufe hervorgehoben werden, die besonders anfällig für Niedrigwasser sind.
Fische und Insekten werden von ihrem Rückzugsraum und Laichhabitat abgeschnitten, müssen in tiefere Bachabschnitte ausweichen oder sterben teilweise
Das Phänomen der ausgetrockneten Bäche ist jedoch „teilweise nur von kurzer Dauer“, so die Wasserverwaltung. Gerade kleine Gewässer des Öslings seien aufgrund der geologischen Gegebenheiten eher vom Austrocknen gefährdet. Nichtsdestoweniger sei das Austrocknen dieser Wasserläufe laut Ministerium ein „seltenes und besorgniserregendes Ereignis“. Der Rückgang der Wasserstände wirkt sich nämlich gleich in mehrfacher Hinsicht direkt auf die Wasserflora und -fauna aus und hat eine Verschlechterung der Wasserqualität zur Folge.
„Etwas“ Regen am Wochenende
Laut Luca Mathias vom staatlichen Wetterdienst Meteolux könnte es in Luxemburg am Freitag und Samstag etwas regnen – die Betonung liege jedoch dabei auf „etwas“, so Mathias. In den vergangenen Wochen sei es bereits häufiger vorgekommen, dass Regen in den Modellen vorhergesagt wurde, das sei allerdings jeweils nie besonders viel Niederschlag gewesen. „Das wird nicht wirklich etwas bringen für die Pegelstände“, erklärt er, da solche geringen Mengen nicht für ein Auffüllen ausreichten. Nach Freitag und Samstag werde es zudem voraussichtlich wieder trockener. Grundsätzlich könne man Regen bis zu rund fünf Tage gut voraussagen, alles darüber hinaus falle eher unter die Kategorie „gewagte Aussagen“, so Mathias. (mb)
Einerseits führen die niedrigen Pegel zu einer erhöhten Konzentration der Schadstoffbelastung, da der Verdünnungseffekt des Wassers gemindert wird. Andererseits steigt die Wassertemperatur durch die niedrigen Pegelstände schneller an, wodurch wiederum der Sauerstoffgehalt abnimmt. Der Sauerstoff ist jedoch essenziell für das Überleben und Gedeihen von Wasserorganismen. Der Rückgang der Pegel führt zudem zu einer Einschränkung des Lebensraums dieser Organismen. „Fische und Insekten werden von ihrem Rückzugsraum und Laichhabitat abgeschnitten und müssen in tiefere Bachabschnitte ausweichen oder sterben teilweise“, sagt das Wasserwirtschaftsamt.
Die Temperatur der Alzette belaufe sich derzeit am Pegel Ettelbrück auf etwa 19 Grad Celsius – etwas mehr als der sommerliche Durchschnitt von 17,8 Grad. Die Our misst am Pegel Dasburg 20 Grad. Dort liegt der sommerliche Durchschnitt bei 18,3 Grad Celsius. Das Wasserwirtschaftsamt weist jedoch darauf hin, dass die Durchschnittstemperaturen lediglich als Richtwert zu verstehen sind, da das Bemessungszeitfenster dafür sehr kurz ist.
Monatelanges Niederschlagsdefizit
„Seit März 2022 weisen alle nachfolgenden Monate ein Niederschlagsdefizit auf“, teilt der staatliche Wetterdienst Meteolux auf Tageblatt-Nachfrage hin mit. Insgesamt seien vom März bis zum 22. August nur 155 Liter pro Quadratmeter gefallen. Im Frühjahr habe es dieses Jahr mit 88,8 Litern leicht mehr geregnet als im Sommer mit 66,2 Litern. Für den März hat Meteolux 25 Liter pro Quadratmeter gemessen, im April waren es 34 und im Mai 29,8 Liter.
In der Periode von März bis August war der Juni mit insgesamt 46,4 Litern pro Quadratmeter der regenreichste Monat. Der Juli war dagegen extrem trocken: mit lediglich 6,8 Litern pro Quadratmeter war er der regenärmste Monat. Im noch laufenden August hat Meteolux bisher 13 Liter Niederschlag gemessen.
Wie groß das Niederschlagsdefizit tatsächlich ist, wird durch den Vergleich des Mittelwerts bewusst: In den Jahren 1991 bis 2022 lag dieser fürs Frühjahr (März bis Mai) bei 179,3 Litern pro Quadratmeter. In Frühjahr 2022 sind also weniger als die Hälte dieser Niederschläge gefallen. In den Sommern (Juni bis August) hat es in den vergangenen 30 Jahren durchschnittlich 217,0 Liter geregnet, also fast viermal mehr als in diesem Jahr.
Diese Stände treten im Durchschnitt nur alle 20 bzw. 50 Jahre und mehr ein
Nur langanhaltende Niederschläge könnten laut der Wasserverwaltung der Trockenheit Einhalt gebieten. Kurze, intensive Regenfälle hingegen würden die Pegel nur kurzfristig ansteigen lassen, ohne aber eine langfristige Besserung zu bewirken. Diese würden im Extremfall eher zu Überschwemmungen und Sturzbächen führen.
Keinen direkten Einfluss auf das Grundwasser
Die langanhaltende Trockenheit hat allerdings keinen direkten Einfluss auf Luxemburgs Grundwasserspeicher, wie das Wasserwirtschaftsamt erklärt. In der Regel trügen vor allem die Niederschläge von Oktober bis März zur Grundwasserneubildung bei. Auch vereinzelte Regenschauer hätten derzeit keine Auswirkungen auf Luxemburgs Grundwasser. Das Regenwasser würde lediglich die obersten Zentimeter des Bodens anfeuchten und die Vegetation würde „jeden Tropfen“ davon aufnehmen.
„Es müsste mindestens zwei Wochen lang mäßig und dauerhaft regnen, damit die Niederschläge irgendeinen Einfluss auf die Grundwasserspeicher haben“, teilt ein Sprecher des Wasserwirtschaftsamts mit. Luxemburgs Trinkwasservorkommen reiche laut Umweltministerium noch aus, dennoch solle man vorsichtig mit dem Wasser umgehen und nicht mehr verbrauchen als unbedingt notwendig.
Wasserverbrauch
Über die vergangenen 20 Jahre betrachtet wird in den Sommermonaten Juni und Juli in Luxemburg das meiste Wasser verbraucht, teilt die Wasserverwaltung mit. Das sei aufgrund der hohen Durchschnittstemperaturen und der längeren Sonnenscheindauer auch nicht verwunderlich. Der erhöhte Verbrauch sei u.a. auf das Bewässern der Gärten, das „Auffüllen von Planschbecken“ und das Kühlen mit Klimaanlagen zurückzuführen.
Am wenigsten Wasser wird im Dezember, Januar und August verbraucht, was einerseits auf die niedrigeren Temperaturen zurückzuführen ist und andererseits darauf, dass in diesen Monaten – über die Feiertage hinweg – viele Menschen in Urlaub fahren.
Der August nehme als Sommermonat eine Sonderstellung ein. Trotz der hohen Temperaturen sei der Wasserverbrauch im August vergleichsweise niedrig. Dies vor allem wegen des Kollektivurlaubs in der Baubranche und der Urlaubssaison.
Mosel weist so viele Blaualgen auf wie noch nie
In der Mosel gibt es so viele Blaualgen wie noch nie. Der für das Badeverbot maßgebliche Grenzwert von 75 Mikrogramm Blaualgen-Chlorophyll A pro Liter werde teilweise um das Doppelte überschritten, teilte das rheinland-pfälzische Landesumweltamt am Mittwoch in Mainz mit. In Fankel im Landkreis Cochem-Zell wurden mehr als 153 Mikrogramm gemessen. Die Behörde warnte vor einem Kontakt mit dem Wasser.
Gewässer und Ufer mit deutlich grüner Färbung sollten gemieden werden. Zudem solle das Wasser auf keinen Fall getrunken werden. Das Landesumweltamt forderte dazu auf, auch Hunde und Pferde vom Wasser fernzuhalten. Auch Schwimmen und andere Sportarten mit engem Kontakt zum Moselwasser sollen vermieden werden. Verboten ist der Wassersport allerdings nicht.
Das Landesumweltamt wies darauf hin, dass die Mosel kein Badegewässer ist. Blaualgen bilden in langsam fließenden Bereichen grüne Teppiche. Sie entstehen durch eine massenhafte Vermehrung von Cyanobakterien und können Giftstoffe ins Wasser absondern. Bei Kontakt mit Schleimhäuten können sie Reizungen, Bindehautentzündungen oder Quaddeln auf der Haut auslösen. (AFP)
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Wenn kein Wasser in den Bächlein sind, können doch die Fahradfahrer diese benutzen. So werden nicht Strassen gesperrt für Autofahrer.
@Romain/
Hahahaha, saugutt!
Für steuerzahlende Auto-und Motorradfahrer.